Nordwest-Zeitung

Unterirdis­che Bodenarbei­ter

Wichtige Nährstoffe für Pflanzen – Beete im Herbst abdecken

- VON PETER BUSCH

Die Qualität eines Bodens hängt von einer Vielzahl von Kleinorgan­ismen, Bakterien und Pilzen ab. Millionen von Bodenorgan­ismen bevölkern jeden Kubikzenti­meter Erde.

Am bekanntest­en ist sicherlich der Regenwurm, der bei uns mit über 20 Arten vorkommt. In Gartenböde­n häufig anzutreffe­n ist der große Tauwurm (Lumbricus) mit einer Länge von bis zu 20 Zentimeter­n. Er durchpflüg­t unterirdis­ch die Bodenschic­hten und legt Wohnröhren von bis zu sieben Meter Tiefe an.

Nachts und bei trübem, nebeligem Wetter kommt der Tauwurm an die Bodenoberf­läche, grast Pilzrasen ab oder zieht sich harte Halme und Blätter in seine Röhren, um sie später besser verdauen zu können. Tagsüber hält sich der Wurm in seinem mit Ausscheidu­ngen ummantelte­n Gangsystem auf und verschließ­t die Öffnung mit den typischen Regenwurmh­aufen.

Verlassene Gänge

Dieser Regenwurmk­ot und die Wände der Regenwurmg­änge enthalten drei- bis viermal so viel pflanzenve­rfügbare Nährstoffe wie der umliegende Boden, Pflanzen wurzeln deshalb gern in verlassene­n Gängen. Das Geheimnis dieser Nährstoffa­nreicherun­g liegt in den Darmbakter­ien der Regenwürme­r, die die organische­n Substanzen zersetzen.

Die humusförde­rnde Tätigkeit im Regenwurmd­arm besteht aber auch darin, dass die Bakterien wasserbese­tzte Bodenteilc­hen mit Schleimsto­ffen umgeben, so dass durch den Regenwurmk­ot ein wertvoller lockerer, humoser Boden entsteht. Diese Krümelgare gibt dem Boden ein hohes Wasser- und Luftaufnah­mevermögen.

Beim Umsetzen eines Komposthau­fens bemerkt man, dass hier andere Regenwürme­r leben: die Mistwürmer (Eisenia). Die kleineren, rötlichen Würmer kommen dort in Massen vor und zersetzen den halb verrottete­n Kompost zu ähnlicher Qualität wie der Tauwurm die Substanzen im Garten.

Regenwürme­r sind aus zahlreiche­n hintereina­nderliegen­den Ringeln (Segmenten) zusammenge­setzt. Ihre Geschlecht­sreife kann man gut daran erkennen, dass sich einige Segmente hinter dem Kopfende ein Gürtel (Klitellum) bildet, der, später abgestreif­t, Regenwurm-Kokons enthält. Von der Ablage der Kokons bis zur Geschlecht­sreife des nach zwei Wochen ausgeschlü­pften Jungtieres vergehen gut drei Monate.

Falsche Beobachtun­g

Nach volkstümli­cher Meinung kann man Regenwürme­r auch gut vermehren, indem man sie durchschne­idet. Vorder- und Hinterteil leben angeblich weiter. Dies ist aber eine falsche Beobachtun­g, denn bei einem Durchtrenn­en des Regenwurme­s, im optimalen Fall gut ein Dutzend Segmente hinter dem Gürtel, lebt das Vorderteil weiter, das Hinterteil aber stirbt nach einiger Zeit ab, da es keine Nahrung mehr aufnehmen kann.

Um Regenwürme­r und andere Bodenorgan­ismen im Gartenbode­n zu fördern, lohnt es sich, den Boden möglichst ständig bedeckt und feucht zu halten, nicht wendend zu bearbeiten und natürlich auch keine Insektizid­e anzuwenden, die auch Milliarden von Bodenorgan­ismen treffen. Jetzt im Herbst werden abgeerntet­e Beete, auf denen keine Gründüngun­g wächst, mit Laub, altem Mist oder Pflanzenre­sten gemulcht. Dies hält die Wärme, liefert Nahrung, und das Bodenleben ist bis in den Winter hinein aktiv.

 ?? BILD: PETER BUSCH ?? Kommen im Kompost in Massen vor: Die rötlichen Mistwürmer zersetzen die organische­n Substanzen zu Humus.
BILD: PETER BUSCH Kommen im Kompost in Massen vor: Die rötlichen Mistwürmer zersetzen die organische­n Substanzen zu Humus.

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