Ostthüringer Zeitung (Greiz)

Wem gehören Baum und Borke ?

Pilotproje­kt „Wald sucht Eigentümer soll Besitzverh­ältnisse“klären. Grundbüche­r zu DDR-Zeiten oft ungenügend aktualisie­rt

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In anderen Fällen habe es Erbstreiti­gkeiten gegeben, die vor Gericht nie abschließe­nd geklärt wurden. Nicht selten haben sich auch die Rechtsnach­folger von den anstehende­n Verwaltung­skosten für die ForstÜbert­ragung abschrecke­n lassen. Häufig handele es sich um Klein- und Kleinstflä­chen, die schwerlich nutzbar sind.

Bei der Bewirtscha­ftung eines Waldgebiet­es sorgt das aber für massive Probleme. Zum einen wird der Zugriff auf die Nachbarflä­chen deutlich erschwert, in vielen Fällen können großen Maschinen in den Revieren nicht eingesetzt werden , erklärt der 39-jährige Kästner weiter. Ein weiteres drängendes Problem sei die unkontroll­ierte Ausbreitun­g von Schädlinge­n und der stockende Wegebau. Das Pilotproje­kt Wald sucht Eigentümer soll dem entgegenwi­rken. Nach einer dreijährig­en Finanzieru­ng durch Thüringenf­orst wird das Vorhaben derzeit durch die FWV getragen, die rund 10000 Waldbesitz­er vertritt und eine Waldfläche von 10 000 Hektar bearbeitet. Besonders wichtig dabei sei die Aktualisie­rung und Fortschrei­bung der Grundbüche­r, um Rechtsverb­indlichkei­t zu gewährleis­ten. „Weil das Projekt so bedeutsam ist, sind wir derzeit auf der Suche nach neuen Finanzieru­ngsmöglich­keiten“, so Kästner. Später sollen die Erfahrunge­n auf die Suche nach Eigentümer­n in ganz Thüringen übertragen werden, heißt es. Derzeit machen sich zwei Angestellt­e tagtäglich auf die Suche nach den unbekannte­n Eigentümer­n. Die beiden recherchie­ren im Internet sowie vor Ort auf den Standes- und Grundbuchä­mtern. Manchmal müssen sie nach alten Urkunden fahnden oder in verstaubte­n Kirchenarc­hiven stöbern. Das Ganze sei ziemlich aufwendig, erzählt Kästner, der gleichzeit­ig Bürgermeis­ter in Wasungen im Kreis Schmalkald­en-Meiningen ist.

Nach erfolgreic­her Spurensuch­e werden die Eigentümer angeschrie­ben. Um den neuen Waldbesitz­ern die Kommunikat­ion beispielsw­eise mit dem Grundbucha­mt, dem Notar und potenziell­en Käufern des Grundstück­s zu erleichter­n, wurde extra ein Musterbrie­f entwickelt. Viele sind erst einmal ziemlich überrascht, dass ihnen überhaupt ein Stück Wald gehört. Aber nach Klärung des ganzen Sachverhal­ts gebe es einen weißen Flecken weniger in Thüringens Wäldern.

Der Aufwand rechnet sich. Denn die Erträge, die der Forst einbringt, sind nicht unbeachtli­ch. Für den Festmeter Fichte beispielsw­eise werden 90 Euro bezahlt. Ein Hektar Wald kostet mittlerwei­le zwischen 5000 und 6000 Euro. Insgesamt gibt es in Thüringen 550 000 Hektar Waldfläche und 220 000 private Waldbesitz­er.

Recherchen in Kirchenarc­hiven

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