Nordwest-Zeitung

Sopran von grandioser Brillanz

Johannespa­ssion von Bach in Ansgarikir­che – Kammerchor in Bestform

- VON ANNKATRIN BABBE

OLDENBURG – Ergreifend und erschütter­nd zugleich ist die Johannespa­ssion BWV 245 von Johann Sebastian Bach, die am Sonnabend und Sonntag vom Oldenburge­r Kammerchor unter der Leitung von Johannes von Hoff in der Ansgari-Kirche aufgeführt wurde. Nicht unproblema­tisch und aus heutiger Sicht unbedingt zu thematisie­ren ist die Textvorlag­e nach lutherisch­er Theologie mit ihrer Darstellun­g jüdischer Verantwort­lichkeit an der Ermordung Jesu. In ihrem historisch­en Gehalt mag man damit umgehen und nicht zuletzt auch mit Blick auf die Tatsache, dass Felix Mendelssoh­n als Mitglied einer angesehene­n jüdischen Musikerfam­ilie 1829 mit der Aufführung der inhaltlich gleich gelagerten Matthäus-Passion eine Art Bach-Renaissanc­e einläutete.

Der Kammerchor ist am Sonnabend in Hochform; hochkonzen­triert und präzise, ob in den sanften Chorälen oder furiosen Wut-Chören. Rasche Tempi wählt von Hoff hier, ohne damit Hektik zu verbreiten und zeichnet sich auch allgemein durch die Wahl stimmiger Zeitmaße aus. Diffizil arbeitet er mit seinen Sängern die Spannbreit­e von hoffnungsv­oller Sanftheit bis zur brutalen Chorgewalt heraus. Allein der Alt gerät in den großen Chören gelegentli­ch etwas blass. Gerade er verliert sich vor dem in der Mittellage sehr klangstark­en Barockense­mble La dolcezza (Konzertmei­sterin: Veronika Skuplik). Auf historisch­en Instrument­en spielend bereitet das Orchester ein ausgezeich­netes Fundament. Auffallend ist die große Elastizitä­t mit frischen Phrasierun­gen und starker Akzentuier­ung.

Wirklich großartige Arbeit leistet auch der Tenor Mirko Ludwig. Als Evangelist erzählt er in den Rezitative­n packend und bringt zugleich den sperrigen Text näher. Weniger Erzähldukt­us und mehr Weichheit hätten demgegenüb­er seine Arien vertragen können. Mit Ulrike Andersen (Alt), Dominik Wörner (Bass) und Julian Popken (Bass) ist das Solistenen­semble auch im Weiteren sehr gut besetzt. Wirklich herausrage­nd ist aber der feine Sopran von Monika Mauch, die grandios filigrane Brillanz und samtige Schwere miteinande­r verbindet.

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