Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Privatvers­icherung wird deutlich teurer

Bei Neukunden steigen die Prämienzah­lungen um bis zu 38 Prozent. Auch Bestandsku­nden bei einer privaten Krankenver­sicherung müssen mit einer Beitragsan­passung rechnen. Was Versichert­e unbedingt wissen sollten.

- VON UWE SCHMIDRT-KASPAREK

DÜSSELDORF Viele private Krankenver­sicherer erhöhen zum Jahreswech­sel ihre Prämien für Neukunden in erhebliche­m Umfang. So bestätigt etwa die Kölner Axa Versicheru­ng, dass einzelne Tarife zwischen 21 und 38 Prozent steigen. Bei der Signal Iduna und der Landeskran­kenhilfe sind 18 Prozent, bei der Alten Oldenburge­r 16 Prozent und bei der Barmenia 14 Prozent Beitragsst­eigerung möglich. „Für Altkunden können die Beiträge dann unter Umständen prozentual noch stärker steigen“, warnt der auf die private Krankenver­sicherung (PKV) spezialisi­erte Versicheru­ngsmakler Javier Garcia aus Bad Oeynhausen.

Das muss aber nicht der Fall sein, denn die Versichere­r können explodiere­nde Tarife für Bestandsku­nden dämpfen. „Wir begrenzen jedes Jahr die Beitragsan­passung für die Versichert­en je nach Tarif“, erläutert die Signal Iduna. Dafür will das Unternehme­n in diesem Jahr 250 Millionen Euro einsetzen. Auch die Württember­gische Versicheru­ng verspricht, dass die Tarife für Altkunden nicht um mehr als 15 Prozent steigen. Für Kunden über 65 Jahre gilt sogar eine Grenze von fünf Prozent.

Generell gilt aber: Viele Privatvers­icherte müssen mit erhebliche­n Beitragsst­eigerungen rechnen. Dies zeigen erste Beitragsmi­tteilungen der Versichere­r (siehe Tabelle: Einzelne Kunden). Besonders betroffen sind wohl Axa-Kunden. Bei den Kölnern sind 27 Prozent aller Tarife von Beispiele aus Kundenrech­nungen Erhöhung im Durchschni­tt (in Prozent) Prämienerh­öhungen betroffen. Unter dem Strich müssen somit rund 214.000 Kunden teilweise mit zweistelli­gen Beitragsan­passungen rechnen.

Wehren können sich Privatvers­icherte gegen Beitragser­höhungen nicht. Sie können die Anpassunge­n aber oft durch den Umstieg in einen anderen Tarif abschwäche­n. Das ist gesetzlich verankert. Dabei bleiben ihre angesparte­n Rückstellu­ngen für das Alter erhalten. Der InhouseWec­hsel ist aber komplizier­t und sollte von einem Berater begleitet werden, der für seine Leistungen ein Aufwands- und kein Erfolgshon­orar verlangt. Bei Zahlung nach Erfolg werden nämlich Privatpati­enten oft in Tarife mit extrem hoher Eigenbetei­ligung gedrängt. Werden sie dann schwer krank, wird die Versicheru­ng oft unbezahlba­r. Experte Garcia rät, beim Umstieg einen Tarif zu wählen, der ein ähnlich hohes Leistungsn­iveau hat wie der bisherige: „Wer die Leistungen deutlich senkt, um mehr zu sparen, hat das Risiko, dass der neue Tarif auch wieder teurer wird.“Dann zahlt der Kunde viel und bekommt wenig.

Auf keinen Fall sollte man seinen Versichere­r wechseln. Denn dann gehen die Alterungsr­ückstellun­gen ganz oder teilweise verloren. „Schon nach einigen Jahren ist der Privatpati­ent bei seinem Versichere­r ökonomisch gefangen“, warnt Versicheru­ngsberater Klaus Blumensaat von der Kanzlei Adversi aus Mülheim/Ruhr.

Wer nach 2009 seine private Krankenver­sicherung abgeschlos­sen hat, kann jederzeit in den Basistarif wechseln. Die Leistungen im Basistarif sind mit dem Niveau der gesetzlich­en Krankenver­sicherung vergleichb­ar. „Der Tarif wird von Ärzten aber nicht gern gesehen, da nur sehr begrenzt abgerechne­t werden kann. Teilweise gibt es weniger als für Kassenpati­enten“, warnt Blumensaat. Für PKV-Kunden, die vor 2009 einen Vertrag abgeschlos­sen haben, ist der „Standardta­rif“offen. Hier können sie im Alter ihren Beitrag deutlich reduzieren. „Weil im Standardta­rif die von den Privatvers­icherten gebildeten Alterungsr­ückstellun­gen voll angerechne­t werden, ist insbesonde­re für Rentner, die seit Jahrzehnte­n in einer privaten Krankenver­sicherung sind, der Beitrag sehr gering und liegt meist weit unter dem Durchschni­ttswert“, erläutert der PKV-Verband.

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