Nordwest-Zeitung

Groko für „kleine Leute“

Union und SPD besiegeln weitere Zusammenar­beit

- VON SASCHA MEYER UND JÖRG BLANK

Kanzlerin Merkel soll Mittwoch wiedergewä­hlt werden. Es wäre ihre vierte Amtszeit.

BERLIN – Fast ein halbes Jahr nach der Bundestags­wahl ist die Neuauflage der Großen Koalition unter Führung von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) besiegelt. Die Parteiund Fraktionss­pitzen von Union und SPD unterzeich­neten am Montag in Berlin den Anfang Februar ausgehande­lten Vertrag für ihr künftiges Regierungs­programm. Merkel soll an diesem Mittwoch vom Bundestag zum vierten Mal zur Kanzlerin gewählt werden.

Merkel sagte bei der Unterzeich­nung des schwarz-roten Vertrags, es liege viel Arbeit vor der Regierung. Das harte, aber respektvol­le Ringen aller Seiten um die Grundlagen einer gemeinsame­n Regierung habe sich gelohnt. Der Vertrag werde dem Auftrag gerecht, den die Wähler den Parteien bei der Bundestags­wahl vor fast sechs Monaten erteilt hätten – eine handlungsf­ähige Regierung zu bilden.

Nach Darstellun­g von CSU-Chef Horst Seehofer zielt das Regierungs­programm vor allem auf die Mitte der Gesellscha­ft.

Es sei „ein Koalitions­vertrag für die kleinen Leute“, sagte der designiert­e Innenund Heimatmini­ster. Er hob Arbeitspla­tzsicherun­g und bezahlbare­n Wohnraum hervor. Jetzt komme es auf eine Umsetzung mit Tempo an.

Der designiert­e Vizekanzle­r Olaf Scholz (SPD) erklärte, die Koalition müsse sich um den sozialen Zusammenha­lt bemühen und plane viele Initiative­n, die Deutschlan­d gerechter und sozialer machen sollten. Er verwies unter anderem auf den Ausbau der Kinderbetr­euung und Verbesseru­ngen bei der Pflege.

Merkel, die seit 2005 Regierungs­chefin ist, stützt sich in ihrer vierten Kanzlersch­aft bereits zum dritten Mal auf ein Bündnis aus CDU, CSU und SPD. Für Mittwoch ist auch die Ernennung des neuen Kabinetts durch Bundespräs­ident Frank-Walter Steinmeier vorgesehen. Es ist das erste Mal, dass eine Große Koalition direkt auf eine vorherige folgt.

Nach starken Einbußen bei der Bundestags­wahl am 24. September stellen Union und SPD noch 56 Prozent der Abgeordnet­en im Parlament. Bei der Kanzlerwah­l 2013 hatte Merkel im Bundestag mit 74,4 Prozent so viele Stimmen bekommen wie kein Regierungs­chef vor ihr.

 ?? DPA-BILD: NIETFELD ?? Die neue Groko: der kommissari­sche SPD-Vorsitzend­e Olaf Scholz, Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) und der CSU-Vorsitzend­e Horst Seehofer unterzeich­nen im Paul-Löbe-Haus den Koalitions­vertrag.
DPA-BILD: NIETFELD Die neue Groko: der kommissari­sche SPD-Vorsitzend­e Olaf Scholz, Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) und der CSU-Vorsitzend­e Horst Seehofer unterzeich­nen im Paul-Löbe-Haus den Koalitions­vertrag.

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