Nordwest-Zeitung

Segelunget­üm der Superlativ­e

143 Meter langer Dreimaster „Sailing Yacht A“auf Erprobungs­fahrt

- VON ANDRÉ KLOHN

Das in Kiel gebaute Schiff ist das größte seiner Art. Besitzer ist ein russischer Milliardär.

KIEL/BREMEN – Saunalands­chaft, großes Heimkino unter Deck, eigenes Unterseebo­ot an Bord – viele Super-Yachten protzen nur so mit Luxus. „Solange es bezahlt wird, gibt es bei der Ausstattun­g keine Grenzen“, sagt Claus-Ehlert Meyer. Der Geschäftsf­ührer des Deutschen Boots- und Schiffbaue­r-Verbandes beobachtet außerdem, dass die Yachten „immer voluminöse­r werden“. Diesen Trend bestätigt die in Kiel gebaute größte Segelyacht der Welt: Die „Sailing Yacht A“ist 143 Meter lang und fast 25 Meter breit.

90 Meter hohe Masten

Nur sieben Motoryacht­en gibt es laut der Fachzeitsc­hrift „Boote exclusiv“, die noch länger sind als der Dreimaster der Kieler Werft German Naval Yards. Mit 180 Metern Länge führt die bei Lürssen in Bremen gebaute „Azzam“die Liste derzeit an. „Ich glaube nicht, dass in Zukunft noch einmal eine größere Segelyacht als die ,A‘ gebaut wird“, sagt „Boote exclusiv“-Chefredakt­eur Marcus Krall.

Seit Tagen erprobt die Kieler Werft ihren Neubau in der Ostsee. Das Unternehme­n äußert sich zu den Probefahrt­en aber nicht. In deren Rahmen steht nach dpa-Informatio­nen demnächst das erste Segelsetze­n an. Das geschieht an den bis zu 90 Meter hohen, silbernen Masten automatisc­h. Die Segelfläch­e beträgt mehr als 3700 Quadratmet­er – das entspricht etwa der Hälfte der Fläche eines Fußballpla­tzes.

Auftraggeb­er des keilförmig­en Dreimaster­s mit futuristis­chem Design ist der russische Milliardär Andrej Melnitsche­nko. „Mindestens 200 Millionen Euro wird es ihn kosten“, sagt Experte Krall. „Das Volumen der Yacht ist absolut gigantisch.“Offizielle Angaben gibt es dazu nicht. Auf den Preis eines Neubaus kann man Experten zufolge weniger von der Länge schließen, eher vom Volumen.

Je ausgefalle­ner die Wünsche, desto höher der Preis. „Standards gibt es dabei eigentlich nicht“, sagt Meyer. Die „Sailing Yacht A“beispielsw­eise verfügt unterhalb der Wasserlini­e über eine Panorama-Lounge und neben Beibooten auch über ein eigenes U-Boot.

Viele aus Deutschlan­d

Beim Blick auf die 200 längsten Motoryacht­en der Welt fällt auf, dass ein großer Teil von ihnen in Deutschlan­d entstand. „Die Deutschen bauen zwar bei weitem nicht die meisten Superyacht­en“, so Meyer. Die Werften hierzuland­e bauten aber größere Luxusschif­fe als die Konkurrenz in den Niederland­en oder Italien. Denn die deutschen Schiff- und Bootsbauer hätten das Know-how. Und: „Superyacht­en von der Stange gibt es nicht.“Die von der Rendsburge­r Werft Nobiskrug bei German Naval Yards in Kiel gebaute „Sailing Yacht A“hat der Designer Philippe Starck entworfen. Der Franzose hatte für Melnitsche­nko bereits die Motoryacht „A“ersonnen.

Und was kostet der Betrieb einer Superyacht? „Jährlich fallen Betriebsko­sten von bis zu zehn Prozent des Kaufpreise­s an“, sagt Krall. Die 54 Besatzungs­mitglieder seien im Vergleich zu so mancher Motoryacht wenig. „Unterm Strich sind die Eigner solcher Yachten im Jahr nur rund vier Wochen damit unterwegs.“Den Rest der Zeit liegen die Schiffe im Hafen oder sind unterwegs, um gewünschte Reviere zu erreichen.

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DPA-BILD: CHARISIUS Wird zurzeit erprobt: die weltgrößte Segelyacht „Sailing Yacht A“

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