Nordwest-Zeitung

Angeklagte­r spricht von Versehen

Mann will Ehefrau nicht mit Absicht getötet haben

- VON HELEN HOFFMANN

Morgens kam der 44Jährige neben seiner blutenden Ex-Frau zu sich. Er flüchtete, sie erlag rund zwei Wochen später ihren schweren Verletzung­en.

BREMEN – Die tödlichen Verletzung­en seiner Ex-Ehefrau hat ein angeklagte­r 44-Jähriger vor dem Landgerich­t Bremen als eine Art Versehen beschriebe­n. Nach einer Nacht mit viel Alkohol und Kokain habe er sich in der Wohnung der Frau ein Messer genommen, um sich selbst zu töten.

Als plötzlich seine Ex-Frau im Zimmer stand und ihn davon abhalten wollte, sei es passiert. „Mit dem Messer machte ich eine Bewegung. Warum ich das machte, weiß ich nicht“, berichtete er auf Fragen der Vorsitzend­en Richterin. Die Tat könne er nicht erklären. „Warum habe ich das meiner Frau angetan? Sie hatte keine Schuld“, sagte der Angeklagte, der die von ihm geschieden­e Ehefrau immer nur „meine Frau“nannte.

Die Staatsanwa­ltschaft wirft dem 44-Jährigen Totschlag vor. Laut Anklagesch­rift hat er am 13. März gegen 6 Uhr morgens in der Wohnung seiner Ex-Ehefrau in Bremerhave­n mindestens zwei Mal mit einem Küchenmess­er auf die Frau eingestoch­en. Wegen der tiefen Stiche in Höhe des Herzens verlor die Frau viel Blut. Sie wurde mehrfach operiert und starb Anfang April an den Folgen der Tat.

An die Stiche kann sich der Angeklagte nach eigenen Worten nicht erinnern. „Ich bin zu mir gekommen durch das Geschrei meiner Tochter“, sagte er. „Ich sah, dass sie blutet. Ich war völlig geschockt, was passiert war.“Die Kinder des früheren Paares waren während der Tat in der Wohnung.

Da der Mann nach der Trennung keine eigene Wohnung gefunden hatte, wohnte er wieder bei seiner Familie. Wegen seiner Drogenprob­leme und der Schulden habe er sich oft schlecht gefühlt, sagte er. Nach der Tat versteckte sich der Mann nach eigenen Angaben zunächst in der Nähe der Wohnung, später bei einem Freund. „Ich wollte wissen, was mit meiner Frau passiert. Ich bin davon ausgegange­n, dass sie wieder gesund wird.“

Als er vom Tod seiner Frau erfuhr, stellte er sich der Polizei. Dass er beim Verlassen der Wohnung das Messer bei sich trug, habe er erst später bemerkt und es dann weggeworfe­n.

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DPA-BILD: CARMEN JASPERSEN Absichtlic­h will der Täter nicht gehandelt haben: Wie er das Gericht glauben machen wollte, habe er sich selbst töten wollen, stach dann aber auf seine Ex–Frau ein.

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