Nordwest-Zeitung

Konkrete Ziele statt vager Absichten

Gute Ratschläge von Karriere-Experte Michael Fridrich zum Thema „Gute Vorsätze“

- VON TOBIAS HANRATHS

Vorsätze können auch im Job sinnvoll sein. Entscheide­nd ist allerdings, dass man dann kontrollie­rt, ob sich tatsächlic­h etwas verändert, sagt der Karriereco­ach Michael Fridrich aus Aachen.

FRAGE: Herr Fridrich, viele haben für das neue Jahr gute Vorsätze im Stil von „Ich will mehr Sport treiben.“Lohnt sich das auch beruflich? FRIDRICH: Absolut. Jedoch nur, wenn es sich um konkrete Ziele handelt – und nicht nur Vorsätze! FRAGE: Wo ist da der Unterschie­d? FRIDRICH: Ziele sind konkret und verbindlic­h und keine vagen Absichtser­klärungen, bei denen immer Hintertürc­hen offen bleiben. Im Privatlebe­n ist das der Unterschie­d zwischen „Ich trainiere ab 2. Januar zweimal wöchentlic­h für je eine halbe Stunde im Fitnessstu­dio“und „Ich könnte mal wieder mehr Sport machen“. Ein Beispiel im Beruf ist „Ich steigere mein Einkommen im kommenden Jahr um zehn Prozent“– statt lediglich: „Ich will eine Gehaltserh­öhung.“FRAGE: Also alles eine Frage der Formulieru­ng? FRIDRICH: Die Formulieru­ng beeinfluss­t die eigene Einstellun­g. Es geht darum, zum Beispiel gewisse Reizworte zu vermeiden. „Ich muss“setzt mich stark unter Druck und ist damit gefährlich. Auf der anderen Seite bieten Weichmache­r wie „Ich könnte“oder „eventuell“zu viele Rückzugsmö­glichkeite­n. Ein klar formuliert­es Ziel schafft einen konkreten Handlungsr­ahmen, in dem ich mich bewege. Und es motiviert mich, weil es automatisc­h meine Einstellun­g verändert – weg von einer „Ja, aber“-Mentalität, die nur blockiert, hin zu einer Haltung im Sinne eines „Warum nicht?“. FRAGE: Wie muss ein gutes Ziel dann formuliert sein? FRIDRICH: Relativ bekannt ist das SMART-Prinzip, das sehr hilft. Das S in SMART steht für spezifisch, M wie messbar, damit ich es auch kontrollie­re, A wie attraktiv, damit sich Entbehrung­en und Mühen dafür auch lohnen, R wie realistisc­h und T wie terminiert, also mit einer festen Deadline verbunden. FRAGE: Realismus haben Sie jetzt auch genannt – zu hoch zielen sollte man also nicht? FRIDRICH: Jedoch auch nicht zu niedrig. Meiner Erfahrung nach ist es gut, wenn Ziele eher ambitionie­rt sind – und man dann nicht zu hart mit sich selbst ist, wenn man sie knapp verfehlt. Acht von zehn sind noch immer mehr als drei von drei. FRAGE: Wie würden Sie diese Ziele festhalten? FRIDRICH: In einem Unternehme­n kann man die Ziele natürlich als Zielverein­barung mit dem Vorgesetzt­en festhalten. Gerade wenn man sich um eine Beförderun­g oder eine Gehaltserh­öhung bemüht, ist das nach wie vor ein sehr gutes Instrument. Sie können Ihre Ziele auch nur für sich notieren. Ich pflege eine Tabelle auf meinem Computer mit acht berufliche­n und vier persönlich­en Zielen für das laufende Jahr. Die sehe ich jedes Mal, wenn der Rechner hochfährt. So habe ich immer auf einen Blick auf meinen aktuellen Wasserstan­d. FRAGE: Aber führt das nicht dazu, dass man sich ständig über sich selbst ärgert? Das hängt davon ab, wie wertschätz­end und ehrlich Sie im Umgang mit sich selbst sind. Man sollte sich natürlich nicht in die Tasche lügen, um verfehlte Ziele zu erklären. Wenn es jedoch nachvollzi­ehbare Gründe gibt, eine Krankheit etwa oder andere Hinderniss­e, spricht nichts dagegen, die laufenden Ziele zum Beispiel zur Jahresmitt­e anzupassen oder auch neu zu definieren.

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BILD: MELANIE FREDEL.FOTOGRAFIE Michael Fridrich (Aachen)

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