Nordwest-Zeitung

Betrunkene­r verletzt Polizist

- VON HELEN HOFFMANN

ALZBERGEN/DPA – Ein betrunkene­r und unter Drogeneinf­luss stehender Autofahrer hat sich nach einem Unfall uneinsicht­ig gezeigt. :ie ein Polizeispr­echer jetzt mitteilte, fuhr der 33-Jährige aus dem niederländ­ischen Deventer auf der A30 bei Salzbergen (Kreis Emsland) mit seinem :agen mehrfach gegen die Leitplanke­n.

Nachdem ein anderer Fahrer die Polizei verständig­t hatte, trafen die Beamten ihn schlafend in seinem :agen an. Ein Test habe einen :ert von 1,51 Promille ergeben. Der Mann habe bei weiteren Ermittlung­en einen Polizisten an der Hand verletzt. Die Psychologi­n Katharina von Eitzen, Nils Wardenberg, die pädagogisc­he Leiterin der WG, Anne Skwara-Harms, Student Onni Pyökari, Enrico Monti und Jonas Specketer (von links). Vier der WG-Mitglieder werden durch die anderen Mitbewohne­r betreut. Alle wollen voneinande­r lernen.

Vier WG-Mitglieder studieren, vier brauchen Hilfe beim Wäsche waschen. In der ersten inklusiven WG Bremens wollen alle voneinande­r lernen – fürs Leben.

BREMEN – Auf den ersten Blick ist es eine :ohngemeins­chaft, wie es sie in vielen Städten gibt. Acht junge Leute leben zusammen in einer :ohnung. Jeder hat ein eigenes Zimmer. Küche, :ohnzimmer und Bäder werden geteilt. Auf den zweiten Blick ist die Gemeinscha­ft in der rund 260 Quadratmet­er großen Altbauwohn­ung nahe der Bremer Innenstadt etwas Besonderes, denn sie ist inklusiv.

Vier der :G-Mitglieder sind geistig beeinträch­tigt und auf persönlich­e Betreuung angewiesen. „Es ist gut hier“, sagt der 20-jährige Nils :ardenberg, der bis zum Einzug in die :G im Juni bei seiner Mutter lebte. „Hier muss man putzen“, erklärt er und kuschelt sich kurze Zeit später an Anne Skwara-Harms, die als pädagogisc­he Leiterin der :G fast täglich in der :ohnung ist. Auch für Enrico Monti ist es die erste :ohngemeins­chaft. „Hier geht die Fetze ab“, sagt der 20-Jährige, der beruflich Autos reinigt.

„Ich wusste gar nicht, dass wir hier so viel feiern“, schmunzelt Onni Pyökari, der Englisch und Geschichte studiert. Auch er wohnt zum ersten Mal in einer „echten :G“, wie er sagt, denn die Zeit bei der Bundeswehr könne man Die WG-Mitglieder Jonas Specketer, Enrico Monti, die pädagogisc­he Leiterin der WG, Anne Skwara-Harms und Nils Wardenberg unterstütz­en sich gegenseiti­g.

nicht dazuzählen. „Da musste man mit vielen Leuten in einer Stube wohnen, das war nicht so cool.“Sein neues Zuhause gefällt ihm. „Das Projekt ist mega-spannend. Ich denke, es hilft mir im späteren Leben“, urteilt der 22-Jährige. „Auch finanziell ist es eine super Sache“, fügt er hinzu.

Voneinande­r lernen

Die erste inklusive :G der Stadt Bremen ist ein Projekt des Martinsclu­bs, eines Vereins, der sich für Menschen mit Beeinträch­tigung einsetzt. Ziel ist, dass alle voneinande­r profitiere­n. „Die Studierend­en erfahren eine persönlich­e Bereicheru­ng und verdienen sich etwas Geld dazu“, erklärt die Sprecherin des Martinsclu­bs Christina Ruschin.

Die :G-Mitglieder mit Behinderun­g haben die Chance auf eine neue :ohnform und engen Kontakt zu anderen jungen Leuten. „Jeder hat gleichviel zu sagen“, betont

Ruschin.

Katharina von Eitzen, die nach Abschluss ihres Psychologi­estudiums nun Kunst und Erziehungs­wissenscha­ft studieren will, hat sich schnell in die :G eingelebt. „Ich finde es cool, dass man den Alltag zusammen gestaltet.“Dass sie vier Mitbewohne­r hat, die mehr Hilfe brauchen, stört sie nicht. „In einer Studi-:G hilft man sich doch auch“, sagt die 24-Jährige.

Das Zusammenle­ben der Acht ist organisier­t. Einmal in der :oche gibt es ein :G-Gespräch mit Anne SkwaraHarm­s, bei dem sie fragt, wie es läuft und ob es Probleme gibt. Dann wird die kommende :oche geplant, denn jeden Morgen und jeden Nachmittag soll einer der vier Studierend­en Ansprechpa­rtner für die :G-Bewohner mit Behinderun­g sein. Dabei geht es nicht um pflegerisc­he Aufgaben, sondern um Alltagshil­fe etwa beim Einkaufen, Aufräumen oder der :äsche.

Bremens Sozialsena­torin Anja Stahmann (Grüne) nennt diese :ohngemeins­chaft ein bedeutende­s Projekt. „Es wirkt der Ausgrenzun­g entgegen und schafft alltäglich­e Beziehunge­n zwischen behinderte­n und nicht behinderte­n Menschen, die auf andere :eise vermutlich nicht entstehen würden“, sagte sie bei der offizielle­n Eröffnung der :G am Freitag. Der Landesbehi­ndertenbea­uftragte Joachim Steinbrück, der selbst :G-Erfahrung hat, sieht einen Nutzen für alle: „Es ist eine wichtige Lebenserfa­hrung.“

Nicht nur in Bremen

Dem Sozialress­ort zufolge ist die :G nicht nur in Bremen einmalig. Bundesweit sei ihm kein vergleichb­ares Projekt bekannt, sagt Sprecher Bernd Schneider. Tobias Polsfuß aus München sieht das anders. „Ich wohne selbst seit vier Jahren in so einer :G“, sagt der 24-Jährige, der mit der :ebseite www.wohnsinn.org eine Internetpl­attform für inklusive :ohngemeins­chaften gegründet hat. Ihm zufolge gab es bereits 1989 eine inklusive :G in München. Aber: „Es gibt sehr wenige davon.“

Mit seiner Plattform will Polsfuß die :ohnform bekannter machen. „Solche :Gs sind wie ein Samen, den man in die Gesellscha­ft säht“, sagt er. Menschen, die in einer inklusiven :G gewohnt haben, entwickelt­en eine andere :ertschätzu­ng gegenüber Menschen mit Behinderun­g. Sie könnten helfen, Vorbehalte abzubauen.

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