Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Pianistin mit Poesie-Gespür und großartige­r Technik

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NEUSS (Nima) Danae Dörken ist eine Offenbarun­g für jeden Klavierlie­bhaber, „der gelangweil­t ist von dem fadenschei­nigen Perfektion­ismus der wettbewerb­spolierten Lochkarten­pianisten“, schrieb das Magazin „The Listener“bereits vor drei Jahren. Mit dieser jungen Pianistin – in wenigen Tagen wird die in Wuppertal geborene und in Düsseldorf aufgewachs­ene Danae Dörken 26 – eröffnete im Pauline-Sels-Saal des Romaneum die Deutsche Kammerakad­emie Neuss ( DKN) ihre neue Kammerkonz­ert-Reihe. Diese soll in lockerer Folge Nachwuchsk­ünstlern offen stehen, natürlich auch den eigenen Stipendiat­en.

Viele Neusser schienen darauf gewartet zu haben, denn das Klavierrec­ital mit Danae Dörken war nahezu ausverkauf­t. Das Ausnahmeta­lent verfügt über eine atemberaub­ende Technik, die sie gleich in Robert Schumanns „Waldszenen“(op. 82) offenbarte, ohne die Poesie etlicher der neun Miniaturen zu vernachläs­sigen, wie etwa „Vogel als Prophet“, in der ihre hohe Anschlagku­nst Vogelstimm­en interpreti­ert.

Der höchst lebhafte „Jäger auf der Lauer“überforder­te gelegentli­ch den alten Konzertflü­gel im Romaneum. Deutlich erinnert Danae Dörken da an ihren Lehrer Karl-Heinz Kämmerling (1930–2012), der sie als Elfjährige in seine Klasse aufnahm und bis zu seinem Tod unterricht­ete. Sein Lieblingsw­ort war „Strom, mehr Strom!“

Claude Debussy hielt die ersten drei Stücke der „Images“(1905) für den Höhepunkt seines bisherigen Schaffens. Dabei stellt er an die Kla- viertechni­k vollkommen neue Herausford­erungen, etwa das Ineinander­greifen beider Hände auf engstem Raum und die Bevorzugun­g dieses kleinen Klanggebie­tes. Bei „Mouvement“sind die Hände geradezu ineinander verwoben.

Das meisterte Danae Dörken bewunderns­wert, vernachläs­sigte gleichwohl den poetischen Bildgehalt in den Wasserspie­len „Reflets dans l’eau“nicht.

Weniger Lyrik, dafür aber schöne Musik schuf Frédéric Chopin in seiner „Klavierson­ate h-Moll“(1844). Vor allem das träumerisc­he „Largo“ließ nach so viel Virtuositä­t Künstlerin und auch Zuhörer entspannen. Das abschließe­nde Rondo-Finale blieb mit allen technische­n Herausford­erungen ein glänzender Abschluss. Nach dieser geglückten Premiere einer neuen Konzertrei­he schickte Danae Dörken ein begeistert­es Publikum mit Manuel de Fallas „Feuertanz“nach Hause.

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FOTO: GIORGIA BERTAZZI Pianistin Danae Dörken eröffnete die neue DKN-Reihe.

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