Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Die Korsen danken der Gottesmutter vor allem für den Schutz vor der Pest, die mehrmals auf der Insel wütete
30 Kilometer sind es von der früheren Inselhauptstadt Corte hier hinauf. Lange war die Scala di Santa Regina, einst ein Maultierpfad, der einzige Zugang zum Niolu. Heute gelangt man auch über den auf rund 1664 Metern gelegenen Col de Vergio – den höchsten Pass Korsikas – nach Casamaccioli.
Casamaccioli gehört zu den höchsten und abgelegensten Dörfern der Insel. Doch an diesem Tag ist man auf dem Weg dorthin nicht allein. Es ist der 8. September, der Geburtstag der Jungfrau Maria, der Tausende von Menschen in das Bergdorf lockt. Denn hier wird Korsikas berühmtestes Marienfest gefeiert: A Santa di u Niolu.
Die Jungfrau Maria ist die Schutzpatronin Korsikas, das seit 1768 zu Frankreich gehört. Die Korsen danken der Gottesmutter vor allem für den Schutz vor der Pest, die mehrmals auf der von Invasionen und Eroberungen geprägten Mittelmeerinsel wütete. In ihrer Dankbarkeit haben sie der Jungfrau Maria sogar ihre Hymne „Diu vi salvi Regina“gewidmet.
Ankunft in Casamaccioli. Auf dem Vorplatz der gelb getünchten Kirche herrscht bereits rege Betriebsamkeit. Unter die Einheimischen haben sich auch Touristen gemischt, die ihre Handys und Kameras auf den Prozessionszug richten. Der Bischof geht voran, es folgt die Madonna aus Holz und dahinter mehrere Bruder- und Schwesternschaften. Mehr als 50 dieser kultisch-religiösen Zusammenschlüsse soll es auf der Insel geben.
Der bunte Zug endet auf dem zentralen Dorfplatz mit der Granitola, einem in sich verschlungenen Par- cours, der eine Art Spirale bildet. Die Ursprünge dieser Tradition sind bis heute rätselhaft. Dennoch ist es eines der weit verbreiteten Rituale und das ganze Jahr über auf zahlreichen religiösen Feierlichkeiten zu beobachten.
Die Prozession zieht an zahlreichen Verkaufsständen mit diversen korsischen Spezialitäten vorbei, wie dem butterweichen Schinken Prisutu, der luftgetrockneten Lonzu, ei- ner Wurst aus halbwilden Schweinen, und dem Calenzana, einem milchigen Ziegenkäse mit pikantem Aroma.
Aus der korsischen Küche nicht mehr wegzudenken ist der weiche Frischkäse Brocciu, Frischkäse aus Ziegen- oder Schafsmilch. Die Bauern und Händler in Casamaccioli verkaufen ihn in allen Formen und Varianten, denn man kann ihn zu jeder Mahlzeit servieren: morgens