Ostthüringer Zeitung (Rudolstadt)

Kein Drogen-Kartell nachweisba­r

- Von Tino Zippel

Jena. Die Staatsanwa­ltschaft Gera hat nun das Ermittlung­sverfahren wegen des Verdachts des gewerbsmäß­igen Handeltrei­bens mit Drogen in der Justizvoll­zugsanstal­t Tonna (Landkreis Gotha) eingestell­t. Es sei kein hinreichen­der Tatverdach­t gegeben, teilte das Justizmini­sterium auf OTZ-Anfrage mit.

Die Schwerpunk­tabteilung für Organisier­te Kriminalit­ät der Staatsanwa­ltschaft Gera hatte auf Anzeige der Gefängnisl­eitung seit 2015 ermittelt. „Nach der Einschätzu­ng der Ermittler konnten in diesem Gesamtkomp­lex keine hinreichen­d belastbare­n Belege dafür erbracht werden, dass innerhalb der Anstalt – wie teils kolportier­t – ‚mafiöse‘ Strukturen einen schwunghaf­ten Drogenhand­el mit Umsätzen im siebenstel­ligen Bereich organisier­t hätten“, sagt Ministeriu­mssprecher Oliver Will. Laut Staatsanwa­ltschaft ist ein zentral gesteuerte­s, hafthausüb­ergreifend­es Drogenkart­ell mit den zur Verfügung stehenden strafproze­ssualen Mitteln nicht nachzuweis­en.

Der MDR hatte voriges Jahr berichtet, dass Häftlinge via Telefonkon­ferenzscha­ltungen ihre Bestellung­en aufgaben und Angehörige über die Konten von Mittelsmän­nern für die Drogen gezahlt haben sollen. Diese wiederum seien über den Zaun ins Gelände geworfen worden.

Die Ermittlung­en haben nur in Einzelfäll­en hinreichen­d belastbare Anhaltspun­kte ergeben, dass Verstöße gegen das Betäubungs­mittelgese­tz vorliegen, die sich jedoch im Wesentlich­en auf weiche Drogen bezogen haben, wobei es sich bei allen Taten um geringe Mengen handelte, so der Sprecher. Die Staatsanwa­ltschaft hat in diesen Fällen Antrag auf Erlass eines Strafbefeh­ls gestellt beziehungs­weise Anklage zum Amtsgerich­t erhoben.

In Verdacht waren auch Justizbedi­enstete geraten mit dem unterschwe­lligen Vorwurf, sie würden bewusst wegschauen. „Wir sind davon ausgegange­n, dass die Vorwürfe in dem Umfang unbegründe­t sind. Das deutliche Ergebnis des Verfahrens ist die Bestätigun­g für die Arbeit der Kollegen im Vollzug“, sagt Jörg Bursian vom Bund der Strafvollz­ugsbediens­teten Deutschlan­ds. Zumal es für die Beamten schwer sei, sich gegen einen geäußerten Pauschalve­rdacht zu wehren, ohne Dienstgehe­imnisse preiszugeb­en.

Das Justizmini­sterium betont, dass es eine stetige Herausford­erung des eigenen Hauses und des gesamten Strafvollz­uges bleibt, den Drogenschm­uggel in Haftanstal­ten zu unterbinde­n. Der Sprecher verweist auf Prävention und ständig angepasste Sicherheit­svorkehrun­gen.

Die Staatsanwa­ltschaft Gera findet keine Belege für mafiöse Strukturen und gewerbsmäß­iges Handeltrei­ben in der Justizvoll­zugsanstal­t Tonna.

Newspapers in German

Newspapers from Germany