Präzise gemalt bis ins kleinste Detail
Ansicht der Klosterruine Hude von Theodor Presuhn dem Älteren im Landesmuseum
Der Künstler gilt als bedeutendster Schilderer des klassizistischen Stadtbildes von Oldenburg. Die Darstellung der Klosterruine war eine Auftragsarbeit und entstand im Jahr 1875.
OLDENBURG – Theodor Presuhn (1810–1877) – zur Unterscheidung von seinem gleichnamigen Sohn „der Ältere“genannt – war von Beruf „DecorationsMaler“am Oldenburgischen Hoftheater. Er zählt also zu jenen Künstlern, deren nachhaltige Wirkung nicht auf den vergänglichen Leistungen ihrer Dienstverpflichtung beruhten, sondern auf Arbeiten, die sie, wie wir heute sagen würden, freiberuflich ausführten.
Der Künstler gilt zu Recht als bedeutendster Schilderer des klassizistischen Stadtbildes von Oldenburg. Seine um 1848 entstandenen akribischen Darstellungen von Oldenburger Plätzen, Gebäuden, Gärten und Straßen bestechen nicht nur durch ihre Wahrheitstreue, sondern auch durch ihren künstlerischen Gehalt. In Wasserfarben (Gouache oder Aquarell) angelegt und mit Feder in den architektonischen Details präzisiert, zeigen Presuhns Veduten in der Regel noch heute die Farbfrische ihrer Entstehungszeit. Die Originale befinden sich heute im Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte sowie im Stadtmuseum Oldenburg. Doch fand Presuhn seine Motive nicht nur in der Residenzstadt, sondern auch außerhalb Oldenburgs, wie das Kunstwerk des Monats belegt.
Dargestellt ist eine Ansicht des im 16. und 17. Jahrhundert zerstörten Klosters Hude. Die von Presuhn ins Bild gesetzte pittoreske Ruine ist heute noch in ähnlicher Form im Gelände sichtbar und zählt zu den touristischen Hauptattraktionen zwischen Oldenburg und Bremen.
Das Zisterzienserkloster Hude stammt aus dem Jahr 1234. Ab 1250 wurden erste Konventgebäude in Ziegelbauweise errichtet. Die Klosterkirche diente seit 1251 für einige Zeit dem Oldenburger Grafengeschlecht als Grablege. Kloster Hude zählte im späten Mittelalter zu den bedeutendsten Klosteranlagen im deutschen Nordwesten. Nach der Reformation kam der Verfall.
Damals gehörte die weiträumige Anlage als Teil der Grafschaft Delmenhorst dem Hochstift Münster an, wurde jedoch im Jahr 1547 von Graf Anton I. von Oldenburg zurückerobert. Bereits elf Jahre zuvor hatte der Münsteraner Bischof Franz von Waldeck das Kloster räumen, die noch verbliebenen Mönche vertreiben und die Gebäude zum Abbruch freigeben lassen. Nach dem Tod von Graf Anton Günther fielen die Grafschaften Oldenburg und Delmenhorst bekanntlich an den König von Dänemark.
1687 belehnte der Dänenkönig den Drosten Kurt Veit von Witzleben mit dem Klosterareal. Die Familie von Witzleben ist dort bis auf den heutigen Tag ansässig. Zum Gutsbesitz gehören die eindrucksvolle Ruine der einstigen dreischiffigen Klosterkirche sowie das einstige Brauhaus, eine Meierei und eine Mühle.
Presuhns Gouache ist eine eigenhändige Replik des Künstlers nach einer 1848 für die Familie von Witzleben vor Ort gemalten Ansicht. Unterschiede zum Original finden sich in der stärkeren Farbigkeit sowie in Details der Flora. Offenbar war die Familie mit dem Ergebnis so zufrieden, dass man noch fast 30 Jahre später eine zweite Ausführung desselben Themas wünschte. Presuhn hat sich nicht mit einer simplen Wiederholung begnügt, sondern 1875 persönlich vor Ort davon überzeugt, welche Veränderungen in der Vegetation sich seit 1848 ergeben hatten.
Unsere Ansicht der Klosterruine Hude stammt aus Nordenhamer Privatbesitz und wurde durch Vermittlung der Familie von Witzleben an das Landesmuseum verkauft.