SCHÜLER ERKUNDEN ISRAEL
„Seminarfach Israel“des Alten Gymnasiums sammelt vor Ort Erfahrungen
Zwei Wochen waren die Schüler in Israel. Die Fahrt ist Teil des zweijährigen Forschungsfachs.
OLDENBURG – Es ist eine der ungewöhnlichsten Schulpartnerschaften der Stadt: Seit zehn Jahren pflegt das Alte Gymnasium den Austausch mit jungen Israelis in Mateh Asher, ermöglicht und organisiert von Jörg Witte – als Friedensprojekt zwischen jüdischen und arabischen Israelis und Deutschen. Insgesamt besteht der Jugend-Kontakt schon 30 Jahre, begründet von ausgewanderten Oldenburgern aus Nahariya und den umliegenden Kibbuzim.
Gerade ist die jüngste Gruppe, das AGO-Seminarfach Israel, stark beeindruckt zurückgekehrt: „Diese Reise war ein überwältigendes Erlebnis. Ob einkaufen auf dem Markt, den Strand besuchen oder viele der wichtigsten religiösen und historischen Stätten besichtigen, binnen zwei Wochen haben wir eine ganz andere Kultur, beinahe Welt, kennengelernt“, sagt Kurssprecherin Nika Andouz (17). „Gerade der Kontakt mit jüdischen und arabischen Israelis hat das Verständnis für die komplexe und schwierige Situation, in der die Jugendlichen hier groß werden, geschärft“, sagt ihr Mitschüler Jonathan Röhr.
Avocado- und Bananenplantagen, das Bad am „Banana Beach“und in den Wasserfällen der Wadis, Tel Aviv, Akko, Caesaria und Yehiam – alles nur ein Ausschnitt. Zum ersten Mal konnten die Schüler mit Jörg Witte und Ludger Hillmann sowohl jüdische als auch arabische Schulen und Familien kennenlernen. Exkursionen führten sie in drusische, arabische und Beduinen-Dörfer in der Region Mateh Asher, in der nur 47 Prozent der Bevölkerung jüdisch sind. „An der libanesischen Grenze spürten die Schüler, wie die Grenzziehung Dörfer mit Freunden und Familien auseinander gerissen hat“, erzählt Witte. Auch Ramallah, „die ,eigentliche’ palästinensische Hauptstadt“, haben sie besucht. Auf Einladung der Konrad-Adenauer-Stiftung ging es nach einem Workshop über aktuelle Brennpunkte des Konflikts auch zum Grab Arafats und zum Sitz der PLO.
„Im Mittelpunkt unserer Vorbereitung auf die Studienreise stand die Forderung der arabischen Bevölkerung in den umstrittenen israelischen Territorien und der vertriebenen Flüchtlinge in den Lagern in Jordanien und im Libanon nach einem eigenen Staat – und Israels Reaktionen“, sagt Witte.
Mit dem Friedensaktivisten Arik Gutler von der AGO-Partnerschule „Cabri Manor“hat sich der Austausch weiterentwickelt. Die Überzeugung ist: „Für – auch noch so kleine – Erfolge im Palästinakonflikt muss in der Jugend- und Schülerarbeit begonnen werden. Erst wenn Jugendliche, die bisher getrennt gelebt haben, zusammen an schulischen Projekten arbeiten, wird Verständnis für Sprache, Kultur und Gesellschaft des Anderen erwachsen“, beschreibt Witte den Ansatz der neuen jüdisch-arabischen Jugendbeziehungen, die Gutler in „Peaceclubs“kultiviert.
Für die Schüler war der Konflikt in Städten wie Jerusalem allgegenwärtig. „Dort kann man den alltäglichen Spannungen zwischen Arabern und Juden kaum aus dem Wege gehen“, sagt Witte. Das reicht von der militärischen Sicherung des Zugangs der Juden zur Klagemauer über den Besuch des umkämpften Tempelbergs bis zur Zerrissenheit innerhalb der jüdischen Gesellschaft wie sie der Gang durch das orthodoxe Viertel Measharim gezeigt hat.
Für Witte war es die letzte Fahrt vor seiner Pensionierung. Oberbürgermeister Jürgen Krogmann hatte sich auch deshalb noch vor wenigen Tagen für die Weiterführung und den Ausbau gerade des Jugendaustausches mit Mateh Asher stark gemacht.