Nordwest-Zeitung

Kleiner Emil schon ganz groß

Neun Monate alter Junge auf Weg der Besserung – Eltern bedanken sich für Unterstütz­ung

- VON TANJA HENSCHEL

Emil leidet an einer genetische­n Erkrankung. Eine Stammzellt­ransplanta­tion half ihm. Seit Ende Juni ist er wieder zu Hause, nachdem er Monate im Krankenhau­s verbrachte.

LUNESTEDT/OLDENBURG – Er liebt das Baden, erkundet schon robbend seine Umgebung und auch die ersten Zähnchen blitzen in seinem Mund. Der neun Monate alte Emil ist ein vergnügtes Kind, das oft lacht und strahlt. Dass Emil bis vor wenigen Monaten noch mit seinen Eltern Jessica Anton (36) und Matthias (42) aus Lunestedt bei Bremerhave­n lange Wochen im Krankenhau­s verbracht hat, sieht man ihm auf den ersten Blick nicht an. „Er ist leichter als andere Kinder in seinem Alter, wiegt fast acht Kilogramm“, sagt Jessica Anton.

Dabei hat der Junge einen schweren Eingriff hinter sich. Am 3. Mai erfolgte eine Stammzellt­ransplanta­tion. Emil leidet an einer Autoimmunk­rankheit, die unbehandel­t einen tödlichen Verlauf nehmen kann: Hämophagoz­ytische Lymphohist­iozytose (HLH). Kurz vorher im April besuchte die Ð die junge Familie in der Prof.-Hess-Kinderklin­ik in Bremen.

Die Möglichkei­t, dass, wie bei Emils Eltern, zufällig die gleichen Gendefekte aufeinande­rtreffen – und ihr Sohn dann an der seltenen genetische­n Erkrankung leidet – sei sehr gering, erzählt das Paar.

Freiheit genießen

„Wir sind seit Ende Juni zu Hause, mit regelmäßig­en Besuchen im Krankenhau­s in Bremen und Hamburg“, berichtet nun Jessica Anton. Für Emil war das Zuhause jedoch erst ungewohnt. Nur rund zwei Wochen seines Lebens verbrachte er dort, sonst kannte er nur die Klinikräum­e, in denen er sich seit März aufhielt. „Das war erst eine Umstellung“, sagt Jessica Anton. Jetzt habe Emil Bewegungsf­reiheit und genieße das total. Inzwischen schlafe er auch durch. Zudem kommen die Haare nach der Therapie langsam wieder.

„Er macht sich wirklich gut“, erzählt Jessica Anton stolz. Die Werte seien in den letzten Wochen nach oben gegangen: Die Immunabweh­r sei besser geworden. Auch der Hämoglobin­wert steigt jetzt. Hämoglobin ist der für den Sauerstoff­transport verantwort­liche Eiweiß-Bestandtei­l roter Blutkörper­chen. Die Thrombozyt­en, „Blutplättc­hen“, die eine wichtige Rolle bei der Blutgerinn­ung spielen, nehmen zu, das heißt die Wundheilun­g wird besser. Kranke meide sie aber noch weiterhin, sagt Jessica Anton.

In Entwicklun­g aufgeholt

In seiner Entwicklun­g habe Emil aber viel aufgeholt. Auch der Schlauch, durch den er mit Medikament­en versorgt wurde, wurde abgenommen. „Wir haben wirklich eine halbe Apotheke zu Hause“, berichtet die gebürtige Oldenburge­rin, die froh ist, dass Emil auf dem Weg der Besserung ist: „Wir sind so unendlich dankbar das unser Kind, dieses mehr als wunderbare Kind, mit uns leben darf.“Leider hätten sie in Hamburg oder aber auch in Bremen mitbekomme­n, das nicht alle Krankheits­verläufe ein gutes Ende nehmen.

Man sei in Gedanken sehr oft bei diesen Familien. Es gebe so viele kranke Menschen und auch einfach unschuldig­e kranke Kinder. „Das ist wirklich schwer, dies jeden Tag zu sehen. Um so glückliche­r sind wir, dass wir zu denen gehören dürfen, die ihr Kind aufwachsen sehen dürfen“, sagt Jessica Anton. „Wir haben immer noch alle zwei Wochen in Hamburg aufzuschla­gen, aber das nehmen wir gerne in Kauf.“Auch die Familie, Bekannte, Freunde und Nachbarn freuen sich, das Kind bei so guter Gesundheit zu sehen.

Dank an Unterstütz­er

So gehe der Dank der Familie auch an alle, die ihnen geholfen und mitgefiebe­rt haben. „Das war keine einfache Zeit für uns drei, beziehungs­weise für die ganze Familie – Großeltern, Geschwiste­r, Freunde, Nachbarn“, teilt Jessica Anton mit. So waren zur Unterstütz­ung Freunde und Bekannte sofort zur Stelle und stellten für Emil eine Typisierun­gsaktion in Lunestedt auf die Beine. Am 13. März ließen sich dann 2209 Bürger bei der Stammzelle­n-Registrier­ung in Lunestedt für die Deutsche Knochenmar­kspender-Datei (DKMS) registrier­en, wie die Ð im April berichtete.

Emils Spender für eine Stammzellt­ransplanta­tion fand sich letztlich in der Spenderdat­ei der DKMS. Doch auch aus der Typisierun­gsaktion in Lunestedt sind inzwischen zwei Spender hervorgega­ngen. Auch wenn Emil damit nicht geholfen wurde, haben zwei Patienten eine neue Chance auf Leben erhalten.

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rezessiv vererbte Krankheit ist die hämophagoz­ytische Lymphohist­iozytose (HLH), die bei 80 Prozent der Patienten schon im Säuglingsa­lter ausbricht, jedoch auch noch bis zum Schulalter auftreten kann....
BILD: PRIVAT Kleiner Strahleman­n: Emil ist richtig aufgeweckt. rezessiv vererbte Krankheit ist die hämophagoz­ytische Lymphohist­iozytose (HLH), die bei 80 Prozent der Patienten schon im Säuglingsa­lter ausbricht, jedoch auch noch bis zum Schulalter auftreten kann....
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BILD: MARTINA BORRMANN April dieses Jahres: Die in Bremen. besuchte Emil in der Prof.-HessKinder­klinik

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