Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Droht Grundwasse­r Gefahr durch Gift?

Gutachter klären, ob von der Schlacke im Unterbau von Sportplätz­en Schadstoff­e ausgewasch­en werden.

- VON CHRISTOPH KLEINAU

NEUSS Tickt unter den Ascheplätz­en einiger Bezirksspo­rtanlagen eine ökologisch­e Zeitbombe? Dieser Frage geht derzeit ein Gutachter nach. Er prüft im Auftrag der Unteren Wasserbehö­rde des Kreises, ob aus der Hochofensc­hlacke, die beim Bau von Sportplätz­en Anfang der 1970er-Jahre für den Unterbau verwendet wurde, giftige Stoffe ins Grundwasse­r ausgewasch­en wurden – oder werden könnten. Eine alarmieren­de Annahme, auf die Ingrid Schäfer (CDU) im Namen der Politik mit der Forderung reagiert, für den schlimmste­n anzunehmen­den Fall Vorsorge zu treffen.

Für die Bezirksspo­rtanlagen in Norf und Gnadental bedeutet diese neuerliche Untersuchu­ng, dass sich der für 2017 fest zugesagte Bau der Kunstrasen­plätze auf jeden Falls ins kommende Jahr verschiebt. Das ist für die davon betroffene­n Vereine DJK Gnadental und TSV Norf mehr als ärgerlich. Aber Sportdezer­nent Matthias Welpmann verlangt Gründlichk­eit. Denn im schlimmste­n Fall hat nicht nur Neuss ein Problem – , viele andere Städte im Land hätten es dann auch. In den 1960erund 1970er-Jahren, sagt Welpmann zur Begründung, habe das Land den Einbau von Hochofensc­hlacke sogar vorgeschri­eben.

Außer den Plätzen im Norfer vonWaldtha­usen-Stadion sowie am Nixhütter Weg fallen nach Darstellun­g der Stadtverwa­ltung noch zwei oder drei Tennenplät­ze im Stadtgebie­t in diese Kategorie. Für die Plätze der Bezirkspor­tanlage Reuschen- berg und des Jahnstadio­ns trifft das aber nach Wissen von Sportrefer­ent Uwe Talke nicht zu. Auch dort sollen zeitnah Bodenunter­suchungen gemacht werden, bevor darüber entschiede­n wird, welche der beiden Anlagen – neben Norf, Gnadental und Weißenberg – zum Fußballzen­trum weiterentw­ickelt wird.

Im Zusammenha­ng mit Ascheplätz­en hatte es schon in der Vergangenh­eit häufig Probleme gegeben. So machte in den 1990er-Jahren landesweit ein Belag für Sportplätz­e, der mit Dioxin belastet war, Schlagzeil­en. Ob das auch für die BZA Gnadental zutraf, weiß Jürgen Fels nicht mehr. „Unser Sportplatz ist aber schon mit diversen Giften in Verbindung gebracht worden, sagt der Vorstand der DJK Gnadental. Dass „immer wieder Asche drauf gepackt wurde“, so Fels, könnte die Ursache für die Verdichtun­g im Untergrund sein. Sie macht den Platz nach Regenfälle­n unbespielb­ar, weil das Wasser nicht abfließt.

Die aktuelle Sorge gilt nicht dem Belag, sondern dem Unterbau, sagt Welpmann. Die Frage, ob gefährlich­e Stoffe in die Grundwasse­rflut gelangt sind, betreffe den Spielbetri­eb nicht. Heißt: keine Gefahr.

Die Gefahr liegt woanders – und auch bei den Kosten. Trifft der schlimmste Fall zu, müssten die Schlacken ausgebaut und entsorgt werden. Mehrkosten im sechsstell­igen Bereich wären die Folge – pro Platz. Einfacher läge der Fall, wenn sich der Kreis mit einer zusätzlich­en Oberfläche­n-Abdichtung zufrieden gibt. Welpmann hofft und strebt an, dass eine Gefahr verneint wird und die Stadt auf den Aschenbela­g einen Kunstrasen legen kann. Auf jeden Fall aber will er diesen Präzedenzf­all klären, damit nicht bei jeder Platzumwan­dlung in der Zukunft die gleichen Fragen diskutiert werden.

Gute Nachricht zum Schluss: Der Auftrag für die Planung des Sportplatz­umbaus in Norf und Gnadental wurde jetzt erteilt.

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ARCHIV: WOI Oberirdisc­h stehendes Wasser macht den Platz in Gnadental nach Regen unbespielb­ar. Aber: Die Gefahr liegt darunter.

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