Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Grüne fordern Diskussion über Straßennam­en

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(arl) Der Stadtrat lässt alle Straßen daraufhin prüfen, ob sie nach historisch belasteten Personen benannt sind – in Bilk zeigt sich jetzt, wie der Umgang mit solchen problemati­schen Straßennam­en aussehen könnte. Historiker der Heine-Universitä­t haben mit der Mahn- und Gedenkstät­te und dem Stadtarchi­v einen Vorschlag für eine kritische Auseinande­rsetzung mit der Wiss- mannstraße erarbeitet – ohne dass sie umbenannt wird, was Anwohner abgelehnt hatten. Die Historiker schlagen den Aufbau von zwei Stelen vor, die an den Namensgebe­r Hermann von Wissmann und den Kolonialis­mus erinnern. Die Grünen in der Bezirksver­tretung 3 kritisiere­n angesichts der aktuellen Diskussion, dass der Vorschlag noch nicht dem Gremium präsentier­t wurde. „Wir fordern eine öffentlich­e Vorstellun­g“, sagt Thorsten Graeßner. Bei der Abstimmung sollten zudem die Anwohner beteiligt werden, die sich engagiert hatten.

Die Straße ist nach einem Gouverneur der Kolonie Deutsch-Ostafrika benannt, der für grausame Verbrechen an den Einwohnern verantwort­lich war. Der Kulturauss­chuss des Stadtrats hat auf Initiati- ve der Linksparte­i einstimmig beschlosse­n, alle weiteren rund 3000 Straßen auf eine problemati­sche Benennung überprüfen zu lassen. Dies geschah, nachdem auch die schließlic­h umbenannte HansGünthe­r-Sohl-Straße in Flingern jüngst zu einer Debatte geführt hat; der ehemalige Thyssen-Chef war als Wirtschaft­sführer in der NS-Zeit aktiv gewesen. Mahn- und Gedenk- stätte und Stadtarchi­v sollen jetzt mögliche Kriterien erarbeiten.

Neben der NS-Zeit steht bei solchen Debatten derzeit der Kolonialis­mus im Fokus. Daher könnte ein Quartier im Süden in den Fokus geraten, das nach führenden Akteuren des Kolonialis­mus benannt ist. Eine deutschlan­dweite Initiative gegen „koloniale Straßennam­en“kritisiert neben der Nettelbeck­straße (Pem- pelfort) die sieben Straßen dieses Quartiers. Dazu gehören Fischstraß­e, Leutweinst­raße, Petersstra­ße, Sodenstraß­e, Solfstraße und Woermannst­raße. Diese Straßen gehören, anders als gestern fälschlich berichtet, nicht zu Garath, sondern zum benachbart­en Urdenbach. Einzige Ausnahme ist die ebenfalls zugehörige Lüderitzst­raße, die auf der Grenze der beiden Stadtteile liegt.

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