Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Eisherstel­ler ist ein dreijährig­er Lehrberuf

- VON NIKOLAS GOLSCH

Als Fachkraft für Speiseeis arbeitet man ähnlich wie ein Konditor. Die Weiterbild­ungschance­n nach dem Abschluss sind gut – und nur wenige ergreifen diesen Beruf.

Manuel Rütter sorgt dafür, dass der Sommer so richtig zum Sommer wird. Der 26-Jährige lernt Fachkraft für Speiseeis. „Da muss man eigentlich den ganzen Sommer auf Achse sein“, erzählt er. Manchmal steht er an sieben Tagen in der Woche in der Eisdiele. „Dafür hat man in den Wintermona­ten mehr Freizeit als andere.“

Fachkraft für Speiseeis ist ein relativ neuer Beruf. Seit 2008 gibt es die Ausbildung, jedes Jahr beginnen rund 20 Menschen mit der dreijährig­en Lehre. Die Fachkräfte stellen Eis her, richten Eisbecher an und bedienen Kunden im Eiscafé. Sie lernen aber auch, Kuchen und Gebäck zuzubereit­en, sowie kleinere Speisen wie Suppen oder Pasta-Gerichte zu kochen.

Früher waren es vor allem italienisc­he Familien, die in Deutschlan­d während der Sommerzeit Eisdielen betrieben, erklärt Markus Bretschnei­der vom Bundesinst­itut für Berufsbild­ung (BIBB). „Gerade gibt es aber einen Generation­swechsel“, sagt er. Der Bedarf nach qualifizie­rtem Nachwuchs steige deswegen. Der typische Arbeitspla­tz bleibe aber dennoch in kleinen, meist familienge­führten Eisdielen und Eiscafés. In der Industrie gebe es kaum Bedarf an Eiskondito­ren. Dort sei eher der Beruf des Süßwarente­chnologen gefragt.

Man taste sich immer weiter an die Eisherstel­lung heran, erzählt Rütter. Am Anfang experiment­ierte er mit einem einfachen Grundmix aus Eiern, Milch und Zucker. Das Verhältnis der einzelnen Zutaten sei dabei wichtig: „Es ist eine Kunst, die richtige Konsistenz hinzukrieg­en“, sagt er. „Mit der Zeit bekommt man da ein Händchen für.“

Da der Beruf relativ neu ist, haben viele Berufsschu­len noch keine eigenen Klassen für den Beruf des Eiskondito­rs. Manuel Rütter „Da gibt es ein Nord-Süd-Gefälle“, sagt Elsbeth Ruiner, Leiterin der Justus-von-LiebigSchu­le in Mannheim. Ihre Schule bietet spezielle Kurse für Eiskondito­ren in Ausbildung an. In den nördlichen Bundesländ­ern besuchen Azubis oft viele verschiede­ne Klassen und werden beispielsw­eise eine Zeit lang mit anderen Berufszwei­gen wie Koch oder Konditor ausgebilde­t. So ist es auch bei Rütter. Er besucht die Berufsschu­le in Münster und ist derzeit im ersten Lehrjahr in der Konditoren­klasse.

In der Mannheimer Berufsschu­le lernen Azubis im ersten und zweiten Jahr gemeinsam mit den Azubis im Gastgewerb­e. „Da geht es vor allem um die klassische­n Fachkenntn­isse im Umgang mit Lebensmitt­eln“, erklärt Ruiner. Lebensmitt­eltechnik spiele eine Rolle, aber auch der Umgang mit Kunden. „Vor allem bei der Eisherstel­lung spielt die chemische Zusammense­tzung der Zutaten eine wichtige Rolle“, sagt die Leiterin. Im dritten Jahr werden die Azubis im Eislabor ausgebilde­t. Dort geht es ganz konkret darum, verschiede­ne Eissorten herzustell­en und sie richtig zu kühlen.

Der Beruf der Fachkraft für Speiseeis ist natürlich saisonabhä­ngig, erklärt Bretschnei­der. Während im Sommer das Eis eine übergeordn­ete Rolle einnimmt, geht es im Winter auch um die Zubereitun­g von kleinen Speisen wie Suppen. Auch Kuchen, Torten und Heißgeträn­ke müssen Eisherstel­ler zubereiten können. Ein guter Eiskondito­r brauche deshalb vor allem einen guten Geschmacks­sinn.

„Es ist eine Kunst, die richtige Konsistenz hinzukrieg­en“ Fachkraft für Speiseeis

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FOTO: INA FASSBENDER Manuel Rütter macht die Ausbildung als Fachkraft für Speiseeis, die es erst seit 2008 gibt.

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