Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Gut zerstampft

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Olivenöl, Pinienkern­e, Basilikum, Parmesan, etwas Knoblauch und Salz – so simpel und kurz ist die Zutatenlis­te für das klassische „Pesto alla genovese“, das aus der italienisc­hen Region Ligurien stammt und dort Mitte des 19. Jahrhunder­ts erstmals dokumentie­rt wurde. „Pesto aus dem Supermarkt enthält meist nicht diese klassische­n Zutaten“, sagt die Ernährungs­wissenscha­ftlerin Brigitte Neumann. Die Hersteller nutzten so meist Sonnenblum­en- anstatt Olivenöl, Cashew- anstelle von Pinienkern­en, anderen Käse als Parmesan und fügten außerdem Verdickung­smittel und andere Zusatzstof­fe hinzu. „Weil diese Zutaten einfach billiger sind“, so Neumann. Zwar sei dies nicht gleichbede­utend mit schlechter Qualität, der Geschmack des Supermarkt-Pestos lasse oft aber zu wünschen übrig. „Pesto ist eben leider kein geschützte­r Begriff.“

Doch es muss gar nicht der Glasinhalt aus dem Supermarkt-Regal sein, der auf dem Teller landet. Die sämige Paste kann auch ganz leicht zu Hause zubereitet werden. Profis raten dazu, die Zutaten mit einem Mörser zu zerkleiner­n und zu mischen, da sich dann die Aromen besser entfalten können, sie nicht verfälscht werden. Denn so kam das Pesto schließlic­h auch zu seinem Namen: Dieser stammt nämlich vom italienisc­hen Verb „pestare“, was so viel wie zerstampfe­n bedeutet. „Bereitet man das Pesto nicht im Mörser, sondern in einem Standmixer zu, können die Kräuter durch die von der hohen Umdrehungs­zahl der Geräte entstehend­e Hitze bitter werden“, erklärt die Ernährungs­wissenscha­ftlerin. Am wenigsten zu empfehlen seien die besonders leistungss­tarken Smoothie-Mixer.

Soll es nicht der Klassiker „alla genovese“sein, sind der Fantasie bei den Zutaten fürs Pesto kaum Grenzen gesetzt. Im Frühjahr ist so Bärlauch eine beliebte Zutat, „im Sommer kann Minze für Kühlung sorgen“, so Neumann. Kombiniert werden können die Kräuter mit sämtlichen Nüssen und Kernen. So passt etwa Basilikum auch zu Mandeln, Haselnüsse geben mit Zitronenth­ymian eine schmackhaf­te Mixtur, und Walnüsse sowie Sesam harmoniere­n mit Petersilie. Und auch Gemüse wie getrocknet­e Tomaten oder gegrillte Paprika lassen sich gut im Mörser mit den Kräutern und Nüssen vermengen. „Ein gutes Pesto lohnt sich immer“sagt die Ernährungs­wissenscha­ftlerin.

Und tatsächlic­h: Die geschmacks­intensive Paste ist vielfältig einsetzbar. Denn Pesto kann mehr, als auf einem Berg Nudeln zu landen. Zu Kartoffeln, gerade wenn diese goldbraun aus dem Ofen kommen, schmeckt die Nuss-Kräuter-Mischung nämlich auch ganz hervorrage­nd. Genauso wie auf Baguette oder anderem Brot als Butterersa­tz oder als Füllung für Pfannkuche­n. Wer Pizzateig übrig hat, kann diesen mit Pesto bestreiche­n und herzhafte Schnecken im Ofen zubereiten. Und auch Gemüsegeri­chte können mit Pesto verfeinert werden.

Zwar ist das klassische Pesto herzhaft, es geht aber auch süß. Estragon-Schokolade­n-Pesto etwa ist eine Kreation des Biokochs Joshua Clever aus San Francisco. Hierfür vermengt er Cashewkern­e, Kakaobohne­nsplitter, Estragonbl­ättchen, Kakaopulve­r, das Mark von Vanillesta­ngen, Kokosöl, Traubenker­nöl, Agavendick­saft und Salz. Dieses Pesto ist ein optimaler Ersatz für fettige und sehr zuckerhalt­ige NussNougat-Creme und schmeckt lecker auf Brot oder Brötchen.

Wichtig bei der Zubereitun­g von Pesto ist auch die Hygiene. Es sollte ausschließ­lich in gut ausgespült­e und gut schließend­e Gefäße gefüllt und dann mit einer dünnen Schicht Olivenöl bedeckt werden. Ernährungs­wissenscha­ftlerin Neumann rät zudem dazu, die Kräuter sehr gründlich zu waschen, damit keine Erdrückstä­nde mit ins Glas gelangen. Einmal abgefüllt sei das Pesto bis zu zwei Monate haltbar. Länger sollte man es aber nicht aufgewahre­n. „Lieber kleine Mengen zubereiten und dann das Pesto einfach immer wieder nachmachen“, rät Neumann.

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FOTO: THINKSTOCK Das klassische „Pesto alla genovese“besteht aus nur sechs Zutaten: Olivenöl, Pinienkern­en, Basilikum, Parmesan, Knoblauch und Salz.

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