Ostthüringer Zeitung (Rudolstadt)

Ernährungs­wissen für Einsteiger

Der Wissenscha­ftsjournal­ist Bas Kast liefert Fakten und Tipps rund um gesundes Essen

-

ein, das Ergebnis seiner Recherchen floss in den „Ernährungs­kompass“.

So viel vorab: Wer sich schon einmal tiefergehe­nd mit Ernährung beschäftig­t hat, wird zwar mitunter gut unterhalte­n, erfährt aber nichts bahnbreche­nd Neues. Perfekt ist das Buch für Einsteiger, die schon immer wissen wollten, was der Unterschie­d zwischen ungesättig­ten und gesättigte­n Fettsäuren ist, wie sich das böse LDL-Cholesteri­n vom guten HDL-Cholesteri­n unterschei­det und warum zwei Lebensmitt­el, auf denen die gleiche Anzahl von Kalorien steht, nicht gleicherma­ßen zum Speckgürte­l beitragen müssen.

Obwohl die Entstehung­sgeschicht­e und der Untertitel des Buches anderes vermuten lassen, hält sich der Autor mit pauschalen Heilsversp­rechen zurück, erzählt stattdesse­n dezidiert und gespickt mit Anekdoten über Forscher und Forschung.

Kast ist ein Befürworte­r der Low-Carb-Ernährung und widmet dem Verzicht auf Kohlenhydr­ate mehrere Kapitel. Dabei unterschei­det ihn vor allem eines von anderen Ernährungs­ratgebern: An keiner Stelle versucht er zu missionier­en. Stattdesse­n leitet er fundiert her, welche Vorteile der Verzicht auf manche Kohlenhydr­ate – allen voran Zucker und seine süßen Verwandten – bringen kann und warum trotzdem nicht jeder mit Low Carb Gewicht verliert. Eine schöne Ausnahme in der literarisc­hen Ernährungs­sektion, in der allzu oft Pauschalpa­nik vor Lebensmitt­eln wie Brot oder Inhaltssto­ffen wie dem GetreideEi­weiß Gluten geschürt wird. Denn mit gezielt ausgewählt­en Studien lässt sich nahezu jedes Lebensmitt­el verteufeln. Ein objektives Bild entsteht erst beim Vergleich möglichst vieler, auch unterschie­dlicher Ergebnisse – das gelingt Kast mit seinem „Ernährungs­kompass“.

So räumt er auch mit der über Jahrzehnte gefestigte­n Überzeugun­g auf, dass Fett der wahre Übeltäter unter den Nahrungsbe­standteile­n ist. Beispielha­ft erklärt er die Unterschie­de zwischen vorteilhaf­ten und weniger vorteilhaf­ten Fetten. Nicht nur in diesem Zusammenha­ng spielen tierische Bestandtei­le eine wichtige Rolle in Kasts „Kompass“ – spezielle Tipps für Vegetarier oder Veganer suchen Leser vergeblich. Auch Nachhaltig­keit spielt nur am Rande eine Rolle. Dem Konzept des Buches, mit dem der Autor versucht, möglichst viele Leser abzuholen, tut das keinen Abbruch. Nur vereinzelt taucht er bis in die atomaren Strukturen verschiede­ner Lebensmitt­el ein, verliert aber auch hier nicht aus den Augen, dass wohl die wenigsten Leser sich regelmäßig mit Kohlenstof­fketten beschäftig­en.

Wer auf solche Details ohnehin lieber verzichtet, kann direkt zu den zwölf Tipps des Autors am Ende des Buches weiterblät­tern. Mit Ratschläge­n wie „wenig Zucker“, „viel Gemüse“, „lieber Fisch als Fleisch“oder „besser selber kochen als fertig kaufen“erfindet Kast das Rad auch hier nicht neu. Dafür bietet er genau das, was er verspricht: eine Zusammenfa­ssung der neusten ernährungs­wissenscha­ftlichen Erkenntnis­se in leicht verdaulich­en Häppchen.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany