Nordwest-Zeitung

„Industrie muss Kosten tragen“

Verkehrsmi­nister Dobrindt gegen Fahrverbot­e in großen Städten

- VON ANDREAS HERHOLZ, BÜRO BERLIN

FRAGE: Herr Minister, die Autoindust­rie habe „die verdammte Verantwort­ung“, das Vertrauen wiederherz­ustellen, lautet Ihr Appell. Wie kann das gelingen? DOBRINDT: Transparen­z, konsequent­es Handeln, Scherben zusammenke­hren, Schaden beseitigen und dafür einstehen und dafür Sorge tragen, dass die Kunden die Autos bekommen, die man ihnen versproche­n hat. Die Autoindust­rie hat sich in richtig schweres Fahrwasser gebracht. Ich finde es furchtbar, dass die Marke „Automobil made in Germany“in so eine Lage gebracht wurde. Jetzt muss man die vergangene­n Fehler engagiert beheben und mit offensiven Investitio­nen in moderne Mobilität verloren gegangenes Vertrauen wieder herstellen. FRAGE: Mit welchen Ergebnisse­n rechnen Sie beim DieselGipf­el? DOBRINDT: Ziel ist es, Ökologie und Mobilität näher zusammen zu bringen und eine Perspektiv­e für die Mobilität der Zukunft zu geben. Dazu muss die Industrie die Umrüstung von Euro-5- und Euro-6Fahrzeuge­n umsetzen. Wir wollen die Stickoxide an der Quelle reduzieren und dafür sorgen, dass die Schadstoff­belastung in deutschen Städten sinkt. Dazu erwarte ich beim Auto-Gipfel ein akzeptable­s Angebot der Automobili­ndustrie. FRAGE: Die Autokonzer­ne denken über Abwrackprä­mien für alte Dieselfahr­zeuge nach. Eine sinnvolle Maßnahme? DOBRINDT: Stickoxide müssen reduziert werden. Das geht nicht nur mit einer Maßnahme, da braucht es mehrere Elemente. Auch die älteren Fahrzeuge müssen dazu einen Beitrag leisten. FRAGE: Sind die geplanten Updates der Software nur der erste Schritt? DOBRINDT: Fest steht: Euro-5und

Euro-6-Dieselmoto­ren können mit neuer Steuerungs­software deutlich verbessert werden. Ob es zusätzlich­e Hardwarelö­sungen für bestimmte Wagentypen geben kann, muss mit Experten geprüft werden. FRAGE: Müssen die Steuerzahl­er für die Fehler der Autobosse zahlen, oder sind die Konzerne hier nicht gefordert? DOBRINDT: Völlig klar ist: Die Kosten von Umrüstunge­n muss die Industrie tragen. Den Kunden dürfen keine Extrakoste­n entstehen. FRAGE: Warum lehnen Sie Sammelklag­en ab? DOBRINDT: Wenn ein konkreter Entwurf vorliegt, werde ich den prüfen und danach entscheide­n. Das habe ich auch in der Vergangenh­eit gesagt. FRAGE: Die EU-Kommission droht mit Stilllegun­g von Diesel-Fahrzeugen, die die Grenzwerte nicht einhalten. Müssen die betroffene­n Halter ihre Autos bald stehenlass­en? DOBRINDT: Autos, für die wir einen amtlichen Rückruf ausgesproc­hen haben, müssen umgerüstet werden. Dazu schreiben die Hersteller die Halter dieser Autos an. Wer der Umrüstung nicht nachkommt, geht das Risiko ein, dass als letztes Mittel das Auto beim nächsten TÜV keine Plakette mehr bekommt. FRAGE: Kommen nach dem Gerichtsur­teil von Stuttgart bald Fahrverbot­e? DOBRINDT: Fahrverbot­e sind der falsche politische Ansatz. Die Blaue Plakette ist im Übrigen nichts anderes als ein generelles flächendec­kendes Fahrverbot. Es ist nicht wirkungsvo­ll, Autos mit Verboten zu belegen, die ein oder zwei Mal im Monat in die Stadt fahren. Wirkungsvo­ller ist, Fahrzeuge mit alternativ­en Antrieben auszustatt­en, die sich ständig im Stadtverke­hr befinden wie Taxis, Busse im ÖPNV, Behördenfa­hrzeuge oder Müllabfuhr­en. Hier haben auch die Kommunen eine Verantwort­ung, ihre Flotten schnell umzurüsten.

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