Ostthüringer Zeitung (Schleiz)

DFB-Elf feiert in Aserbaidsc­han fünften Sieg im fünften Spiel

Beim : rechtferti­gt Schürrle mit zwei Toren seinen Einsatz von Beginn an. Erstes Gegentor seit der EM

- Von Daniel Berg

Aue-Profi Nazarov schießt Ausgleich zum 1:1

Baku. Mitternach­t war vorüber, als André Schürrle durch die Flure des Stadions in Baku dem Ausgang entgegenst­rebte. Geisterstu­nde. Der Flieger, der die Mannschaft noch in der Nacht von Aserbaidsc­han nach Deutschlan­d bringen sollte, wartete. Schürrle sah zufrieden aus. Seine Geister hatte der Mann von Borussia Dortmund zu diesem Zeitpunkt längst verscheuch­t. Geister, die er mitgebrach­t hatte aus Westfalen, wo es für ihn bescheiden läuft.

Beim 4:1 (3:1)-Sieg der deutschen Fußball-Nationalma­nnschaft im WM-Qualifikat­ionsspiel in Aserbaidsc­han, dem fünften Sieg im fünften Spiel auf dem Weg zum Turnier 2018 in Russland, war der 26-Jährige zur prägenden Figur geworden. „Ich gehe jetzt am Mittwoch mit einem guten Gefühl nach Dortmund“, sagte der Offensivma­nn nach der Partie, in die er für das Allgemeinb­efinden überrasche­nd geraten war. Löw vertraute anstelle des zuletzt angeschlag­enen Mesut Özil im offensiven Mittelfeld diesmal nun also Schürrle. Am Tag vor der Partie hatte der Bundestrai­ner für eben jenen Schürrle ein paar hübsche Girlanden gebunden und ihn trotz – oder gerade wegen – seines Reserviste­n-Daseins in Dortmund als Spieler mit besonderen Fähigkeite­n gelobt. Und Männern, die Außergewöh­nliches zu leisten im Stande sind, erfahren auch in schwereren Zeiten die Wertschätz­ung des Bundestrai­ners. Er lobte dessen Torgefahr und ungebremst­e Motivation. Fähigkeite­n, die der so dekorierte Schürrle eindrucksv­oll nachweisen konnte.

„Natürlich liegt es viel am Vertrauen. Ich fühle mich hier pudelwohl, der Trainer schenkt mir viel Vertrauen und sagt das auch öffentlich, dann kann ich das auch zurückzahl­en“, sagte der Doppeltors­chütze, der sich gleich auch noch das Lob von Löw abholte: „Er hat zwei Tore gemacht, von daher war das natürlich auch gut für ihn für das Selbstbewu­sstsein.“

Nach etwas fahrigem Beginn der Deutschen besorgte Schürrle die Führung. Jonas Hector hatte den Ball von der linken Seite flach vor das Tor gebracht, wo der 26-Jährige lauerte und vollendete (19. Minute). Erste Chance, erstes Tor. Doch in jener Phase mühten sich die Männer in den weißen Hemdchen vergeblich um das angemessen­e Maß an Souveränit­ät. Zum Teil absurde Fehlpässe führten zu gefährlich­en Ballverlus­ten. Ein recht unerklärli­cher Hochschuss von Jonas Hector wurde so zum Ausgangspu­nkt des Ausgleichs. Dimitri Nazarov von Zweitligis­t Erzgebirge Aue, größter Star der Gastgeber, ließ noch Sami Khedira hübsch aussteigen und traf dann gegen den schuldlose­n Bernd Leno, der den Vorzug im Tor vor MarcAndré ter Stegen erhalten hatte (31.). Es war für die deutsche Elf das erste Gegentor seit der EM, es beendete die mehr als sieben Spiele währende Serie – und es versetzte der Stimmung im Stadion einen gehörigen AdrenalinS­toß. Die Folge: aserbaidsc­hanischer Wagemut. Zu viel davon vermutlich. Leichtsinn­iger Ballverlus­t in der eigenen Hälfte, Pass Schürrle, dann zog Thomas Müller mit Ball an Torwart Kamran Agayev vorbei und schob den Ball ins leere Tor (36.). Und der kleine Zwischensp­urt bis zur Halbzeit beinhaltet­e noch eine Flanke von Kimmich und einen nachfolgen­den Kopfball von Mario Gomez, der sich präzise ins gegnerisch­e Tor senkte (45.). Die Meuterei des Außenseite­rs war schnell niedergesc­hlagen, bevor Schürrle den Schlusspun­kt setzte und den Ball aus elf Metern ins Tor jagte (81.).

Der Torschütze war erleichter­t. „Es war ein schweres Stück Arbeit. Wir waren in den Zweikämpfe­n zu locker. Aber in den entscheide­nden Momenten waren wir da und haben den Sack zugemacht“, sagte Schürrle. Auch Löw war keineswegs euphorisch. „Es ist nicht alles Gold, was glänzt“, sagte Löw.

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Foto: Marius Becker, dpa Andre Schürrle (rechts) erzielte zwei Tore und leitete einen weiteren Treffer ein.

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