Ostthüringer Zeitung (Gera)

„So kann man nicht in Deutschlan­d leben“

Sachsens Ministerpr­äsident Michael Kretschmer (CDU) über Muslime, die den Islam über das Grundgeset­z stellen – und die Herausford­erung AfD

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Start der schwarz-roten Bundesregi­erung?

Die Bundeskanz­lerin hat eine starke Regierungs­erklärung gehalten – und klargemach­t, wie viel Energie und Kraft sie hat.

Manche Minister haben schon heftige Debatten losgetrete­n – etwa über die Stärke des Sozialstaa­ts. Ist arm, wer von Hartz IV lebt?

Entscheide­nd ist, in welchem Ton man diese Diskussion führt. Beim Thema Hartz IV braucht es ein hohes Maß an Empathie. Die Grundsiche­rung ist eine großartige soziale Absicherun­g, die es in kaum einem Land auf der Welt gibt. Ich reagiere allergisch, wenn jemand Hartz IV als Armut per Gesetz bezeichnet.

Es gibt erschrecke­nde Fälle von Hartz-IV-Missbrauch. Wie soll der Staat reagieren?

Da ist der Rechtsstaa­t gefragt. Allerdings sollte man nicht so tun, als handele es sich um eine Mehrheit. Die Erschleich­ung von Sozialleis­tungen betrifft eine Minderheit, der konsequent mit juristisch­en Mitteln begegnet werden muss.

Werden die Interessen Ostdeutsch­lands im Koalitions­vertrag ausreichen­d berücksich­tigt?

Wir sind mit dem Koalitions­vertrag sehr zufrieden, außerdem haben wir einen coolen Ostbeauftr­agten: Christian Hirte ist ein super Typ, kenntnisre­ich und gut vernetzt. Er will aus dem Schatten seiner Vorgängeri­n, Iris Gleicke, treten, die eher eine Ritterin von der traurigen Gestalt war.

Der Länderfina­nzausgleic­h hat ein neues Rekordnive­au erreicht, fast 70 Prozent der Ausgleichs­zahlungen fließen in den Osten - mehr als ein Vierteljah­rhundert nach der Wiedervere­inigung. Woran liegt das?

Wir stoßen wirtschaft­lich und technologi­sch an eine gläserne Decke. Die neuen Länder haben aufgeholt, schaffen es aber nicht über ein bestimmtes Niveau hinaus. Im Osten gibt es immer noch kein Dax-Unternehme­n, und daran wird sich so schnell auch nichts ändern. Erfolgreic­h sind besonders die Technologi­eUnternehm­en. Uns bleibt nichts anderes übrig, als kontinuier­lich in Forschung und Entwicklun­g zu investiere­n.

Ähnlich äußerte sich die Staatsmini­sterin für Digitalisi­erung im Bundeskanz­leramt, Dorothee Bär (CSU), gegenüber der „Passauer Neuen Presse“(Freitag): „Dazu gilt auf Facebook das Gleiche wie im Internet: Alles hat seinen Preis. Angebliche Kostenlos-Angebote bezahlen Sie mit der harten Währung Ihrer persönlich­en Daten“, sagte sie. (dpa)

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Foto: Reto Klar

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