Nordwest-Zeitung

Verständli­ch

- VON HERMANN GRÖBLINGHO­FF

Viele Bürger sind wütend. Und das zu Recht. Jahrelang scheffeln die Energieunt­ernehmen ihrer Ansicht nach mit Atomkraftw­erken Milliarden Euro, nun soll der Steuerzahl­er für die Risiken bei der Atommüllla­gerung aufkommen. Das Motto „Gewinne werden privatisie­rt, Verluste sozialisie­rt“schlägt hier unmissvers­tändlich zu. So weit die emotionale Seite dieses Falls.

Doch die sachliche Ebene sieht etwas anders aus: Möglicherw­eise verhindert der Staat durch diesen Atom-Deal, dass seine Bürger komplett auf den Kosten für die strahlende­n Altlasten sitzen bleiben. Die Energiekon­zerne ächzen gewaltig unter der Last der Energiewen­de, die deren Geschäftsm­odell quasi von heute auf morgen über den Haufen geworfen hat. Nach dem Motto „Lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach“holt man sich jetzt ein erklecklic­hes Sümmchen, bevor irgendein Unternehme­n nicht mehr liquide ist. Das ist verständli­ch.

Zudem spricht für den Vertrag, dass sich der „gefährlich­ste Müll der Welt“(Jürgen Trittin) in der Verantwort­ung des Staates befindet. Wer weiß, wie ein Unternehme­n in wirtschaft­lichen Krisenzeit­en mit der Atommüllla­gerung umgehen würde?

@ Den Autor erreichen Sie unter Groeblingh­off@infoautor.de

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