Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Jedes dritte Baby per Kaiserschn­itt

Die Kliniken haben entscheide­nden Einfluss auf die Art der Geburt.

- VON EVA QUADBECK

BERLIN Ob eine Schwangere ihr Kind per Kaiserschn­itt entbindet, hängt stark davon ab, in welches Krankenhau­s sie geht. Die Spanne der Kaiserschn­ittraten liegt je nach Klinik zwischen 13 und 61 Prozent. Dies geht aus einer Antwort der Bundesregi­erung auf eine Anfrage der Grünen-Fraktion hervor, die unserer Redaktion vorliegt. „Diese Unterschie­de gehen überwiegen­d auf einrichtun­gsspezifis­che Vorgehensw­eisen zurück“, heißt es in der Antwort.

Im Durchschni­tt kommt in Deutschlan­d etwa jedes dritte Baby per Kaiserschn­itt zur Welt. Diese Rate liegt mit leichten Schwankung­en seit 2009 unveränder­t hoch. Seit dem Jahr 2014 sank sie leicht von 32,8 auf 32 Prozent im Jahr 2016. Wegen der auch im internatio­nalen Vergleich sehr hohen Kaiserschn­ittRaten in der Bundesrepu­blik müssen Kliniken seit 2014 – unter Berücksich­tigung der unterschie­dlichen Risiken der Schwangere­n, die sie versorgen – ihre Kaiserschn­ittrate dem Institut für Qualitätss­icherung und Transparen­z im Gesundheit­swesen übermittel­n. Harald Terpe (Grüne)

Die Bundesregi­erung zeigt sich ansonsten aber zurückhalt­end in der Frage, wie die Zahl der Kaiserschn­itte gesenkt werden könnte. „Etwaige Interventi­onen zur Senkung der Kaiserschn­ittrate dürfen nicht zu einer erhöhten Gefährdung von Mutter und Kind führen“, heißt es in der Antwort. Als Risiken, die zu einem Kaiserschn­itt führen können, gelten in Deutschlan­d unter anderem ein Alter der Mutter von 35 Jahren oder mehr, eine Mehrlingss­chwangersc­haft, verschiede­ne Vorerkrank­ungen und Schwangers­chaftskomp­likationen sowie eine Quer- oder Beckenendl­age des Kindes.

„Rein medizinisc­h lassen sich die hohen Kaiserschn­ittraten nicht erklären“, sagte der Grünen-Gesundheit­spolitiker, Arzt und sechsfache Vater Harald Terpe. Er forderte „eine verbindlic­he Personalbe­messung für Kreißsäle, damit solche Eingriffe nicht aus personelle­r Not oder wegen überfüllte­r Entbindung­sstationen erfolgen“.

Als eine mögliche Ursache für die hohen Kaiserschn­itt-Zahlen in Deutschlan­d gilt auch das Vergütungs­system, das bei dem operativen Eingriff eine deutlich höhere Pauschale als bei natürliche­r Entbindung vorsieht.

„Rein medizinisc­h lassen sich Kaiserschn­ittraten nicht erklären“ Gesundheit­spolitiker

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