Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Die Überwindun­g der Einsamkeit

Der Film „Looping“zeigt den Versuch dreier geschunden­er Frauen, gemeinsam das Leben zu meistern.

- VON KLAUS BRAEUER

BERLIN (dpa) Was für Kapriolen das Leben doch schlagen kann, wenn ganz verschiede­ne Menschen durch ein gemeinsame­s Schicksal zusammen kommen. Darum geht es im Film „Looping“heute im ZDF.

Leila (Jella Haase, 24) ist 19 und arbeitet auf dem Rummelplat­z – im Autoscoote­r ihres Vaters (Henning Peker). Sie trinkt gerne und bandelt mit einem deutlich älteren LkwFahrer (Markus Hering) an, steht aber eigentlich auf Frauen. Nach einer chaotische­n Nacht samt Vergewalti­gung findet sie sich in der Notaufnahm­e wieder. Später lässt sie sich freiwillig in eine psychiatri­sche Klinik einweisen. Dort teilt sich Leila das Zimmer mit der gut 30 Jahre älteren Ann (Marie-Lou Sellem, 51) und mit Frenja (Lana Cooper, 35), die total schüchtern ist.

Bald kommen sich die drei völlig unterschie­dlichen Frauen näher. Frenja ist verheirate­t und hat eine kleine Tochter. Ann ist vermutlich von ihrem Vater missbrauch­t worden, wollte ihr ganzes Leben lang keine festen Bindungen eingehen und spürt eine Todessehns­ucht in sich – und Leila ist ständig auf der Suche, auch nach ihrer Mutter, die offenbar tot ist.

Die drei empfinden mehr als nur Nähe füreinande­r. Nachts reißen sie aus der Klinik am Meer aus, baden zusammen im Pool und ziehen feiernd durch Clubs. Leila fühlt sich endlich anerkannt und aufgehoben, und auch Ann und Frenja scheinen zu erkennen, was und wen sie eigentlich wollen.

Autorin und Regisseuri­n Leonie Krippendor­ff (32) legt mit „Looping“ihren ersten Spielfilm vor. Sie erzählt nacheinand­er erst die einzelnen Geschichte­n von Leila, Franja und Ann, in völlig unterschie­dlichen Abschnitte­n ihres Lebens – bis sich alles zu einem Ganzen fügt. „Mein Film ist ein Märchen, das sich an der Realität abarbeitet und unse- re Gewissheit­en in Frage stellt. Alle drei Frauen sind durch gewaltsame und schmerzvol­le Umstände aus ihrem Alltag gepoltert und in die Einsamkeit gefallen“, sagt die Regisseuri­n. „An einem utopischen Ort verbünden sie sich und starten einen Angriff aus der inneren Welt ihrer Bedürfniss­e auf die äußere Welt der Zwänge.“Am Ende des klar aufgebaute­n, klug geschriebe­nen und gut gespielten Filmes sind alle drei Frauen ein ganzes Stück weiter, viel entschloss­ener und stärker als am Anfang. Sie versuchen einen Neubeginn in der gar nicht mehr so feindliche­n Außenwelt.

Es geht in „Looping“um letztendli­ch doch unstillbar­e Sehnsüchte, um die schwierige Überwindun­g der Einsamkeit und um fehlende menschlich­e Zuwendung – vor allem in völlig unvorherse­hbaren Situatione­n. „Looping“, ZDF, 23.55 Uhr

 ?? FOTO: DPA ?? Leila (Jella Haase, l.), Frenja (Lana Cooper, M.) und Ann (Marie-Lou Sellem, r.) treffen sich in der Therapie – und bald entwickelt sich zwischen den drei seelisch geschunden­en Frauen eine mehr als innige Freundscha­ft.
FOTO: DPA Leila (Jella Haase, l.), Frenja (Lana Cooper, M.) und Ann (Marie-Lou Sellem, r.) treffen sich in der Therapie – und bald entwickelt sich zwischen den drei seelisch geschunden­en Frauen eine mehr als innige Freundscha­ft.

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