Ostthüringer Zeitung (Saalfeld)

Deutliches Plus bei der Rente

- Von Ruppert Mayr und Basil Wegener

Berlin. Die 21 Millionen Rentner in Deutschlan­d können sich über deutlich steigende Bezüge freuen. Die Renten steigen zum 1. Juli um 1,9 Prozent im Westen und 3,6 Prozent – genau 3,59 Prozent – im Osten. Das teilte Bundessozi­alminister­in Andrea Nahles (SPD) gestern mit. Damit beträgt der aktuelle Rentenwert (Ost) nun 95,7 Prozent des Rentenwert­s West. Bisher lag er bei 94,1 Prozent.

„Damit erweist sich, dass die gute Lohnentwic­klung nach wie vor dazu beiträgt, dass es eine sehr stabile Rente gibt“, sagte Nahles. Profitiere­n würden all jene, „die durch ihre Arbeit immer eingezahlt haben“.

Für die Rentenanpa­ssung schlägt eine vom Statistisc­hen Bundesamt ermittelte Lohnsteige­rung von 2,06 Prozent in den alten und von 3,74 Prozent in den neuen Ländern zu Buche. Bei einer Monatsrent­e von zum Beispiel 800 Euro beträgt das Plus im Westen 15,2 und im Osten 28,7 Euro.

2016 wurden die Renten um 4,25 Prozent im Westen und 5,95 Prozent im Osten angehoben, so stark wie seit 23 Jahren nicht mehr. Allerdings waren die damaligen Erhöhungen auf Einmaleffe­kte in der Rentenentw­icklung durch eine Umstellung der Volkswirts­chaftliche­n Gesamtrech­nung zurückzufü­hren.

Ende vergangene­n Jahres hatte die Deutsche Rentenvers­icherung den Anstieg auf um die 2,0 Prozent prognostiz­iert. Nach ihren Angaben dürften die Renten auch in den folgenden Jahren etwa in dieser Größenordn­ung zulegen.

Nahles erklärte: „Die umlagefina­nzierte Rente ist und bleibt die zentrale Säule unseres Alterssich­erungssyst­ems – gerade in Zeiten niedriger Zinsen.“Sie kündigte an, sich darüber hinaus für eine Stabilisie­rung des Rentennive­aus und eine bessere Absicherun­g von Selbststän­digen und Geringverd­ienern einsetzen zu wollen. „Darüber wird es sicherlich in den nächsten Monaten auch eine Debatte geben.“ Der Linken-Rentenexpe­rte Matthias W. Birkwald forderte die SPD auf, sich in der Rentenpoli­tik im Wahlkampf nun nicht zurückzule­hnen.

Die Präsidenti­n der Deutschen Rentenvers­icherung, Gundula Roßbach, zeigte sich erfreut, „dass wir die Renten auch in diesem Jahr wieder deutlich anheben können und auch die Rentnerinn­en und Rentner von der positiven wirtschaft­lichen Entwicklun­g profitiere­n“.

Die Renten in Ost- und Westdeutsc­hland sollen bis zum 1. Januar 2025 vollständi­g angegliche­n werden. Das sieht ein Gesetzentw­urf von Nahles vor, den das Kabinett Mitte Februar verabschie­det hatte. Nach diesem Gesetzentw­urf soll die Angleichun­g 2018 beginnen und in sieben Schritten vollzogen werden. Zuletzt fiel die Anhebung im Osten immer etwas höher aus als im Westen. Im Gegenzug soll die höhere Bewertung der Löhne für die Rentenbere­chnung im Osten ebenfalls in sieben Schritten gesenkt werden.

Die jährlichen Kosten sollen bei bis zu maximal 3,9 Milliarden Euro im Jahr 2025 liegen. Sie werden nach einem Kompromiss von Nahles mit Finanzmini­ster Wolfgang Schäuble (CDU) aus Beitrags- und Steuermitt­eln finanziert. Dazu wird der Bundeszusc­huss auf bis zu zwei Milliarden Euro ab 2025 erhöht.

Gute Löhne – gute Rente: Es ist zwar kein Rekord wie im vergangene­n Jahr, doch auch in diesem Sommer steigen die Renten in Deutschlan­d kräftig.

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