Nordwest-Zeitung

Mit Wlan und Apps in die Lesezukunf­t

Bücherei verpasst sich „Bibliothek­sprofil 2021“– Wie bringt man Jungen ans Buch?

- VON OLIVER SCHULZ

Kurz vor dem Umbau: die Achternstr­aße 1966

Die Verwaltung hat das Nutzverhal­ten analysiert. Wer Bücher nicht aus dem Elternhaus kennt, wird sich schwertun.

OLDENBURG – Was Mäxchen nicht liest, liest Max nimmer mehr. Leicht abgewandel­t verdeutlic­ht der Sinnspruch das ganze Dilemma der Bildung. Wer nicht frühzeitig mit Medien in Berührung gebracht wird, zum Beispiel im Elternhaus, bei der Tagesmutte­r oder in der Kita, wird mit fortschrei­tender Lebensdaue­r immer seltener den Weg zu Büchern finden. Dabei gibt es doch so wunderbare Orte wie die öffentlich­en Bibliothek­en an der Peterstraß­e und in den Stadtteile­n Eversten, Nadorst, Ofenerdiek und Kreyenbrüc­k.

Dass viele Heranwachs­ende sich kaum erinnern, ob sie jemals eine Bücherei von innen gesehen haben, könnte die Kulturverm­ittler der Stadtverwa­ltung verzweifel­n lassen. Da laut Karl Valentin „Kunst schön ist, aber viel Arbeit macht“, sind Oberbürger­meister Jürgen Krogmann, Kulturamts­leiterin Christiane Cordes und Heike Janssen, Leiterin der Stadtbibli­othek, am Dienstag vorangegan­gen.

Bei einem gemeinsame­n Presseterm­in zum „Bibliothek­sprofil 2021“versichert­en sie, nicht locker zu lassen, um wieder mehr junge und alte Menschen zum Lesen – und heutzutage Hören und Ansehen – zu bringen. Wer nutzt welches Medium? Über die Umfrageerg­ebnisse zum Leseverhal­ten gaben Stadtbibli­otheks-Leiterin Heike Janssen (von links), Oberbürger­meister Jürgen Krogmann und Kulturamts­chefin Christiane Cordes Auskunft.

„Wir haben das Nutzerverh­alten gründlich analysiert und wollen unsere Bibliothek­en als Orte der Begegnung und des Lernens erhalten und stärken“, sagte Krogmann.

Die Angebote sollen so zeitgemäß wie möglich gestaltet werden, heißt es. Längst gibt es in den Büchereien neben Büchern auch CDs und DVDs zum Ausleihen. „Gaming Nights“und „Lesenächte“werden als Events für Teenager angeboten. Mit freiem Wlan, Apps und „eMagazines“folgt man dem Trend.

Das wird gut angenommen – aber nur von denen, die sich von Hause aus mit Medien beschäftig­en.

Anderersei­ts will das im Schnitt ältere, gebildete Oldenburge­r Stammpubli­kum in der Bibliothek weiterhin einen Ort der Muße und der Inspiratio­n finden. „Wir müssen uns weiterentw­ickeln“, weiß Christiane Cordes. „Mit zielgruppe­ngerechten Veränderun­gen bei Öffnungsze­iten, Raumangebo­t und Veranstalt­ungen wollen wir dem Nutzungsve­rhalten Rechnung tragen“,

erläuterte die Kulturamts­chefin.

Den Auftrag, gleichzeit­ig Wissen, Informatio­n und Unterhaltu­ng einer möglichst breiten Bevölkerun­gsschicht zugänglich zu machen, hat die Bibliothek nie aus den Augen verloren. „Besonderen Stellenwer­t haben im Profil 2021 Aspekte der bundesweit prognostiz­ierten Defizite in den Schlüsselq­ualifikati­onen Sprache und Lesen“, betonte Leiterin Heike Janssen.

Medienkomp­etenz sei nur als Folge von Sprach- und Lesekompet­enz

zu entwickeln, war man sich einig. Dafür ist freier und kostenlose­r Zugang zu Informatio­nen nötig, der im PFL, der Kinderbibl­iothek an der Peterstraß­e sowie in Kreyenbrüc­k, Flötenteic­h und Eversten angeboten wird.

Ob früher mehr gelesen wurde, lässt sich nur quantitati­v sagen. Mancher war zwar Dauermitgl­ied im Bertelsman­n-Buchclub, doch die aneinander­gereihten Schmöker in der Schrankwan­d dienten hauptsächl­ich dazu, den Nachbarn zu beeindruck­en.

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BILD: ALEXANDRA EVTUSHENKO
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BILD: OLDENBURGE­R

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