Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Heinig schreibt Familienge­schichte fort

Die Deutsche Marathonme­isterin Katharina Heinig siegt im Elitelauf der Frauen, ihre Mutter Kathrin Dörre hatte vor 26 Jahren Platz zwei belegt. Und der EM-Dritte Richard Ringer sorgt bei den Assen für den ersten deutschen Sieg seit 1991.

- VON VOLKER KOCH

KORSCHENBR­OICH Richard Ringer war nach seinem historisch­en Sieg nicht nur erstaunlic­h schnell bei Atem, sondern auch bestens informiert: „Klar weiß ich, wer Jörg Peter ist. Und ich weiß auch, dass Willi Wülbeck den ersten Lauf gewonnen hat.“Dabei zählt der 29-Jährige keineswegs zu den Stammgäste­n des Internatio­nalen City-Laufs, im Gegenteil. Die gestrige 30. Auflage war die Premiere für den Dritten der Europameis­terschafte­n und zehnfachen Deutschen Meister. Dafür nahm er auch die 600 Kilometer lange Anreise vom Bodensee an den Niederrhei­n auf sich. „Ich wollte nach drei Wochen Trainingsl­ager ein schnelles Rennen haben, und ich wusste, dass ich das in Korschenbr­oich bekommen würde.“

Für das schnelle Rennen sorgte der Mann im Dress des VfB LC Friedrichs­hafen selbst, denn gemeinsam mit dem Schweden Mikael Ekvall und dem Polen Adam Nowicki bestimmte Ringer vom Startschus­s an das Tempo in der Spitzengru­ppe. Um nach zehn Kilometern und 29:07 Minuten mit 13 Sekunden Vorsprung vor Ekvall und weiteren vier auf Nowicki für den ersten deutschen Sieg seit 1991 zu sorgen. Damals hatte besagter Jörg Peter gewonnen – drei Jahre zuvor war der Dresdener in Tokio mit 2:08:47 Stunden deutschen Rekord über Marathon gelaufen, der sage und schreibe 27 Jahre Bestand hatte.

So lange hielt sein Citylauf-Rekord (23:02,9 Minuten über damals noch acht Kilometer) nicht. Und auch Ringers Siegerzeit, immerhin die schnellste der vergangene­n vier Jahre, wird in keinen Rekordanna­len des City-Laufs auftauchen. Doch darauf kam es nicht an: „Es war ein tolles Rennen bei einer tol- len Veranstalt­ung“, stellte Richard Ringer fest und fand es „beachtlich, was ihr in so einer kleinen Stadt auf die Beine stellt.“

Das sah Katharina Heinig ähnlich. Nur eine Woche, nachdem sie beim Berliner Halbmarath­on in 1:12:44 Stunden neue Bestzeit gelaufen war, lieferte sich die 29-Jährige von Beginn an ein heißes Duell mit der ukrainisch­en Vorjahresd­ritten Iualia Shmatenko, auf der für eine Marathonsp­ezialistin eigentlich viel zu kurzen Distanz von fünf Kilometer. „Das läuft überrasche­nd gut“, kommentier­te ihr Vate Wolfgang Heinig den Rennverlau­f, der schnell klarmachte, dass niemand in dieses Duell eingreifen könnte.

Eine Runde vor Schluss wäre der Marathon-Bundestrai­ner damit zufrieden gewesen, „wenn sie wie damals Kathrin Zweite wird.“Dabei dachte er an Ehefrau Kathrin Dörre, die sich 1992 nur der kenianisch­en Weltklasse-Läuferin Tegla Loroupe geschlagen geben musste. Katharina Heinig schrieb die Familientr­adition fort – und verbessert­e sie mit ihrem Sieg in 16:04 Minuten vor Shmatenko (16:06) noch um einen Platz. „Die 16:04 Minuten sind für mich Bestzeit, das lag auch daran, dass einen die Leute hier mit ihrer Anfeuerung regelrecht über die Strecke getragen haben“, sagte die Deutsche Marathonme­isterin von 2017 freudestra­hlend.

„Total happy“war auch Sabrina Mockenhaup­t. Der Siegerin von 2005 war es sogar egal, dass sie auf der Zielgerade­n noch von der in 16:16 Minuten zeitgleich­en Ukrainerin Alena Serdiuk überspurte­t wurde: „Ich bin erst seit sechs Wochen im Training, wollte aber unbedingt hier laufen, auch um mir selbst zu beweisen, dass es noch geht.“Der Versuch darf als überaus gelungen bewertet werden.

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 ??  ?? Zwei deutsche Siege in den Eliteläufe­n hatte es in Korschenbr­oich bisher nur ein Mal gegeben: 1989 bei der City-Lauf-Premiere. Während Katharina Heinig hart um den Sieg über Iulia Shmatenko kämpfen musste, hatte Richard Ringer satte 13 Sekunden...
Zwei deutsche Siege in den Eliteläufe­n hatte es in Korschenbr­oich bisher nur ein Mal gegeben: 1989 bei der City-Lauf-Premiere. Während Katharina Heinig hart um den Sieg über Iulia Shmatenko kämpfen musste, hatte Richard Ringer satte 13 Sekunden...
 ?? NGZ-FOTOS (13): ANDREAS WOITSCHÜTZ­KE ?? Gelb war gestern die beherrsche­nde Farbe auf der Hindenburg­straße – und das nicht nur im Familienla­uf, mit dem das Laufspekta­kel eröffnet wurde.
NGZ-FOTOS (13): ANDREAS WOITSCHÜTZ­KE Gelb war gestern die beherrsche­nde Farbe auf der Hindenburg­straße – und das nicht nur im Familienla­uf, mit dem das Laufspekta­kel eröffnet wurde.
 ??  ?? Hauptsache, dabei sein: Wen die eigenen Füße noch nicht trugen, ließ sich 1100 Meter lang fahren, mancher vertraute auch dem elterliche­n Arm mehr als den eigenen Beinen.
Hauptsache, dabei sein: Wen die eigenen Füße noch nicht trugen, ließ sich 1100 Meter lang fahren, mancher vertraute auch dem elterliche­n Arm mehr als den eigenen Beinen.
 ??  ?? Vermutlich die jüngste Teilnehmer­in im Familienla­uf: Jette Benninghov­en im Tragestell von Mutter Anne Benninghov­en, die auch noch Tochter Leni ins Ziel führt.
Vermutlich die jüngste Teilnehmer­in im Familienla­uf: Jette Benninghov­en im Tragestell von Mutter Anne Benninghov­en, die auch noch Tochter Leni ins Ziel führt.
 ??  ?? Ganz gebannt vor dem Start: die Teilnehmer am Bobby-Car-Rennen, das vor dem Familienla­uf eine gelungene Premiere auf der Hindenburg­straße feierte.
Ganz gebannt vor dem Start: die Teilnehmer am Bobby-Car-Rennen, das vor dem Familienla­uf eine gelungene Premiere auf der Hindenburg­straße feierte.
 ??  ?? Holte sich den Sieg im City-Run über zehn Kilometer: Matthias Rück von der TG Neuss.
Holte sich den Sieg im City-Run über zehn Kilometer: Matthias Rück von der TG Neuss.
 ??  ?? Ganz entspannt dem Ziel entgegen, das war gestern nicht nur die Devise im Familienla­uf.
Ganz entspannt dem Ziel entgegen, das war gestern nicht nur die Devise im Familienla­uf.
 ??  ?? Lauf-Experten unter sich: Marathon-Bundestrai­ner Wolfgang Heinig und Jan Fitschen (v.l.). Kurz darauf startete der Ex-Europameis­ter selbst im Volkslauf.
Lauf-Experten unter sich: Marathon-Bundestrai­ner Wolfgang Heinig und Jan Fitschen (v.l.). Kurz darauf startete der Ex-Europameis­ter selbst im Volkslauf.
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Statt den Siegerinne­n nimmt Hans-Peter Walther Sabrina Mockenhaup­t (l.) und Katharina Heining in den Arm.
 ??  ?? So schnell bei Atem war kaum ein Sieger: Richard Ringer im Interview mit Volker Koch, der zum letzten Mal moderierte.
So schnell bei Atem war kaum ein Sieger: Richard Ringer im Interview mit Volker Koch, der zum letzten Mal moderierte.
 ??  ?? Gut gelaunt: Heinz Mölder, Marion Schröder, Jürgen Steinmetz (v.l.).
Gut gelaunt: Heinz Mölder, Marion Schröder, Jürgen Steinmetz (v.l.).
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