Sopran von grandioser Brillanz
Johannespassion von Bach in Ansgarikirche – Kammerchor in Bestform
OLDENBURG – Ergreifend und erschütternd zugleich ist die Johannespassion BWV 245 von Johann Sebastian Bach, die am Sonnabend und Sonntag vom Oldenburger Kammerchor unter der Leitung von Johannes von Hoff in der Ansgari-Kirche aufgeführt wurde. Nicht unproblematisch und aus heutiger Sicht unbedingt zu thematisieren ist die Textvorlage nach lutherischer Theologie mit ihrer Darstellung jüdischer Verantwortlichkeit an der Ermordung Jesu. In ihrem historischen Gehalt mag man damit umgehen und nicht zuletzt auch mit Blick auf die Tatsache, dass Felix Mendelssohn als Mitglied einer angesehenen jüdischen Musikerfamilie 1829 mit der Aufführung der inhaltlich gleich gelagerten Matthäus-Passion eine Art Bach-Renaissance einläutete.
Der Kammerchor ist am Sonnabend in Hochform; hochkonzentriert und präzise, ob in den sanften Chorälen oder furiosen Wut-Chören. Rasche Tempi wählt von Hoff hier, ohne damit Hektik zu verbreiten und zeichnet sich auch allgemein durch die Wahl stimmiger Zeitmaße aus. Diffizil arbeitet er mit seinen Sängern die Spannbreite von hoffnungsvoller Sanftheit bis zur brutalen Chorgewalt heraus. Allein der Alt gerät in den großen Chören gelegentlich etwas blass. Gerade er verliert sich vor dem in der Mittellage sehr klangstarken Barockensemble La dolcezza (Konzertmeisterin: Veronika Skuplik). Auf historischen Instrumenten spielend bereitet das Orchester ein ausgezeichnetes Fundament. Auffallend ist die große Elastizität mit frischen Phrasierungen und starker Akzentuierung.
Wirklich großartige Arbeit leistet auch der Tenor Mirko Ludwig. Als Evangelist erzählt er in den Rezitativen packend und bringt zugleich den sperrigen Text näher. Weniger Erzählduktus und mehr Weichheit hätten demgegenüber seine Arien vertragen können. Mit Ulrike Andersen (Alt), Dominik Wörner (Bass) und Julian Popken (Bass) ist das Solistenensemble auch im Weiteren sehr gut besetzt. Wirklich herausragend ist aber der feine Sopran von Monika Mauch, die grandios filigrane Brillanz und samtige Schwere miteinander verbindet.