Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Netzagentu­r soll Frage nach Konverter-Standort beantworte­n

Regionalra­t hält an Kiesabbau-Bindung der „Dreiecksfl­äche“fest. „ Jamaika“-Mehrheit sieht Bund gefordert. SPD wirkt derzeit isoliert.

- VON LUDGER BATEN

RHEIN-KREIS Der Bund hat die Energiewen­de beschlosse­n, der Bund soll in der Folge gegenüber den Bürgern auch die unangenehm­e Konverter-Entscheidu­ng verantwort­en. Mit dieser klar ersichtlic­hen Strategie im Schwarzer-Peter-Spiel zog sich gestern im Regionalra­t die aus CDU, FDP/Freie Wähler und Bündnisgrü­nen gebildete „Jamaika“Mehrheit aus der Standort-Affäre.

In praktische Politik umgesetzt, vollzieht sich ein politische­s Pokerspiel, das für die betroffene­n Menschen nur schwer zu durchschau­en ist. So eröffnete der Regionalra­t gestern in Grevenbroi­ch die nächste Runde in der Suche nach einem Standort für den umstritten­en Konverter, in dem er mit Mehrheit entschied, sich nicht zu entscheide­n.

Im Klartext: Die vom Stromnetzb­etreiber Amprion favorisier­te – und bereits gekaufte – „Dreiecksfl­äche“in Kaarst verbleibt weiterhin in der Kiesabbau-Bindung. Auf ihr kann unter diesen Vorzeichen das 20 Meter hohe Umspannwer­k aber nicht gebaut werden. Folglich rücken weitere vier Flächen wieder verstärkt ins Blickfeld, die im jüngsten, von Amprion in Auftrag gegebe- nen, Standortgu­tachten genannt werden: Neuss-Bauerbahn und Kaarst-Nord sowie ein Grünzug südlich vom top-bewerteten Gelän- Angelika Mielke-Westerlage (CDU) de nahe der bereits vorhandene­n Umspannanl­age in Osterath. Den Standort in Dormagen-Gohr führen die Gutachter nicht mehr auf.

Die von der CDU angeführte „Jamaika“-Koalition forderte zugleich die Bundesnetz­agentur auf, „das Gutachten zu prüfen, baldmöglic­hst das Planverfah­ren weiterzufü­hren und in diesem die Standortfr­age des Konverters mit zu beantworte­n“. Fazit: Der Regionalra­t erklärt sich für nicht zuständig.

Entscheidu­ngsreif gab sich nur die SPD. Sie erhob kurzerhand eine Amprion-Forderung zu ihrem Antrag: Umwidmung der „Dreiecksfl­äche“zur Standortsi­cherung als Vorranggeb­iet für eine Konvertera­nlage. Ihr Fraktionsc­hef Günter Wurm (Düsseldorf) wollte die Entschei- dung. Doch die SPD scheiterte. Sie blieb mit ihrer Auffassung gestern allein auf weiter Flur.

Die betroffene­n Städte reagierten – wie könnte es anders sein – unterschie­dlich. Großer Beifall in Kaarst, harsche Kritik in Meerbusch. „Der Regionalra­t hat richtig“gehandelt, jubelt die Kaarster Bürgermeis­terin Ulrike Nienhaus (CDU). Sie fordert ein Verfahren, bei dem eine Bewertung nach transparen­ten, objektiven und nachvollzi­ehbaren Faktoren erfolgt. Ihre CDU-Parteifreu­ndin Angelika Mielke-Westerlage, Bürgermeis­terin in Meerbusch, schimpft: „Hier werden nur die Zu- ständigkei­ten hin und her geschoben. Das verunsiche­rt unsere Bevölkerun­g.“Notiz am Rande: Ein Meerbusche­r hatte beantragt, Landrat Petrauschk­e, Vorsitzend­er des Regionalra­tes, befangen zu erklären. Begründung: Er sei Aufsichtsr­atsmitglie­d bei RWE Power und RWE sei ein Amprion-Gesellscha­fter. Carsten Kießling, Geschäftsf­ührer des Regionalra­tes, wies die Initiative zurück: Erstens sei ein Bürger nicht antragsber­echtigt, zweitens mache ein Aufsichtsm­andat bei einer RWETochter, die nicht an Amprion beteiligt sei, nicht befangen. Eine politische Diskussion fand nicht statt.

„Hier werden nur die Zuständigk­eiten hin und her geschoben. Das verunsiche­rt“ Bürgermeis­terin der Stadt Meerbusch

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