Wertvolle Scheiben zwischen „Pop & Rock von A – Z“
Riesiges Angebot berauscht Sammler und Schnäppchenjäger
OLDENBURG – Die echten Fans stehen schon eine halbe Stunde vor Einlass in der Schlange. Es riecht nach Zigarillos und ganz latent nach Panik. Panik, nicht der erste zu sein.
Lange Arme machten Vinyl-Liebhaber am Sonntag bei der Schallplattenbörse in den Weser-Ems-Hallen. Es gab ein riesiges Angebot verschiedenster Musikrichtungen aus sämtlichen Jahrzehnten. Veranstalter Ulrich Laub schätzte den Ansturm auf etwa 500 Besucher. „Sind ja eher Männer hier“, sagt er. Was in der Halle zu finden ist, verrät, warum: 80er, Hardrock, Metal, Deep Purple, AC/DC, Nirvana, um nur einige Beispiele zu nennen.
Etwas ungeduldig, aber höflich schieben sich die Plattensammler aneinander vorbei. Sorgsam drücken sie die einzelnen Scheiben auseinander, um auch ja keine zu übersehen. Es ist aber auch immer so schwierig, das Plattencover zu sehen, wenn die Kiste so vollgepackt ist.
Die Beweggründe für das Gedränge am Wühltisch sind unterschiedlich. Grob lässt sich das Publikum in zwei Gruppen unterscheiden: Die, auf der Suche nach Lieblingsinterpreten und Schnäppchen. Zu dieser Spezies gehören auch viele junge Menschen. Sie stöbern und nehmen mit, was gefällt.
Dann gibt es die, die sich in einem Zustand ständiger Unvollkommenheit befinden: Die Sammler. Michael Aden sammelt seit 40 Jahren ElvisPlatten. „Bescheuert, oder?“, sagt er und lacht. Nun ja, seine King-of-Rock’n’Roll-Kollektion beläuft sich mittlerweile auf 5000 Exemplare. Seine teuerste Platte? „3000 Euro“, murmelt er.
Original und Nachpressung, normales Cover, Klappcover, in Mono und in Stereo – ein Album, unzählige Ausführungen. Deshalb führt Aden Buch über seinen „Bestand“. Er schlägt den dicken Ordner auf: „Das sind Pressungen aus Argentinien.“Er blättert weiter: „Hier Australien“. Ab heute kann er eine italienische Pressung zu seiner Sammlung dazuzählen. Es ist auch ein besonderer Tag für den ElvisFan: „Ich hab meine erste Beatles Platte gekauft.“
Die alten Plattencover riechen muffig, teilweise haben die damaligen Besitzer ihren Namen mit Kugelschreiber darauf gekritzelt oder ihre Lieblingslieder eingekringelt – Plattensammeln mag bescheuert sein, hat aber auch einfach Charme.