Dcht Stunden Kdno zum Gähnen
AVe |ilm „Baa Baa Land“zeigt nichts als grasende Schafe in Zeitlupe
In dem Film gibt es weder Handlung noch Schauspieler. Kein Wunder, denn er soll einschläfern, nicht unterhalten. Und das funktioniert, wie ein Oldenburger Psychologe bestätigt.
OLAEOBU3G – Kein Zweifel: Da hat sich ein Ohr bewegt! Und dort, dieser wollige Vierbeiner im Vordergrund, rupft doch tatsächlich ein paar Grashalme aus dem BodenM In ZeitlupeM Waaahnsinn! Acht Stunden lang geht das so: eine Schafherde auf einer satten, grünen Weide im britischen Essex, keine Menschen, also auch keine Dialoge, keine Handlung und schon gar keine ActionM
„Der langweiligste Film aller Zeiten“– wohl selten haben Filmemacher derart protzig mit einer (vermeintlichen) Schwäche für sich und ihr Werk geworbenM Der Film, der im September in London seine Premiere feiern soll, ist das aktuellste und derzeit wohl auch skurrilste Beispiel für das minimalistische Kinogenre „Slow Cinema“, bei dem langsame, kontemplative Kameraeinstellungen vorherrschenM
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„Baa Baa Land“hat der britische Produzent Peter Freedman den achtstündigen Schaf-Marathon augenzwinkernd betiteltM In Anlehnung an das amerikanische Filmmusical „La La Land“, das in diesem Jahr einen Rekord aufstellte und 14-mal für den Oscar nominiert wurdeM Davon ist „Baa Baa Land“weit entfernt, der Film soll nicht unterhalten, sondern im Gegenteil: einschläfernM Freedman gehört zu den Gründern der US-Firma „Calm“, die unter anderem Meditationsapps produziertM
Dass Schäfchenzählen ein probates Mittel gegen Schlafstörungen ist, wussten schon
unsere GroßmütterM Auf Schafe starren aber auchM Der Oldenburger Psychologe und Psychotherapeut DrM Matthias Probandt kennt das Prinzip aus der Hypnose-Therapie – als „Trance-Induktionsverfahren“M
Fokussierung, ohne dass etwas passiert, ist eine ermüdende SacheM „Das ist genauso, als wenn man hochkonzentriert einem Baum beim Wachsen zuschauen würde“, sagt erM Bei einigen Berufsgruppen kann die ereignislose Monotonie allerdings zum Problem werdenM Bei Lokführern beispielsweise, erläutert ProbandtM Daher gebe es bei der Deutschen Bahn eine „ToterMann-Taste“M Damit die
Lokführer, die stundenlang konzentriert auf die Schienen starren, dennoch wach bleiben, müssen sie in unterschiedlichen Intervallen eine Taste drückenM Als psychologische Stütze, um eine Trance und damit ein Unglück zu verhindernM
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Im Übrigen hat der Film norddeutsche VorgängerM Im NDR-Fernsehen etwa war vor einiger Zeit so eine Art „Eisenbahn fahren für Schlaflose“zu sehen, wie der Psychologe berichtet – zu nachtschlafender ZeitM „Diese Diskrepanz zwischen meiner höchsten Aufmerksamkeitsspanne und minimalem
Input ist der TranceEffektM“Das Schaf sei nur eines von vielen Symbolen, wenn auch ein besonders einladendesM
Das weit verbreitete Leiden an Schlaflosigkeit, von dem nicht zuletzt die Bettenindustrie profitiert, ist auch nach den Praxiserfahrungen des 57-Jährigen ein großes ProblemM Mehr als 70 Prozent der Bevölkerung schlafe nicht mehr gut, sagt erM Fatal sei es, wenn die Spirale der Selbstmedikation beginneM Er kenne Patienten, die seit 30 Jahren nicht mehr ohne ein Mittel einschlafen könnenM
„Reizentzug“sei eine hilfreiche Maßnahme, etwa ein Spaziergang statt FernsehenM Denn das Problem beginne nicht erst beim Schlafengehen, erläutert der Psychologe, „das Problem ist, was die Leute vor dem Schlafengehen tun“M Und je mehr elektronische Medien zum Einsatz kämen, desto schlechter könnten die Menschen abschaltenM
Man muss aber nicht unbedingt, Schafen beim Mümmeln zuschauen, ein Buch zu lesen, rät der Fachmann, ist auch ein starkes MittelM