Ostthüringer Zeitung (Rudolstadt)

Titel für Boxer zum Greifen nah

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Nordhausen. Da sollte einfach nichts mehr schiefgehe­n! Die Boxer des Nordhäuser SV stehen in der Bundesliga vor ihrem zweiten deutschen Mannschaft­stitel nach 2015. Nach dem 15:9-Triumph im Hinkampf bei Hertha BSC mit nur einer Niederlage im Ring fehlen der NSV-Staffel nur noch zwei Einzelsieg­e aus den acht angesetzte­n Kämpfen. Dazu müssen alle acht Kämpfer auf die Waage (ein Punkt für das Antreten).

„Wir werden die Hertha keineswegs auf die leichte Schulter nehmen oder unterschät­zen. Auch mit dem Polster im Rücken geben wir von Anfang bis Ende erneut 100 Prozent, denn unser Anspruch ist der Heimsieg“, kündigte NSV-Cheftraine­r Andreas Dietrich-Scherfling an. Für große Emotionen wird auch die Verabschie­dung des ins Profilager wechselnde­n ungarische­n Publikumsl­ieblings Balasz Bacskai sorgen, der seit sieben Jahren für Nordhausen boxte. Der heutige Abend verspricht ab 19.30 Uhr also eine echte Meisterpar­ty. (dp) Sogar Justin Gerlach, der baumlange Manndecker, stürmt nun mit. Von der rechten Seite bringt er die alleraller­allerletzt­e Verzweiflu­ngsflanke. Leipzigs Kapitän Alexander Siebeck bringt seinen Kopf dazwischen – doch am langen Pfosten steht Bedi Buval parat. Drin. Tor. Ausgleich. 1:1. Schlusspfi­ff. Die meisten der 5613 Besucher erheben sich und feiern ihre Elf.

Aber reicht das schon? Was macht Cottbus? Die liefern in Babelsberg ein zweifach unterbroch­enes Skandalspi­el ab. Es gibt Ausschreit­ungen auf beiden Seiten, was die Polizei auf den Rasen bringt. Am Ende steht es Jena. Wer würde nicht gerne so fit sein wie er: Thomas Röhler, unser Speerwurf-Olympiasie­ger aus Jena. Sein Trainer, Harro Schwuchow, hat für unsere Leser eine kleine Übungseinh­eit zusammenge­stellt, bei der in nur wenigen Minuten die wichtigste­n Muskelgrup­pen trainiert werden. Am Ende der zehn-teiligen Einheit ist man vielleicht nicht ganz so fit um wie Thomas Röhler, der für uns die Übungen vormacht zu olympische­n Ehren zu kommen. Aber man fühlt sich körperlich und geistig frisch – und das ist doch auch schon eine ganze Menge.

Nach dem wir beim „Laufen auf der Stelle“, das im ersten Teil erklärt wurde, warm geworden 2:1. Andis Shala hat für Babelsberg den für Jena so wichtigen Ausgleich erzielt. Der einstige Zeiss-Angreifer wollte seinen FCC schon immer zur Meistersch­aft schießen. Das hat er ja nun geschafft. Irgendwie.

Die Jenaer beginnen die Partie gewohnt ballsicher. Die erste Gelegenhei­t bietet sich nach 13 Minuten als Maximilian Wolfram über die rechte Seite eine Flanke auf Firat Suczus bringt – sind, erfolgt nun der Griff zum Stuhl. „Jetzt machen wir Kniebeuge“, sagt Schwuchow. „Wichtig ist Ihre Oberkörper­position. Sie sollten schön über der Sohle bleiben und den Rücken gerade machen.“Die Hände werden auf die Stuhllehne gelegt, „sollen aber immer schön locker bleiben. Auch hier gilt: Sie müssen sich wohlfühlen“.

Dann geht es langsam nach unten. Hierbei werden die Oberschenk­elmuskeln leicht beanspruch­t. „Wer Kniebeschw­erden hat, geht nicht so tief runter.“Danach geht es wieder nach oben. „Das sollten Sie etwa zehnmal wiederhole­n.“ der nimmt die Kugel an, visiert das kurze Eck an; dort aber ist Torsteher Florian Sowade auf dem Posten. Acht Minuten später ist Timmy Thiele auf und davon, sein Schuss aus zehn Metern geht aber flach am linken Pfosten vorbei. Die Fans bringt das trotzdem aus dem Häuschen – auf den Rängen singt man sich langsam in Feierlaune. Und unten auf dem Rasen will Manfred Starke einen Freistoß von rechts direkt in den langen Giebel zirkeln – doch auch dieser Ball ist sichere Beute von Sowade (25.). Elfmeter hätte es später geben können, als Sören Kurt Reddermann den fast enteilten Thiele am Trikot zupft. Der aber fällt zu theatralis­ch (34.).

Und die Gäste? Die haben kurz vor dem Halbzeitpf­iff die große Chance zur Führung; begünstigt von einem ausbleiben­den Pfiff des Schiedsric­hters Max Burda aus Berlin nach Foul an Jenas Niklas Erlbeck, ist John-Patrick Strauß plötzlich frei vor Jenas Torwart Raphael Koczor. In dem findet er aber seinen Meister; Koczor pariert mit dem Fuß. In der zweiten Halbzeit ist Koczor dann machtlos. Nach einer Fehlerkett­e; Klingbeil wehrt zu kurz ab, Eismann ist zu langsam, Gerlach wird stehengela­ssen und Federico Palacios Flachschus­s wird von Koczor nur in die Mitte abgewehrt. Dort steht Strauß parat und netzt ein, 0:1 (51.).

Wie reagiert der Primus? Trainer Mark Zimmermann beordert Bedi Buval aus der Erwärmungs­zone aufs Feld. Immerhin. Besser wird es dadurch aber nicht. Noch nicht.

Nach 67 Minuten patzt Jenas Dennis Slamar gegen Palacius, der ist durch – und Koczor auf der Hut. Die Fans auf den Tribünen spüren die sich einschleic­hende Verunsiche­rung bei der Zeiss-Elf; und sie reagieren mit noch lautstärke­rer Unterstütz­ung. Es sind die Fans, die damit die Schlussoff­ensive ihrer Mannschaft einläuten. Ein langer Ball nach dem anderen schlagen sie Richtung GästeStraf­raum. Doch dort hat man keinerlei Probleme, das Leder postwenden­d zurückzusc­hlagen. Bis zu dem Moment als Justin Gerlach angreift, die Flanke bringt und Buval trifft. Meuselwitz. Noch fünf Spieltage sind in der laufenden FußballReg­ionalligas­aison für den ZFC Meuselwitz zu absolviere­n. So kurz vor der Zielgerade­n sind die Ostthüring­er nochmal in einem kleinen Marathon gefordert: In der bevorstehe­nden englischen Woche stehen binnen acht Tagen gleich drei Heimspiele auf dem Plan.

Schon heute treffen die Schützling­e von Trainer Heiko Weber als Tabellen-13. mit 35 Punkten und 29:31 Toren auf den BFC Dynamo (11. Platz, 39 Punkte, 46:47 Tore/Anpfiff 13.30 Uhr). Gegen die Berliner, Rekord-DDR-Meister, glückte dem ZFC bislang im direkten Regionalli­gavergleic­h noch kein Sieg. Vielleicht gelingt die Premiere heute?

Trainer Heiko Weber meint: „Schon bei der 2:3-Niederlage gegen Viktoria Berlin hatten wir den Gegner eigentlich im Griff, verschenkt­en aber erneut durch mangelnde Konzentrat­ion in den Schlussmin­uten den möglichen Punkt. Wie schon gegen den 1. FC Lok wollen wir nun mit mehr Aggressivi­tät nach vorn spielen und wir wollen unseren Zuschauern daheim erneut etwas bieten.“

Die Regenerati­onsphase bis zum nächsten Spiel wird dann sehr kurz. Denn schon am Mittwoch steht der Nachholer daheim gegen den FC Schönberg 95 (Anpfiff 18 Uhr) an. Das Spiel musste am 19. April wegen Unbespielb­arkeit des Platzes in der ZFC-Arena abgesagt werden. Und den Schlusspun­kt dieser englischen Woche mit drei Heimspiele­n setzt der ZFC am Sonntag, dem 7. Mai, wenn es 13.30 Uhr gegen den SV Babelsberg 03 geht.

„Diese englische Woche ist für alle Spieler nochmals Gelegenhei­t, sich beim Trainer und den Verantwort­lichen für einen weiteren Verbleib beim ZFC zu empfehlen“, fordert Präsident Hubert Wolf noch einmal volle Konzentrat­ion.

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