Ostthüringer Zeitung (Schleiz)
Manager für die Wissenschaft
Arbeit waren der künstliche Organersatz und Biomaterialien. Zahlreiche Forschungsarbeiten sind auf internationalen und nationalen Kongressen vorgestellt worden. Die Publikationsliste weist an die 600 wissenschaftliche Veröffentlichungen auf. Etwa 100 Promotionen sind von ihm betreut worden. Für das wissenschaftliche Renommee des heute 80-Jährigen sprechen insbesondere seine Tätigkeit als Fachgutachter der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und seine Berufung in nationale und internationale Gesellschaften wie die Leopoldina und das Royal College of Physicians Edinburgh. 1992 wurde er zum Universitätsprofessor und Direktor der Klinik für Innere Medizin berufen. Jena. Wissenschaftsmanagement ist ein neues Berufsfeld für Wissenschaftler. Die Graduierten-Akademie der FSU Jena bietet dazu ab dem Wintersemester 2017/18 ein neues Zertifikatsprogramm für Promovierende und Postdocs an. Es vermittelt unter anderem grundlegende Kenntnisse zum deutschen Wissenschaftssystem, zu interdisziplinärer Zusammenarbeit, Projektmanagement und Drittmitteleinwerbung. Bewerbungen sind bis 1. Juni möglich.
Schon nach dem ersten Wochenende haben wir uns zusammengesetzt – der Verband, das Thüringer Büro und GGP – um die zweiten Literaturtage vorzubereiten. Es war eine lohnende Sache, auch für den Lese-Zeichen e.V., der 1998 aus dem Thüringer Büro zur Autorenund Leseförderung hervorging, weil wir mit dem Saale-Orla-Kreis an ein völlig neues Publikum gekommen sind, an ein sehr gutes Publikum. Das sagen auch nicht wenige Autoren, dass sie selten so ein Publikum haben wie auf der Burg. Die Leute sind noch neugierig. Es ist doch so: die Leute gehen zu großen Autoren, die aus dem Fernsehen und aus Zeitungen bekannt sind. Aber wer kommt noch zu Max Müller? In Ranis ist es zum Konzept geworden, dass mit den bekannten Autoren auch weniger bekannte Autoren lesen, die auch Qualität haben und ein großes Publikum verdienen.
Die Burg ist immer Hauptveranstaltungsort geblieben. Was macht sie attraktiv?
Es war immer klar, dass die Veranstaltung auf der Burg bleibt. Am Anfang war sie noch nicht renoviert, da hatten wir Angst um das Wetter. Es gab nur den Grünen Salon und da gingen gerade 80 Leute rein. Sie saßen dem Autor fast auf dem Schoß und wir haben immer zum Himmel geguckt, ob das Wetter hält oder nicht. Es gab noch einen Keller, in den wurde mit einem Riesengebläse warme Luft hineingeblasen, weil er kalt war. Es gab dort tolle Jazzveranstaltungen. Allerdings hatte der Keller keinen zweiten Notausgang, deshalb konnten wir ihn nicht mehr nutzen. Aber die Burg hatte Atmosphäre, das musste bleiben. Alle waren sehr begeistert von der Burg. Und wir haben gezeigt, dass man sie beleben und bespielen kann. Dadurch sind EFRE-Mittel für die Sanierung geflossen. Ein wesentlicher Punkt dabei waren die monatlichen Lesungen auf der Burg und dazu kamen die Literaturtage. Man kann so eine Sache nur erhalten, wenn man Publikum hat und inzwischen sind die Literatur- und Autorentage zu einem stabilen Faktor im Literaturleben geworden.
Woher kommt das Publikum, das Sie inzwischen erreichen?
Die Besucher der Region kommen aus Pößneck, Neustadt, Triptis, Saalfeld, Ziegenrück bis Bad Lobenstein. Aber sie kommen auch aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und darüber hinaus. Leute aus Hannover haben im letzten Jahr Festival-Tickets gekauft.
MDR Kultur hat Livesendungen von der Burg gesendet, dadurch wurden die Literaturund Autorentage nach Mitteldeutschland hineingetragen. MDR Kultur ist weiterhin ein wichtiger Medienpartner. Er unterstützt uns sehr.
Hat sich das Publikum im Laufe der Jahre verändert? Gibt es eine neue Generation?
Das Lese- und Literaturpublikum steigt nicht mit Anfang 20 ein, sondern mit Mitte 30, Anfang 40.
Aber in der Arbeit selbst macht sich ein Generationswechsel bemerkbar. Ralf Schönfelder organisiert die Literatur- und Autorentage jetzt das vierte Jahr, wodurch ein neuer Blick auf kunstspartenübergreifende Veranstaltungen zum Tragen kommt. Nicht vergessen sollten wir Uta Utzelmann in Jena, die für die Verwaltungs- und Organisationsarbeit verantwortlich zeichnet. Uta Utzelmann hält den Literaturtagen übrigens auch schon 20 Jahre die Treue.
Wie hat sich das Programm der Literatur- und Autorentage über die Zeit entwickelt?
Wir haben mal überlegt, den Poetry Slam aus dem Programm zu nehmen und durch etwas anderes zu ersetzen, aber da wären die Leute sauer. Wir haben mit der Veranstaltung ein ganz anderes Publikum, von jungen Leuten bis in die 70. Es ist damit ganz anders zusammengesetzt, als das Publikum bei Poetry Slams in Jena oder Erfurt. Das ist eine Eigenart und hängt mit Ranis zusammen, mit dem Veranstaltungsort im Winkel und der Soljanka von Schmiede-Gastwirt Hubert Weiße. Die Soljanka haben wir einer Lesung von Jutta Voigt zu verdanken. Sie hat ein Buch geschrieben über Essen in der DDR. Zu der Lesung sollte Hubert Weiße deshalb Soljanka anbieten und seitdem gibt ist Soljanka dort – während der Literaturtage ein viel verlangtes Essen.
Die Literatur- und Autorentage haben sich inzwischen herumgesprochen. Gibt es große Künstler, die hier anfragen?
Gibt es. Schriftsteller Ingo Schulze hat mal gesagt, dass man in Ranis gelesen haben muss, um seinen Ritterschlag zu erhalten. Es wird schon sehr genau beobachtet, wer auf Burg Ranis liest. Es gibt Anfragen. Zum Beispiel war Harry Rowohlt, der auch durch die Fernsehserie Lindenstraße bekannt wurde, begeistert von der Burg. Er war zweimal hier. Ralf Schönfelder: Die Agenturen gucken auch. Wir hatten Thomas Rühmann hier und dann kam über die gleiche Agentur Ursula Karusseit. Das Festival hat sich herumgesprochen. Es gab auch Autoren, die hier gelesen haben und von dem Engagement so begeistert waren, dass sie sagten: Sie müssen nicht das ganze Honorar zahlen.
Was werden die diesjährigen Höhepunkte der Literaturund Autorentage sein?
Am 8. Juni lesen 19.30 Uhr Thea Dorn und Harald Lesch, da freue ich mich sehr drauf. Sie sind noch nie zusammen aufgetreten. Am 10. Juni haben wir zum ersten Mal den Literaturkritiker Denis Scheck auf der Burg zu Gast. Und am 11. Juni liest um 20 Uhr Ursula Karusseit aus ihren Memoiren. Daneben liest Bruno Preisendörfer aus seinem Buch über die Lutherzeit, es gibt Lyrik im Konzert und eine Veranstaltung zu Büchern wie dem legendären „Hexenhammer“, die viel Unheil in der Welt angerichtet haben. Auch ein Live-Hörspiel ist wieder dabei. Die beiden Autoren wohnen gerade auf der Burg, schreiben hier ihren Text nach „Alice im Wunderland“und nehmen Geräusche dafür auf. Am 11. Juni um 18 Uhr wird es auf der Burg zu hören sein und nur hier. Es gibt außerdem einen literarischen Brunch, der sich etabliert hat. Dafür haben wir schon gut Karten verkauft. Eigentlich sollte das Thüringer Literarische Quintett auftreten, doch es wird ein Quartett sein, weil Hans-Jürgen Döring verstorben ist. Er hatte sich auf politischer Ebene sehr dafür eingesetzt, dass die Literaturtage gefördert werden. In seinem Vortrag wird der renommierte Biologe darlegen, dass Körper und Geist – anders als dies die griechische und klassizistische Philosophie behauptete – keine klar getrennten Dinge sind. Mit Blick auf die moderne Neurobiologie wird er die engen Wechselwirkungen von Körper und Geist präsentieren, die gegenseitige Beeinflussung von Gehirnstruktur und Ich-Gefühl. „Dies zeigt sich unter anderem an Phänomenen wie Schlaganfall oder Psychopharmaka, aber auch bei Placebo-Effekten“, nennt der Entwicklungsbiologe einige Beispiele.
Gerhard Haszprunar ist Lehrstuhlinhaber für Systematische Zoologie an der Universität München und steht der Zoologischen Staatssammlung und den Naturwissenschaftlichen Sammlungen Bayerns vor.