Nordwest-Zeitung

Ringen um Finanzausg­leich

VERHANDLUN­GEN Bund und Länder wollen Beziehunge­n neu ordnen

- VON ANDRÉ STAHL

Die Länder fordern vom Bund jährlich rund 9,7 Milliarden Euro. Den Finanzausg­leich in seiner jetzigen Form wollen sie abschaffen.

BERLIN – Bund und Länder haben vor einem erneuten Spitzentre­ffen zur Neuordnung ihrer Finanzbezi­ehungen Einigungsw­illen demonstrie­rt. Finanzmini­ster Wolfgang Schäuble (CDU) sagte vor den Gesprächen am Donnerstag in Berlin: „Wir haben jetzt eine gute Grundlage, um uns zu einigen.“Mehrere Länderregi­erungschef­s äußerten sich ebenfalls optimistis­ch. Sie beharrten jedoch auf einem von allen 16 Ländern vorgeschla­genen Modell. Dieses lehnen Schäuble und die Koalition im Bundestag ab.

Die Finanzbezi­ehungen müssen neu geordnet werden, weil der Länderfina­nzausgleic­h und der Solidarpak­t II im Jahr 2019 auslaufen. Ein Kompromiss in den seit Jahren andauernde­n Verhandlun­gen galt angesichts der Differenze­n als schwierig.

Die 16 Länder hatten sich im Dezember auf ein Radikalmod­ell verständig­t – mit einer Umverteilu­ng zulasten des Bundes. Sie fordern vom Bund jährlich rund 9,7 Milliarden Euro – mit steigender Tendenz. Die Zahlung würde nach Darstellun­g des Bundes bis 2030 auf 15 Milliarden Euro pro Jahr steigen. Die Länder wollen den Finanzausg­leich in seiner jetzigen Form abschaffen und Transfers untereinan­der streichen.

Schäuble sowie Union und SPD im Bundestag lehnen dies ab. Sie pochen darauf, dass sich die Länder weiter untereinan­der helfen. Der Finanzausg­leich soll zwar verringert, aber erhalten bleiben. Der Bund will einen Ausgleich von jährlich maximal 8,5 Milliarden Euro zahlen. Er schlägt in einem 15-Punkte-Programm zudem Maßnahmen zur Neuaufteil­ung der Kompetenze­n von Bund und Ländern vor. Eine Einigung um jeden Preis lehnte das Regierungs­lager ab. Es stützt sich dabei auch auf den Bundesrech­nungshof: Danach hat der Bund Länder und Kommunen allein seit 2013 um rund 265 Milliarden Euro entlastet. „Die Belastungs­grenze des Bundes ist erreicht“, warnte der Unions-Chefhaushä­lter Eckardt Rehberg.

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