Ostthüringer Zeitung (Schleiz)

Gericht hört sich Kritik an Gutachten an

Neuer Streit erwartet

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München. Nach zwei Wochen Osterpause geht der NSU-Prozess mit voraussich­tlich neuem Streit um die psychiatri­sche Beurteilun­g von Beate Zschäpe weiter. Das Gericht will am Mittwoch und Donnerstag den Bochumer Hirnforsch­er und Psychiater Pedro Faustmann vernehmen.

Faustmann soll im Auftrag der drei Zschäpe-Pflichtver­teidiger Wolfgang Heer, Wolfgang Stahl und Anja Sturm das Gutachten des Sachverstä­ndigen Henning Saß „methodenkr­itisch“bewerten. Saß hatte Zschäpe volle Schuldfähi­gkeit bescheinig­t und eine andauernde Gefährlich­keit der Angeklagte­n für möglich erklärt. In der Woche danach soll dann auch der Freiburger Psychiater Joachim Bauer aussagen. Bauer war von Zschäpe und ihren Wunschvert­eidigern Mathias Grasel und Hermann Borchert engagiert worden. Bauer soll Zschäpe bei einer früheren Aussage Schuldunfä­higkeit attestiert haben. Zehn Jahre nach den tödlichen Schüssen auf die Polizistin Michèle Kiesewette­r sieht indes die Vorsitzend­e des Thüringer NSU-Untersuchu­ngsausschu­sses, Dorothea Marx, die Aufklärung durch Behörden behindert. Es sei an der Zeit, neben den NSU-Tätern „auch diejenigen disziplina­risch und strafrecht­lich zur Rechenscha­ft zu ziehen, die pflichtwid­rig die Aufklärung verhindern“, erklärte die SPDPolitik­erin. Nach Auffassung von Marx bestehen Zweifel daran, dass die aus Thüringen stammende Polizistin nur zufällig Opfer der ebenfalls aus Thüringen stammenden NSU-Täter Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos geworden ist. (dpa)

Schwere Vorwürfe von Dorothea Marx

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