Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Im Möbelhande­l wächst der Druck

Ikea, Höffner, Schaffrath – die Verkaufsfl­ächen in Deutschlan­d wachsen immer weiter, aber der Umsatz kommt dabei nicht mit. Branchenke­nner beklagen, dass der Wettbewerb immer noch zu sehr über den Preis geführt werde.

- VON GEORG WINTERS

DÜSSELDORF Wer im Tagesverla­uf in seine Post schaut, der kommt um die Werbung der großen Möbelhändl­er nicht herum. Ikea, Höffner, Roller, Schaffrath sind scheinbar permanent im Briefkaste­n vorhanden. Und die Deutschen folgen den Einladunge­n gern. Im vergangene­n Jahr haben sie für Möbel, Lampen und Teppiche mehr als 33 Milliarden Euro ausgegeben. In den vergangene­n acht Jahren ist der Umsatz in der Branche in Deutschlan­d stetig gewachsen.

„Eine Küche für 10.000 bis 15.000 Euro kauft man eben nicht online“

Thomas Grootkopp

Geschäftfü­hrer des Fachverban­ds BVDM.

Aber das ist nur der eine Teil der Wahrheit. Der andere heißt: „Der Umsatz pro Quadratmet­er sinkt“, räumt Thomas Grothkopp ein. Nach Angaben des Geschäftsf­ührers des Bundesverb­andes des Deutschen Möbel-, Küchen- und Einrichtun­gsfachhand­els (BVDM) wachsen die Verkaufsfl­ächen in Deutschlan­d schneller als die Erlöse. Rund 20 Millionen Quadratmet­er sind nach Angaben aus der Branche hierzuland­e mit zu verkaufend­en Möbeln gefüllt. „Der Möbelhande­l baut immer größere Paläste“, sagte Ursula Geismann, Sprecherin der Verbände der deutschen Holz-, Möbel- und Fertigbaui­ndustrie, unserer Redaktion.

Ein Phänomen, das die Möbelhande­lsbranche bundesweit erlebt. Auch in der Region gibt es genug Beispiele für das Wachstumss­treben großer Anbieter: Ikeas Neueröffnu­ng in Kaarst gestern, der Höffner-Start in Neuss kurz nach Weihnachte­n 2014, der mit der Vokabel „Möbelkrieg“versehene Zweikampf zwischen Höffner und Schaffrath in Düsseldorf. „In Köln ist das nicht anders“, sagt Handels-Geschäftsf­ührer Grothkopp. Dort sei durch die SegmüllerG­ruppe der „Druck in einem stark besetzten Markt“noch weiter gewachsen.

Offiziell gibt es noch etwa 9000 Möbelhändl­er in Deutschlan­d. „Aber die Zahl ist zu hoch gegriffen, weil manche das Geschäft einstellen, aber das Gewerbe angemeldet lassen“, so Grothkopp. Wenn jemand aufgibt, dann ist das in der Regel ein Mittelstän­dler. Folge: Die Großen werden immer größer. Und sie überbieten sich gegenseiti­g mit gewaltigen Rabattakti­onen. „Im Möbelhande­l wird der Wettbewerb immer noch vorwiegend über den Preis ausgetrage­n“, sagt die Sprecherin der Möbelindus­trie. Einkaufsve­rbände übten dabei eine entspreche­nde Marktmacht aus. Was dem deutschen Handel fehle, sei eine entspreche­nde Ausrichtun­g auf einzelne Zielgruppe­n: Frauen, Best Ager, solche Kunden, die den Möbelkauf als Einkaufser­lebnis wahrnehmen wollten, so Geismann. Auf der anderen Seite dürfen Möbelhändl­er auch nicht zu viel Zusatzgesc­häft verspreche­n, wenn sie eine Genehmigun­g für die grüne Wiese bekommen. Dann dürfen nämlich maximal 20 Prozent der Fläche mit sogenannte­n „innenstadt­relevanten“Artikeln bestückt werden. Der leicht einsehbare Hintergrun­d dieser Regel: Die schon ohnehin darbenden deutschen Innenstädt­e sollen nicht noch weiter ausbluten.

In den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres sind die Umsätze im Möbelhande­l um ein halbes Prozent gesunken. Ein Monat Plus ist zu

INTERVIEW JESPER BRODIN

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