„AC/DC spielt ja auch nicht Panflöte“
Mario Barth macht mit bewährter Geschlechter-Comedy an zwei Abenden 9000 Fans froh
Mario Barth sorgte an zwei Abenden hintereinander dafür, dass die große EWE-Arena ausverkauft war. Wie immer, musste seine Freundin – Spitzname „The Brain“– für Gags herhalten.
OLDENBURG – Schon der pompöse Auftakt ist ein Fest für Männer, die mit Lego und Fischertechnik aufgewachsen sind: Eine Stimme aus dem Off kommentiert die Geschichte von der Entstehung der Welt bis ins Jahr 2216, kurz vor der Eröffnung des Berliner Flughafens. Dann wabert Disconebel über die Bühne, auf der ein Düsenjet als Pappmaché-Version landet. Davor schiebt sich langsam ein Podest in die Höhe: Darauf steht Mario Barth, Deutschlands erfolgreichster Comedian, der Dampfplauderer mit Berliner Kodderschnauze, der dank seiner Parodien auf die typischen Verhaltensmuster von Männern und Frauen zum personifizierten Rollenklischee geworden ist. 4500 Fans bejubeln am Sonnabend in der großen EWE-Arena, die wie am Vorabend ausverkauft ist, den selbst ernannten „King of Comedy“mit seinem Programm „Männer sind bekloppt, aber sexy“.
Auch nach 15 Jahren als komödiantischer „Paartherapeut“fallen Barth immer noch neue Episoden ein, mit denen er „genetisch bedingte“Unterschiede zwischen den Geschlechtern ins Visier nimmt. Barth kalauert über vermeintlich selbst Erlebtes („is’ ehrlich passiert so, kein Witz“).
Nashorn oder Nilpferd
Eine wichtige Rolle spielt dabei seine Freundin, die er wegen ihres Diploms („mit 1,0 oder 0,1“) als „The Brain“bezeichnet. Er ist der liebenswerte Kumpel, sie das Gehirn. Sie kann allerdings keine Fehler eingestehen. Das gipfelt beim Zoobesuch darin, dass die Freundin Nashorn und Nilpferd für dasselbe Tier hält.
Auch das Einkaufen birgt Konfliktstoff: Er bringt (aus Zufall) die richtige TamponMarke, aber den falschen Quark („vollfett“) mit. Sein Hypochondertum mit gefühltem 200-Grad-Fieber und lebensbedrohlichem Sprunggelenkbruch wird von seiner Freundin nicht wirklich ernst genommen. Im Gegenzug veräppelt Barth „The Brain“mit Wonne. Zum Beispiel, indem er ihr den schwarzen Bildschirm eines ausgeschalteten Fernsehers als Liveübertragung eines sich nur alle 400 Jahre in einer dunklen Höhle ereignenden Naturschauspiels verkauft.
Mario Barth verzögert Erzählstränge gerne mit Einschüben und Wiederholungen, schneidet Grimassen, ehe er dann das „Allerbeste“ankündigt – und schafft es immer wieder, dass am Ende die Pointen zünden: In der Halle werden Tränen gelacht. Unablässig tigert Barth vom einen zum anderen Bühnenrand und spricht direkt die Leute an. Wie das „1,60 Meter kleine Mäuschen“, nachdem es dem Zwei-Meter-Mann neben sich „eine gedonnert hat“, weil der eine der Barth’schen Weisheiten mit einem „Ja, so isses“quittiert hatte: „Habta dit jesehn? Dit glob ick ja nich“, berlinert Barth.
Nach der Pause folgt der schlüpfrige Teil des Abends. Da geht es unter anderem um den Roman „Fifty Shades of Grey“mit pornografischen Fantasien, die Frauen offenbar nur so lange für anregend halten, bis der eigene Partner sie an ihnen austestet. Barths „Dirty-Talk“-Versuch („Na, Du Drecksschlampe“) endet bei ihm zuhause damit, dass er auf dem Sofa schlafen muss.
Kaputter Schlüpper
Seinem Freund, der seiner Liebsten als Dessous „Schlüpper – unten kaputt“besorgt, geht es nicht besser. Für einen männlichen Fan lohnt sich dieser Programmteil aber besonders: Für sein Geständnis, mit 12 den ersten Porno gesehen zu haben, schenkt ihm Barth die DVD zu seiner Show.
Nach tosendem Beifall gibt Barth im Zugabenteil eine Vorschau aufs neue Programm, bei dem es weiterhin um das Thema Frauen und Männer gehen wird. Wem das zu eintönig ist, dem hält der 43-Jährige entgegen: „Angus Young von AC/DC fragt ja auch keiner: Mensch Angus, schon wieder Gitarre, wieso nicht mal Panflöte?“Danach endet der Abend noch bombastischer als er begonnen hatte: Ein fulminantes Feuerwerk mit Fontänen, Knallerei und Pyro-Effekten ist Mario Barths Dank an die Fans „für einen geilen Abend“.