Nordwest-Zeitung

Schnöder Krampf beendet Weltkarrie­re

Usain Bolt erlebt großes Drama zum Abschied

- VONKRISTOF­STÜHM

LONDON – Usain Bolt lag auf dem Boden, das Gesicht schmerzver­zerrt, sogar ein paar Tränen flossen. Bolt hielt sich den linken Oberschenk­el und schaute traurig ins Ziel, wo längst andere jubelten über das Staffel-Gold, das eigentlich für ihn bestimmt war. Mit einem schnöden Muskelkram­pf endete in London die wohl größte Karriere, die die Leichtathl­etik gesehen hat. Was für ein Drama.

„Es tut weh, eine wahre Legende, einen wahren Champion so straucheln zu sehen“, sagte sein Kollege Yohan Blake hinterher. Blake hatte Schlussläu­fer Bolt als Drittplatz­ierten über die 4x100 Meter auf die letzte Reise geschickt, früher wäre das kein Problem gewesen. Bolt hätte den Turbo eingeschal­tet, Jamaika zum Sieg geführt, gejubelt, eine große Show geliefert. Früher.

Vor einer Woche hatte sich der 30-Jährige noch zu Bronze im Einzel über die 100 gerettet, diesmal strauchelt­e Bolt aber nach 30 Metern, er stürzte – und blieb hilflos auf der Bahn liegen. Die knapp 60 000 Fans im Stadion hielten geschockt den Atem an.

Natürlich eilten die Kollegen zu Bolt, auch einige Ärzte waren sofort zur Stelle – sich in dem bereitgest­ellten Rollstuhl in die Frührente schieben lassen, das wollte Bolt Gestürzt: Sprintstar Usain Bolt

dann aber doch nicht. Stattdesse­n kämpfte sich der große Sprinter aus dem kleinen Dörfchen Sherwood Content auf die Beine, gestützt von den Kollegen humpelte er die letzten Meter ins Ziel, holte sich noch einmal seinen Applaus ab und verschwand wortlos in der Nacht.

Nur in den sozialen Netzwerken äußerte sich Bolt hinterher. „Danke an meine Leute“, schrieb er zu seinem Foto, das ihn gestützt und geschlagen zeigt. Und: „Unendliche Liebe für meine Fans.“

Die Briten waren aber sowieso aus dem Häuschen, das Publikum feierte das erste WM-Gold über 4x100 Meter für das Königreich (37,47 Sekunden), Silber ging an die USA (37,52) mit 100-MeterWeltm­eister Justin Gatlin vor Japan (38,04).

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DPA-BILD: WAEM
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