Ostthüringer Zeitung (Schmölln)
Leiche am Bleilochstausee
Jürgen Fuchs stirbt bei Fluchtversuch
Schon dreimal hatte Jürgen Fuchs versucht, über die DDR-Grenze in den Westen zu flüchten. Beim ersten Versuch war der 1947 geborene 16 Jahre alt. Den zweiten verriet ein Stasi-Spitzel. Fuchs wurde inhaftiert, und der dritte Versuch bei Hasenthal 1967 endete mit zehn Monaten Gefängnis. Dennoch entschloss er sich erneut zur Flucht. Fuchs hatte bis zum 2. November 1977 in einer Gaststätte in Wesenberg als Kellner gearbeitet und verschwand. Mit einer Postkarte verabschiedete sich von seinem Kollektiv: Er sei nur noch neun Kilometer von der BRD entfernt, wolle in Freiheit und nicht hinter Mauern und Stacheldraht leben. Sein bisheriger Chef übergab der Volkspolizei die Karte. Die landete dann bei der Stasi, die eine Fahndung auslöste. Am Morgen des 4. November 1977 teilte das Grenzregiment 10 dem Kommando der Grenztruppen in Peetz mit, dass ein Grenzverletzer 0.15 Uhr den Zaun zwischen Göritz und Sparnberg überwunden und dabei Alarm ausgelöst habe. Grenzsoldaten hörten die Hilferufe aus der Saale, die an jenem Tag Hochwasser führte. Am Nachmittag meldeten die Grenztruppen, offenbar sei niemand im Westen angekommen – es bestehe die Möglichkeit, dass der Grenzverletzer ertrunken sei. Am 5. Juli 1978 fand man am Ufer der Bleiloch-Talsperre eine stark skelettierte Leiche. Eine gerichtsmedizinische Untersuchung ergab, dass es sich um Jürgen Fuchs handelte.