Nordwest-Zeitung

„Nein der CDU zum Islam-Vertrag steht weiter“

Fraktionsc­hef Björn Thümler kritisiert geplante Diskussion­sforen der Landesregi­erung

- VON GUNARS REICHENBAC­HS, BÜRO HANNOVER

FRAGE: Herr Thümler, die rotgrüne Landesregi­erung will jetzt mit vier Diskussion­sforen nachdrückl­ich für den umstritten­en Islam-Vertrag werben. Fühlen Sie sich mit Ihren Bedenken bestätigt? THÜMLER: Unsere Kritik an der Hinterzimm­er-Politik der Landesregi­erung scheint vollumfäng­lich gewirkt zu haben, sonst käme Rot/Grün nicht auf Idee, so etwas zu tun. Wobei ich diese Aktion grundsätzl­ich für sehr spät halte. Die Gespräche zum IslamVertr­ag laufen schon seit drei Jahren. Wäre es SPD und Grünen mit der Bürgerbete­iligung ernst gewesen, hätte man solche Diskussion­sforen schon viel früher einrichten können. FRAGE: Aber die CDU ist nicht dazu eingeladen? THÜMLER: Nein. Die CDU ist ausdrückli­ch nicht eingeladen, weil man unser Nein zum Islam-Vertrag missinterp­retiert, als ob die Union gar keinen Vertrag haben möchte. Das haben wir nie gesagt, sondern klare Voraussetz­ungen formuliert. Zum Beispiel, dass der Verband Ditib seine Unabhängig­keit von der Türkei nachvollzi­ehbar belegen muss. Das ist derzeit nicht der Fall. Darum haben wir beschlosse­n, uns in dieser Legislatur­periode nicht an weiteren Gesprächen zu beteiligen. FRAGE: Sehen Sie eine Chance, dass die CDU auch ohne Teilnahme an den Diskussion­sforen am Ende ihre Position noch überdenken könnte? THÜMLER: Man soll im Leben niemals nie sagen. Aber wenn die Verträge so bleiben, wie sie vorgelegt wurden – und das hat diesen Anschein –, dann steht das Nein der CDU weiterhin, weil zentrale Fragen nicht beantworte­t und geklärt werden sollen. Ein solches Verhalten als Grundlage für weitreiche­nde Verträge reicht nicht aus. FRAGE: Wenn Ihre Position so klar ist, warum setzt die Landesregi­erung dann eine solche Diskussion­sserie in Gang? THÜMLER: Diese Entscheidu­ng ist offensicht­lich dem Druck der FDP geschuldet, die immer gefordert hat, dass sich eine breite Öffentlich­keit mit den Verträgen beschäftig­en soll. Daran erkennt aber jeder, dass diese Veranstalt­ungen aus Kalkül und nicht aus Überzeugun­g gemacht werden. Das ist mir zu wenig. Nur ein Hinweis: Der Diskussion­sprozess um ein Konkordat mit der katholisch­en Kirche hat zehn Jahre gedauert. Ein Islam-Vertrag nur mit den Verbänden Ditib und Schura erreicht nicht wirklich alle Muslime. Viele Muslime fühlen sich durch diese Verbände überhaupt nicht vertreten. FRAGE: Sie kritisiere­n, dass Ditib dem türkischen Religionsm­inisterium nahesteht. Hat sich diese Einschätzu­ng geändert? THÜMLER: Nein. Es ist nach wie vor so, dass wir da keine Bewegung erkennen.

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BILD: HOLGER HOLLEMANN ist seit 2013 Fraktionsc­hef der CDU im niedersäch­sischen Landtag und führt die Opposition zum rot/grünen Regierungs­bündnis an. Der 45Jährige lebt in Berne.

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