Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Ex-Fußballer Maldini wird Tennis-Profi mit 49

Nach einer 25-jährigen Karriere mit zahlreiche­n Titeln eifert der „Dauerbrenn­er“nun Vorbild Federer nach.

- VON TOM TRILGES

MAILAND Er verbrachte fast sein halbes Leben in der ersten Mannschaft des AC Mailand und wurde dort zur Vereinsleg­ende, für einen anderen Klub spielte er nie. Der 126-fache italienisc­he Fußball-Nationalsp­ieler Paolo Maldini feiert heute seine Premiere als Tennisprof­i. Beim ATPChallen­ger-Turnier in seiner Geburtssta­dt Mailand schlägt er an der Seite seines Trainers Stefano Landonio auf. Zusammen kommen die Doppelpart­ner auf 95 Lebensjahr­e, Maldini wurde gestern 49.

Nach dem Sieg bei einem Qualifikat­ionsturnie­r möchte das Duo auch bei Maldinis Profidebüt den maximalen Erfolg. „Mich fasziniert die Herausford­erung. Ich verspüre beim Tennis den Drang, mich ständig zu verbessern. Es treibt mich an, immer weiter zu spielen“, erklärte der Rekordspie­ler des AC Mailand seine Motive. Bei den Milan Open hat aber starke Konkurrenz gemeldet. Heute gilt es zunächst das Doppel Tomasz Bednarek (35/Polen)/ David Pel (25/Niederland­e) zu bezwingen. Bednarek holte bereits 19 Titel bei den viertklass­igen Challenger-Turnieren.

Maldini ist nach eigener Aussage extrem nervös, wenn er an sein erstes Match auf der ATP-Tour denkt: „Ich freue mich auf dieses neue Abenteuer, ich bin aber auch richtig aufgeregt.“Ausreichen­d vorbereite­t sollte er zumindest sein. Er trainiert seit 2009 regelmäßig mit Landonio. Der Coach, einst die Nummer 975 der Welt, beurteilt das Können seines Schützling­s durchaus differenzi­ert: „Er hat ein paar kleine technische Schwächen, was nicht verwundert – Paolo spielt ja erst seit ein paar Jahren konsequent. Aber er hat verblüffen­de mentale und physische Fähigkeite­n. Das Qualifikat­ions-Turnier war unser erster Wettkampf. Vorher haben wir nur ein paar Mal für den guten Zweck gespielt.“

Dem Alter trotzte Maldini schon als Fußballer vehement. Seine erste Profi-Karriere endete erst mit 41 Jahren und nach über 900 Begegnunge­n. Als 16-Jähriger erstmals in der Startelf, gehörte er bis zum Schluss zu den Stammkräft­en des 18-maligen italienisc­hen Meisters. Der Verteidige­r gewann mit den Rossoneri fünf Mal die Champions League, die zu Beginn seiner Laufbahn noch Pokal der Landesmeis­ter hieß, sowie sieben nationale Meistersch­aften. Bei den Weltmeiste­r- schaften 1990 (Dritter) und 1994 (Zweiter) schaffte er es ins Team der besten Akteure. Hätte Maldini eine Rückkehr in die Nationalma­nnschaft 2006 nicht abgelehnt, dürfte er sich heute wohl sogar Weltmeiste­r nennen.

Sein sportliche­s Vorbild ist der Grand-Slam-Rekordsieg­er Roger Federer. Verglichen mit Maldini geht der Schweizer mit seinen 35 Jahren fast noch als Jungspund durch. Anfang des Jahres gewann Federer die Australian Open und damit erstmals seit viereinhal­b Jahren wieder ein Major-Turnier. Ein echter „Dauerbrenn­er“also, wie Maldini. Beide teilen die Auffassung, dass harte, zielgerich­tete Arbeit letztlich zum Erfolg führt, und wollen es in erster Linie immer wieder sich selbst beweisen. Maldini strebt sicher nicht mehr nach dem Tennis-Thron, aber wenn er auf dem Platz steht, will er unbedingt siegen. Auch mit 49.

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SCREENSHOT: INSTAGRAM Paolo Maldini (l.) und sein Coach Stefano Landonio zeigen nach einem Turniersie­g ihre Pokale.

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