Ostthüringer Zeitung (Saalfeld)

Ehe für alle: Thüringer CDU gespalten

- Von Martin Debes

Erfurt. Vor der Abstimmung über die vollständi­ge Gleichstel­lung homosexuel­ler Lebensgeme­inschaften geht ein Riss durch die Thüringer CDU. Landesund Fraktionsc­hef Mike Mohring unterstütz­t den Kurswechse­l der Bundesvors­itzenden und Kanzlerin Angela Merkel. Es sei „ein richtiger und gangbarer Weg, die Ehe für alle einer Gewissense­ntscheidun­g zu überlassen“, sagte er.

Der Landeschef der Jungen Union, Stefan Gruhner, nannte den Schritt „sehr mutig“. Zwar übte er Kritik an der SPD, die den Plan im „Schweinsga­lopp“durchsetze­n wolle. Dennoch ändere dies nichts daran, dass der Kurs stimme.

Anders positionie­ren sich die meisten der neun CDU-Bundestags­abgeordnet­en aus Thüringen. Mindestens sieben von ihnen werden nach OTZ-Informatio­nen gegen die Ehe für alle votieren.

„Man sollte Ungleiches nicht gleichmach­en“, sagte Landesgrup­penchef Manfred Grund. „Ich werde natürlich dagegen stimmen“, erklärte auch der Abgeordnet­e Christian Hirte.

In Thüringen leben nach der aktuell verfügbare­n Statistik 1397 Menschen in einer eingetrage­nen Lebenspart­nerschaft. Die Zahl hatte sich seit 2011 nahezu verdoppelt

Übrigens: Dass es schneller als gedacht zur vollständi­gen Gleichstel­lung homosexuel­ler Paare kommen dürfte, hat auch mit einem 28-jährigen Mann aus Thüringen zu tun. Er zog nach der Schule von Saalfeld in die Hauptstadt und arbeitet dort als Veranstalt­ungsmanage­r. Ulli Köppe stellte Angela Merkel bei dem Gesprächsf­orum in Berlin, auf dem sie ihren überrasche­nden Kurswechse­l einleitete, die entscheide­nde Frage: Wann dürfe er seinen Freund, falls er ihn heiraten sollte, auch seinen Ehemann nennen? Der Rest ist fast schon Geschichte.

Landeschef Mohring und die Junge Union sind für eine Gleichstel­lung schwuler und lesbischer Paare, die Thüringer Bundestags­abgeordnet­en mehrheitli­ch dagegen. Morgen ist die Abstimmung.

(siehe Grafik).

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