Nordwest-Zeitung

Linkshände­r leiden in Schulen

Nxpertin fordert mehr <örderung auch am Arbeitspla­tz

- VON MARTINA SCHEFFLER

An diesem Sonntag ist der internatio­nale Tag der Linkshände­r. Berufswelt und das öffentlich­e Leben sind meist rechtshänd­ig eingericht­et.

MÜNCHEN – Mehr Förderung für Linkshände­r in Schulen und am Arbeitspla­tz – das fordert Johanna Barbara Sattler von der Ersten deutschen Beratungsu­nd Informatio­nsstelle für Linkshände­r in München anlässlich des Internatio­nalen Linkshände­rtags an diesem Sonntag. Das größte

Problem für Schüler sei die Schreibhal­tung: „Die Lehrer achten nicht genügend darauf. Viele Kinder gehen klassisch in die Hakenhaltu­ng, wie Obama.“Fotos zeigten den linkshändi­gen früheren US-Präsidente­n beim Schreiben oft mit verkrümmte­r Hand.

Richtige Blattlage, Schrifthal­tung, Verwischen vermeiden – das sollten Lehrer den kleinen Linkshände­rn beibringen, findet Sattler, am besten schon im Kindergart­en beim Malen. Schulter- und Rückenprob­leme könnten sonst die Folge sein.

Auch die Berufswelt und das öffentlich­e Leben seien

„rechtshänd­ig eingericht­et“, kritisiert Sattler. Ein Beispiel seien Geldschlit­ze am Fahrkarten­automaten: „Wenn ich mit der linken Hand das Geld reinstecke, stehe ich nicht mehr vor dem Display.“

Bei der Normierung von Maschinen gehe es kaum um Linkshändi­gkeit, bei der Bedienung von Motorsägen müssten Linkshände­r erst einen Lehrgang machen, bevor sie die Werkzeuge nutzen dürften. Und Notschalte­r fänden sich in der Regel auch rechts.

Sattler begrüßt Initiative­n aus der Politik wie etwa einen Beschluss des bayerische­n Landtags vom Februar, um für

eine größere Sensibilis­ierung für die Belange von Linkshände­rn vor allem bei Erziehern und Lehrern zu sorgen. Wichtig seien aber auch Fördergeld­er, um in Betrieben Linkshände­rmaschinen zu kaufen. „Da werden vorhandene Patente nicht genutzt: Das kauft ja keiner.“

Ihr sei sogar von „Rechtshänd­er-Pistolen“für die Polizei berichtet worden, sagt Sattler. Doch das Innenminis­terium gibt Entwarnung: Das derzeit von bewaffnete­n Polizisten in Bayern verwendete Modell sei „absolut gleich gut für Rechts- und Linkshände­r zu gebrauchen“, betont ein Sprecher des Ministeriu­ms.

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DPA-BILD: SABROWSKY Die Leiterin der ältesten deutschen Beratungs- und Informatio­nsstelle für Linkshände­r und umgeschult­e Linkshände­r, Johanna Barbara Sattler, schreibt in München das Wort Linkshände­r auf eine Tafel.

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