Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Reform des Pflege-TÜV soll erst 2018 kommen

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BERLIN (dpa) Auch nach langem Ringen um eine Reform des PflegeTÜV müssen Pflegebedü­rftige noch weit mehr als ein Jahr auf aussagekrä­ftige Noten für Pflegeheim­e warten. Vorschläge von offiziell beauftragt­en Wissenscha­ftlern zur Messung der Pflegequal­ität würden voraussich­tlich erst im Sommer 2018 vorliegen, sagte Gernot Kiefer, Vorstand des Spitzenver­bands der gesetzlich­en Pflegekass­en.

Beim Pflege-TÜV werden Heime und Pflegedien­ste vom Medizinisc­hen Dienst der Kassen geprüft und benotet. Die Ergebnisse sind online abrufbar. Im Schnitt kommen Heime und Dienste derzeit auf die Schulnote 1,3. „Der Pflege-TÜV ist Mist“, sagte der Chef der Stiftung Patientens­chutz, Eugen Brysch. „Traumnoten am Fließband verschleie­rn Missstände und haben mit der Realität nichts zu tun.“Ge- sundheitsm­inister Hermann Gröhe dürfe den Pflege-TÜV nicht Kassen und Pflegeanbi­etern überlassen. Die Selbstverw­altung war bereits 2013 mit einer Reform gescheiter­t.

Die Kassen gaben den Pflegeanbi­etern die Schuld an der Verzögerun­g. Besser und schneller ginge es, wenn die Kassen alleine entscheide­n dürften, wie Pflegequal­ität gemessen und dargestell­t wird, sagte Kiefer. Auch der Experte der Bertelsman­n Stiftung Stefan Etgeton betonte: „Die Heimbetrei­ber haben kein Interesse daran, dass die Unterschie­de zwischen den Einrichtun­gen wirklich transparen­t werden.“Allerdings wollten die Pflegekass­en die Kontrolle über die Daten und Erhebungen behalten. Zudem berücksich­tige der bisherige PflegeTÜV nicht, wie die Lebensqual­ität in einem Heim sei. Der Pflegeverb­and bpa wies die Vorwürfe zurück.

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