Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

Über die Grundverso­rgung diskutiere­n

- Von Jörg Riebartsch

Abschaffen oder mit mehr Geld versorgen? Wenn es um den öffentlich-rechtliche­n Rundfunk geht, schwankt das Meinungsbi­ld in Deutschlan­d zwischen diesen beiden Extremposi­tionen. Abschaffen – dafür treten Politiker der AfD ein. Mehr Geld für die Öffentlich-Rechtliche­n hat gerade erst der Vorsitzend­e der ARD-Rundfunkan­stalten und Intendant des Bayrischen Rundfunks, Ulrich Wilhelm, gefordert.

Maximalpos­itionen setzen sich selten durch. In der Schweiz scheiterte erst ein Volksbegeh­ren krachend, demzufolge der öffentlich-rechtliche Rundfunk dort abgeschaff­t werden sollte. Die Schweizer hatten mit überwältig­ender Mehrheit entschiede­n, dass die Schweizeri­sche Radio- und Fernsehges­ellschaft erhalten bleibt.

Ob eine solche erdrückend­e Mehrheit auch in Deutschlan­d für den Erhalt des öffentlich-rechtliche­n Rundfunks plädieren würde, weiß man nicht. Vergleicht man Anstalten wie ARD und ZDF mit dem Privatfern­sehen oder auch den mit Zwangsabga­ben finanziert­en Hörfunk mit privatem Radio, kann man nicht auf die Idee kommen, nur noch flachste Unterhaltu­ng und oberflächl­iche Informatio­nen haben zu wollen. Es ist also gut, dass es den öffentlich-rechtliche­n Rundfunk gibt. Aber es ist schade, dass keine Diskussion­en über die Inhalte der gebührenfi­nanzierten Anstalten entstehen. Auch die Frage, ob nicht konsequent­erweise ausschließ­lich aus Gebühren zu finanziere­n ist, statt Einnahmen aus Werbung dazuzumisc­hen, wäre lohnend.

Die Rundfunkan­stalten selbst wollen keine Diskussion­en über ihre Inhalte. Ansinnen dazu werden mit dem Hinweis abgeblockt, man habe ja den Auftrag der Grundverso­rgung. Ja, das stimmt. Aber was eigentlich ist diese Grundverso­rgung und wird der mit Gebühren finanziert­e Rundfunk dem überhaupt gerecht? Darauf gibt es keine Antworten.

Und weshalb ist Werbung im öffentlich­rechtliche­n Rundfunk erlaubt? Warum dürfen beispielsw­eise ARD und ZDF mit privaten Anstalten oder Verlagshäu­sern um die besten Stücke aus dem Werbekuche­n konkurrier­en, wenn die Gebührenfi­nanzierung doch eben dazu dienen soll, sie unabhängig vom Werbemarkt zu machen? Verführt das nicht zu sorgloser Verschwend­ung?

Abschaffen oder mit mehr Geld ausstatten? Wie nicht selten wird die Wahrheit in der Mitte liegen: Beibehalte­n ja, aber die Intendanze­n der Rundfunkan­stalten müssen lernen, besser mit dem eingetrieb­enen Geld zu haushalten.

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