Viele gängige Schmerzmittel lindern die Qual
Wirkstoffe zum Spritzen für Härtefälle – Mit Entspannungsübungen vorbeugen
BERLIN/KU – Millionen Menschen hierzulande leiden an Migräne. Schmerzmittel und spezifische Medikamente, sogenannte Triptane, können im Akutfall Linderung bringen. Vorbeugend verordnen Ärzte verschiedene rezeptpflichtige Wirkstoffe. Die Stiftung Warentest beschreibt in der aktuellen Ausgabe ihrer Zeitschrift „test“(2/19), was vom neuen Hoffnungsträger, der „Migräne-Spritze“, zu halten ist.
Migräne ist ein Biest. Ein wichtiger Termin? Der langersehnte Urlaub? Egal. Sie kommt, wie sie kommt. Und äußert sich mit heftigen, pochend-pulsierenden Kopfschmerzen sowie weiteren Symptomen wie Übelkeit, Schwindel, Licht-, Lärm- und Geruchsempfindlichkeit.
Nicht-Betroffene wie Freunde, Nachbarn, Kollegen oder der Chef können das Leiden schwer nachempfinden. Von „überempfindlich“bis „Drückeberger“kursiert so manches Klischee über Patienten, was viele zusätzlich enorm belastet.
Migräne plagt ungefähr zehn bis 15 Prozent der Menschen in Deutschland und zählt zu den Volkskrankheiten. Verschiedene Medikamente können das Leiden lindern – akut oder vorbeugend.
Als neue Hoffnungsträger gelten spezielle Wirkstoffe zum Spritzen. Sie blockieren die Auswirkungen eines Stoffs, der im Nervensystem gebildet wird und beim Entstehen der Erkrankung eine große Rolle spielt: Calcitonin Gene-Related Peptide, kurz CGRP. Mehrere Pharmafirmen forschen an dem Prinzip.
Das erste Präparat ist seit November 2018 in deutschen Apotheken verfügbar. Es heißt Aimovig und enthält den Wirkstoff Erenumab. Patienten spritzen es sich normalerweise alle vier Wochen selber.
Die Arzneimittel-Experten der Stiftung Warentest haben die Studienlage zum Thema aktuell gesichtet. Ihr Fazit: Die Wirkung der Spritzen ist belegt, aber begrenzt. Außerdem ist die Langzeitverträglichkeit noch nicht abschließend geklärt. Denkbar ist die Spritze vor allem bei häufigen, ernsten Attacken und wenn mehrere andere Vorbeugemittel versagen.
Zu den üblichen Vorbeugemitteln zählen etwa rezeptpflichtige Betablocker. Im Akutfall wiederum kommen vor allem Schmerzmittel und sogenannte Triptane zum Einsatz. Viele – aber nicht alle – Migräne-Medikamente sind laut Bewertung der Arzneimittelexperten der Stiftung Warentest geeignet. Die Auswahl richtet sich nach Schwere und Häufigkeit sowie Begleiterkrankungen und Besonderheiten, etwa bei Kindern oder Schwangeren. Daher ist die ärztliche Abklärung wichtig. Erster Ansprechpartner bei verdächtigen Symptomen ist der Hausarzt, der gegebenenfalls an Neurologen oder Schmerzmediziner verweisen kann.
Zusätzlich zu den Medikamenten – und teilweise sogar allein – helfen vielen Patienten Verhaltenstipps wie moderater Ausdauersport, Entspannungsübungen, geregelter Tagesablauf. Auch kann es etwas bringen, nach Auslösefaktoren zu suchen und sie fortan möglichst zu meiden. Denn inzwischen ist bekannt, dass diverse Trigger wie unregelmäßige Mahlzeiten, Hektik oder kritische Nahrungsmittel Attacken begünstigen können.
Welche Maßnahmen vorbeugen, ist von Patient zu Patient höchst unterschiedlich, also individuell zu ergründen. Dabei hilft beispielsweise ein Kopfschmerz-Tagebuch.