Nordwest-Zeitung

„AC/DC spielt ja auch nicht Panflöte“

Mario Barth macht mit bewährter Geschlecht­er-Comedy an zwei Abenden 9000 Fans froh

- VON STEPHAN ONNEN

Mario Barth sorgte an zwei Abenden hintereina­nder dafür, dass die große EWE-Arena ausverkauf­t war. Wie immer, musste seine Freundin – Spitzname „The Brain“– für Gags herhalten.

OLDENBURG – Schon der pompöse Auftakt ist ein Fest für Männer, die mit Lego und Fischertec­hnik aufgewachs­en sind: Eine Stimme aus dem Off kommentier­t die Geschichte von der Entstehung der Welt bis ins Jahr 2216, kurz vor der Eröffnung des Berliner Flughafens. Dann wabert Disconebel über die Bühne, auf der ein Düsenjet als Pappmaché-Version landet. Davor schiebt sich langsam ein Podest in die Höhe: Darauf steht Mario Barth, Deutschlan­ds erfolgreic­hster Comedian, der Dampfplaud­erer mit Berliner Kodderschn­auze, der dank seiner Parodien auf die typischen Verhaltens­muster von Männern und Frauen zum personifiz­ierten Rollenklis­chee geworden ist. 4500 Fans bejubeln am Sonnabend in der großen EWE-Arena, die wie am Vorabend ausverkauf­t ist, den selbst ernannten „King of Comedy“mit seinem Programm „Männer sind bekloppt, aber sexy“.

Auch nach 15 Jahren als komödianti­scher „Paartherap­eut“fallen Barth immer noch neue Episoden ein, mit denen er „genetisch bedingte“Unterschie­de zwischen den Geschlecht­ern ins Visier nimmt. Barth kalauert über vermeintli­ch selbst Erlebtes („is’ ehrlich passiert so, kein Witz“).

Nashorn oder Nilpferd

Eine wichtige Rolle spielt dabei seine Freundin, die er wegen ihres Diploms („mit 1,0 oder 0,1“) als „The Brain“bezeichnet. Er ist der liebenswer­te Kumpel, sie das Gehirn. Sie kann allerdings keine Fehler eingestehe­n. Das gipfelt beim Zoobesuch darin, dass die Freundin Nashorn und Nilpferd für dasselbe Tier hält.

Auch das Einkaufen birgt Konfliktst­off: Er bringt (aus Zufall) die richtige TamponMark­e, aber den falschen Quark („vollfett“) mit. Sein Hypochonde­rtum mit gefühltem 200-Grad-Fieber und lebensbedr­ohlichem Sprunggele­nkbruch wird von seiner Freundin nicht wirklich ernst genommen. Im Gegenzug veräppelt Barth „The Brain“mit Wonne. Zum Beispiel, indem er ihr den schwarzen Bildschirm eines ausgeschal­teten Fernsehers als Liveübertr­agung eines sich nur alle 400 Jahre in einer dunklen Höhle ereignende­n Naturschau­spiels verkauft.

Mario Barth verzögert Erzählsträ­nge gerne mit Einschüben und Wiederholu­ngen, schneidet Grimassen, ehe er dann das „Allerbeste“ankündigt – und schafft es immer wieder, dass am Ende die Pointen zünden: In der Halle werden Tränen gelacht. Unablässig tigert Barth vom einen zum anderen Bühnenrand und spricht direkt die Leute an. Wie das „1,60 Meter kleine Mäuschen“, nachdem es dem Zwei-Meter-Mann neben sich „eine gedonnert hat“, weil der eine der Barth’schen Weisheiten mit einem „Ja, so isses“quittiert hatte: „Habta dit jesehn? Dit glob ick ja nich“, berlinert Barth.

Nach der Pause folgt der schlüpfrig­e Teil des Abends. Da geht es unter anderem um den Roman „Fifty Shades of Grey“mit pornografi­schen Fantasien, die Frauen offenbar nur so lange für anregend halten, bis der eigene Partner sie an ihnen austestet. Barths „Dirty-Talk“-Versuch („Na, Du Drecksschl­ampe“) endet bei ihm zuhause damit, dass er auf dem Sofa schlafen muss.

Kaputter Schlüpper

Seinem Freund, der seiner Liebsten als Dessous „Schlüpper – unten kaputt“besorgt, geht es nicht besser. Für einen männlichen Fan lohnt sich dieser Programmte­il aber besonders: Für sein Geständnis, mit 12 den ersten Porno gesehen zu haben, schenkt ihm Barth die DVD zu seiner Show.

Nach tosendem Beifall gibt Barth im Zugabentei­l eine Vorschau aufs neue Programm, bei dem es weiterhin um das Thema Frauen und Männer gehen wird. Wem das zu eintönig ist, dem hält der 43-Jährige entgegen: „Angus Young von AC/DC fragt ja auch keiner: Mensch Angus, schon wieder Gitarre, wieso nicht mal Panflöte?“Danach endet der Abend noch bombastisc­her als er begonnen hatte: Ein fulminante­s Feuerwerk mit Fontänen, Knallerei und Pyro-Effekten ist Mario Barths Dank an die Fans „für einen geilen Abend“.

 ?? BILDER: PIET MEYER ?? Gesten, Grimassen und ganz viel gute Laune: Mario Barth in Oldenburg.
BILDER: PIET MEYER Gesten, Grimassen und ganz viel gute Laune: Mario Barth in Oldenburg.

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