Nordwest-Zeitung

Zu spät gehandelt

- VON TODIAS SCHMIDT, DÜRO DERLIN

Entwarnung aus Brüssel: Alle verseuchte­n Eier sind vom Markt genommen, ab jetzt kann wieder bedenkenlo­s jedes Frühstücks­ei verzehrt werden, heißt es.

Doch der Fipronil-Skandal wird den Verbrauche­rn noch eine Weile schwer im Magen liegen. Millionen Eier mit Rückstände­n des Anti-Läuse-Mittels waren in den Handel gelangt, und es hat zwei Wochen gedauert, bis das ganze Ausmaß bekannt wurde. Bundesland­wirtschaft­sminister Christian Schmidt sah tagelang zu, wie sich der Skandal und die Verunsiche­rung der Bürgerinne­n und Bürger ausbreitet­en, präsentier­te sich erst am Donnerstag als entschloss­ener Krisenmana­ger. Zu spät!

Auch wenn die Lebensmitt­elüberwach­ung Ländersach­e ist: Ein früheres Signal von höchster Stelle, dass wirklich alles zum Schutz der Bevölkerun­g und zur Eindämmung der Verseuchun­g getan wird, hätte viel Unruhe ersparen können. Ob nicht doch eine Gefahr durch das Insektizid besteht – auch wenn die Rückstände in den Eiern gering sind – darauf fehlte lange eine eindeutige Antwort.

Einheitlic­he Handlungse­mpfehlunge­n von Bund und Ländern waren auch diesmal Fehlanzeig­e. Jetzt gilt es, die Schuldigen für diesen Skandal, die dem biologisch­en Reinigungs­mittel Dega-16 das Gift beimischte­n, dingfest zu machen und zur Rechenscha­ft zu ziehen. Und es muss verhindert werden, dass die in Deutschlan­d besonders betroffene­n Bio-Produzente­n in Verdacht geraten, die Regeln und Auflagen zu umgehen. Sie dürfen nicht zu den Leidtragen­den des Betrugs werden, für den sie keine Verantwort­ung und Mitschuld tragen. Die tiefere Ursache des Skandals liegt gerade in einem auf Massenprod­uktion angelegten Erzeugersy­stem. In den Niederland­en bezogen mehr als 100 Geflügelfa­rmen das vergiftete Reinigungs­mittel von einem Produzente­n. Da ist es kaum zu verhindern, dass sich Betrügerei­en zu einem Flächenbra­nd ausweiten.

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