Mit Wlan und Apps in die Lesezukunft
Bücherei verpasst sich „Bibliotheksprofil 2021“– Wie bringt man Jungen ans Buch?
Kurz vor dem Umbau: die Achternstraße 1966
Die Verwaltung hat das Nutzverhalten analysiert. Wer Bücher nicht aus dem Elternhaus kennt, wird sich schwertun.
OLDENBURG – Was Mäxchen nicht liest, liest Max nimmer mehr. Leicht abgewandelt verdeutlicht der Sinnspruch das ganze Dilemma der Bildung. Wer nicht frühzeitig mit Medien in Berührung gebracht wird, zum Beispiel im Elternhaus, bei der Tagesmutter oder in der Kita, wird mit fortschreitender Lebensdauer immer seltener den Weg zu Büchern finden. Dabei gibt es doch so wunderbare Orte wie die öffentlichen Bibliotheken an der Peterstraße und in den Stadtteilen Eversten, Nadorst, Ofenerdiek und Kreyenbrück.
Dass viele Heranwachsende sich kaum erinnern, ob sie jemals eine Bücherei von innen gesehen haben, könnte die Kulturvermittler der Stadtverwaltung verzweifeln lassen. Da laut Karl Valentin „Kunst schön ist, aber viel Arbeit macht“, sind Oberbürgermeister Jürgen Krogmann, Kulturamtsleiterin Christiane Cordes und Heike Janssen, Leiterin der Stadtbibliothek, am Dienstag vorangegangen.
Bei einem gemeinsamen Pressetermin zum „Bibliotheksprofil 2021“versicherten sie, nicht locker zu lassen, um wieder mehr junge und alte Menschen zum Lesen – und heutzutage Hören und Ansehen – zu bringen. Wer nutzt welches Medium? Über die Umfrageergebnisse zum Leseverhalten gaben Stadtbibliotheks-Leiterin Heike Janssen (von links), Oberbürgermeister Jürgen Krogmann und Kulturamtschefin Christiane Cordes Auskunft.
„Wir haben das Nutzerverhalten gründlich analysiert und wollen unsere Bibliotheken als Orte der Begegnung und des Lernens erhalten und stärken“, sagte Krogmann.
Die Angebote sollen so zeitgemäß wie möglich gestaltet werden, heißt es. Längst gibt es in den Büchereien neben Büchern auch CDs und DVDs zum Ausleihen. „Gaming Nights“und „Lesenächte“werden als Events für Teenager angeboten. Mit freiem Wlan, Apps und „eMagazines“folgt man dem Trend.
Das wird gut angenommen – aber nur von denen, die sich von Hause aus mit Medien beschäftigen.
Andererseits will das im Schnitt ältere, gebildete Oldenburger Stammpublikum in der Bibliothek weiterhin einen Ort der Muße und der Inspiration finden. „Wir müssen uns weiterentwickeln“, weiß Christiane Cordes. „Mit zielgruppengerechten Veränderungen bei Öffnungszeiten, Raumangebot und Veranstaltungen wollen wir dem Nutzungsverhalten Rechnung tragen“,
erläuterte die Kulturamtschefin.
Den Auftrag, gleichzeitig Wissen, Information und Unterhaltung einer möglichst breiten Bevölkerungsschicht zugänglich zu machen, hat die Bibliothek nie aus den Augen verloren. „Besonderen Stellenwert haben im Profil 2021 Aspekte der bundesweit prognostizierten Defizite in den Schlüsselqualifikationen Sprache und Lesen“, betonte Leiterin Heike Janssen.
Medienkompetenz sei nur als Folge von Sprach- und Lesekompetenz
zu entwickeln, war man sich einig. Dafür ist freier und kostenloser Zugang zu Informationen nötig, der im PFL, der Kinderbibliothek an der Peterstraße sowie in Kreyenbrück, Flötenteich und Eversten angeboten wird.
Ob früher mehr gelesen wurde, lässt sich nur quantitativ sagen. Mancher war zwar Dauermitglied im Bertelsmann-Buchclub, doch die aneinandergereihten Schmöker in der Schrankwand dienten hauptsächlich dazu, den Nachbarn zu beeindrucken.