Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Neusserin ist an der Stange Vizemeiste­rin

Poledance ist eine neue Trendsport­art, die sich vom anrüchigen Image gelöst hat. Linda Krainitzki trat bei der Deutschen Meistersch­aft an.

- VON MERLIN BARTEL

NEUSS Die Sportszene des RheinKreis­es Neuss ist um eine Deutsche Vizemeiste­rin reicher: Linda Krainitzki. Dass der Name nicht in aller Munde ist, liegt an ihrer außergewöh­nlichen Sportart. Die 25-jährige Neusserin macht Poledance.

Der Tanz an der Stange hat heutzutage nichts mehr von seinem einst anrüchigen Image. Die Deutsche Polesport-Meistersch­aft ist internatio­nal anerkannt, sogar eine Qualifikat­ion zur Weltmeiste­rschaft ist möglich. Trainiert wird in speziellen Studios. Linda Krainitzki übt im Düsseldorf­er „Poleland“– gemeinsam mit der 23-jährigen Birte Zeitner aus Erkelenz. Als Duo holten sie in der Kategorie „Double Amateur“den Deutschen Vizemeiste­rTitel.

Den Weg zum Poledance fanden die zwei Sportlerin­nen vor drei Jahren über das Sportangeb­ot der Heinrich-Heine-Universitä­t in Düsseldorf. „Aus Neugier habe ich angefangen – und war sofort begeistert“, erzählt Krainitzki. Sie tanzte zuvor HipHop, Zeitner kommt vom Turnen. „Poledance ist ein irres Training, das den ganzen Körper beanspruch­t“, sagt die Neusserin. „Ich hätte nie gedacht, dass ich solche Verrenkung­en machen kann. Das gab mir viel Selbstvert­rauen. Man muss sich aber immer wieder überwinden.“

Auch Birte Zeitner suchte im Poledance eine neue Herausford­e- rung: „Man braucht sehr viel Kraft, Ehrgeiz und muss auch mal Schmerzen ertragen können“, sagt sie. „Für mich war die Sportart genau das Richtige, weil sie turnerisch­e, akrobatisc­he und tänzerisch­e Elemente verbindet.“Das Tanzen an der Stange beanspruch­t alle Muskeln. „Eine neue Choreograp­hie bedeutet eine neue Belastung für den Körper. Ich habe jedes Mal an anderen Stellen Muskelkate­r“, sagt Linda Krainitzki.

Nicht nur für erfahrene Sportler eignet sich Poledance. „Das Tolle ist, dass man auch als unsportlic­her Birte Zeitner Mensch einsteigen kann“, sagt Birte Zeitner. „Es gibt viele Bewegungen, die für Anfänger machbar sind. Mit der Zeit gewinnt man Kraft und Körperspan­nung.“Viele Studios – wie auch das „Poleland“– bieten Kurse für unterschie­dliche Leistungss­tufen an. „Manche gehen es sportlich an, andere tanzen auch gerne sexy – aber niemals vulgär“, betont Linda Krainitzki. „Gelegentli­ch kommen komische Blicke oder Sprüche – von Männern wie von Frauen. Echtes Interesse überwiegt aber zum Glück.“

Poledance hat heute nichts mehr von dem anzügliche­n Image, das ihm früher anhaftete. „Wir erleben unterschie­dliche Reaktionen, aber so gut wie keinen negativen Kommentar“, erzählt Birte Zeitner. „Von meiner Mutter höre ich aber schon mal, die Hose zeige zu viel Hintern. Bei der Deutschen Meistersch­aft gibt es dafür allerdings Punktabzug.“

Derzeit gibt es noch wenige Wettkämpfe – auch, weil bei der Deutschen Meistersch­aft strenge Regeln gelten. „Die Konkurrenz wächst aber gefühlt täglich“, berichtet Linda Krainitzki. In diesem Jahr nahmen mehr als 150 Athleten an der Deutschen Meistersch­aft in Dortmund teil. „Zu meiner Freude auch immer mehr Männer“, sagt die Neusser Sportlerin. „Häufig sind deren Choreograp­hien richtig witzig. Sie setzen mehr auf Dynamik als auf Eleganz und nehmen sich selbst nicht zu ernst.“

„Poledance verbindet turnerisch­e, akrobatisc­he und tänzerisch­e Elemente“ Poledancer­in

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