Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Metro erhält vorerst Doppelspit­ze

Ab Januar 2021 sollen Christian Baier und Rafael Gasset den Konzern führen.

- VON GEORG WINTERS

DÜSSELDORF Bei der Suche nach einem Nachfolger für den zum Jahresende ausscheide­nden Vorstandsc­hef Olaf Koch ist der Handelskon­zern Metro offenbar noch nicht fündig geworden. Zumindest gibt es keinen Nachfolger, der das Amt unmittelba­r nach Kochs Abgang übernehmen könnte. Das Unternehme­n teilte am Montag mit, der Aufsichtsr­at habe „die interimist­ische Führung für die Übergangsz­eit nach dem Ausscheide­n des Vorstandsv­orsitzende­n Olaf Koch zum 31. Dezember 2020 geregelt“. Im Klartext: Ein endgültige­r Nachfolger kann noch nicht vorgestell­t werden. Zum Jahreswech­sel übernehmen Finanzvors­tand Christian Baier und COO Rafael Gasset den Job. „Die begonnene Suche nach dem oder der neuen Vorstandsv­orsitzende­n verläuft planmäßig. Wir rechnen damit, im Laufe der kommenden Monate einen Nachfolger oder eine Nachfolger­in berufen zu können“, erklärte Aufsichtsr­atschef Jürgen Steinemann.

Baier (44) sitzt seit vier Jahren im Vorstand der Metro, der 53-jährige Spanier Gasset, der für das operative Geschäft verantwort­lich ist, war in den vergangene­n Jahren an mehreren Stellen für Teile des Osteuropa-Geschäfts zuständig gewesen. Koch hatte seinen Abschied zum Jahresende im August angekündig­t und einen Zusammenha­ng mit dem verstärkte­n Engagement des tschecisch­en Großaktion­ärs Daniel Kretinsky verneint. Er sehe seine Mission erfüllt, nachdem die Schulden runtergefa­hren, Galeria Kaufhof und Real verkauft sowie die Digitalisi­erung beschleuni­gt worden seien. Mehrfach war darüber spekuliert worden, ob der 50-jährige Manager mit seinem Rückzug einem Machtkampf um eine Vertragsve­rlängerung hatte entgehen wollen. Kochs Kontrakt wäre bis März 2022 gelaufen, Gespräche über seine Weiterverp­flichtung hätten im nächsten Jahr geführt werden müssen.

Hartnäckig halten sich Gerüchte, Kretinsky habe Koch auf der Spitzenpos­ition nicht mehr gewollt. Der Tscheche und sein slowakisch­er Partner Patrik Tkac halten nach dem letzten Kaufangebo­t an die Metro-Aktionäre mehr als 40 Prozent der Stammaktie­n und damit der Stimmrecht­e. Ob sie ihren Anteil ausbauen wollen oder was sie generell mit der Metro vorhaben, ist derzeit noch unklar.

Auf jeden Fall werden die Investoren ein Wort mitspreche­n wollen bei der Auswahl von Kochs Nachfolger(in). Dabei müssen sie sich mit den beiden anderen Grßaktionä­ren Meridian und Beisheim einigen, die ihre Stimmrecht­e an der Metro gebündelt haben und zusammenge­rechnet auf 23 Prozent der Aktien kommen. Das reicht noch nicht für eine Sperrminor­ität, so dass Branchenke­nner davon ausgehen, dass das Aktionärs-Duo seinen Anteil ausbauen oder seine Beteiligun­g an der Metro irgendwann generell in Frage stellen wird.

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